Nationalbank greift am Devisen-Markt ein

Thomas Jordan

SNB-Direktoriumspräsident Thomas Jordan. (© SIFF.2015)

Bern – Die Flucht von Anlegern in den Franken hat mit dem Eklat in Griechenland wieder zugenommen. Die Verunsicherung hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf den Plan gerufen: Sie intervenierte, um der neuesten Aufwertung zu begegnen.

Die Nationalbank sei «stabilisierend am Markt aufgetreten», sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Montag am «Swiss International Finance Forum» (SIFF) in Bern. Er bestätigte damit zum ersten Mal seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses Mitte Januar explizit, dass die SNB am Devisenmarkt interveniert hat. Zum Ausmass und zu möglichen weiteren Transaktionen wollte sich Jordan nicht äussern. Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses hat die SNB stets bekräftigt, «bei Bedarf» am Devisenmarkt aktiv zu werden. Eine Situation, wie sie über das Wochenende in Griechenland eingetreten sei, rechtfertige diesen Bedarf.

Schwierige Situation für die Schweizer Wirtschaft
Über Nacht habe die Nachfrage nach Franken zugenommen und der Euro sei unter Druck geraten. So startete die Gemeinschaftswährung mit 1,0337 CHF fast einen Rappen schwächer in die neue Woche. Einen kleinen Sprung – womöglich ausgelöst durch Euro-Käufe der SNB – gab es dann um 2 Uhr, nachdem ein Tiefstand von 1,0315 erreicht worden war. Ab 8 Uhr stieg der Euro relativ steil auf bis zu 1,0420 CHF.

Nach der Rede von Jordan gab der Euro aber wieder etwas nach. Am Nachmittag stand er bei 1,0370 CHF. Mit den Interventionen will die SNB die monetären Rahmenbedingungen beeinflussen. Denn die Aufwertung sei für die Schweizer Wirtschaft schwierig. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 CHF sei aber richtig gewesen, da dieser nicht mehr nachhaltig gewesen sei, bekräftigte Jordan.

Axel Weber, Verwaltungsratspräsident der Grossbank UBS und ehemaliger Chef der deutschen Bundesbank, zeigte am SIFF Verständnis für das Einschreiten der SNB. Damit trete sie in dieser unsicheren Situation einem Marktversagen entgegen.

Nahe an einem Bankenrun
Was nun in Griechenland passiere, sei völlig offen, hielt Jordan fest. Die Regierung in Athen habe das «sehr generöse» Angebot der Euro-Partner nicht annehmen wollen. Nun drohe vermehrte Unruhe. Denn solange die Europäische Zentralbank (EZB) keine weiteren Notfallkredite gewährte, dürften die griechischen Banken bei Auszahlungen und Transaktionen eingeschränkt sein, erklärte Jordan. Die Situation sei sehr schwierig, «nahe an einem Bankrun».

Der SNB-Präsident hält es aber weiterhin für möglich, dass es eine Lösung in den Verhandlungen mit den Gläubigern geben könnte. Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro sei zwar nicht das «Basisszenario» der SNB. Aber man habe auch damit rechnen müssen und die Nationalbank habe sich für diese Möglichkeit vorbereitet.

Psychologisch schwierige Situation
Jordan zeigte sich ebenso wie Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf am SIFF überzeugt, dass die heutigen Probleme Griechenlands für die Währungsunion weniger folgenreich seien, als sie es noch vor wenigen Jahren gewesen wären. Widmer-Schlumpf sagte, «das Problem ist überblickbar, aber wird uns stark beschäftigen». Ehemals kriselnde Länder wie Spanien oder Portugal seien heute relativ stabil und die EZB habe eine verstärkte Rolle übernommen, sagte die Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD).

Wirtschaftlich könne Europa das Problem stemmen. Psychologisch sei es aber schwierig. Es stelle sich die Frage, wie das Eurosystem stabil sein könne. Das Referendum werde etwas Klarheit bringen, befand Widmer-Schlumpf. Griechenland werde aber so oder so jahrelang daran arbeite müssen, «wieder gut zu machen, was man jetzt nicht hat hinbringen können».

EZB-Direktoriumsmitglied Peter Praet hat seinen Auftritt in Bern übrigens kurzfristig abgesagt. Er hätte an einem Podium zum Thema «Währungswettbewerb» teilnehmen sollen. (awp/mc/pg)

Exit mobile version