Schweizer Pensionskassen sind zu risikoavers

(Photo by Markus Spiske on Unsplash)

Zürich – Den Schweizer Pensionskassen fällt es zunehmend schwer, ansprechende Anlagerenditen zu erwirtschaften. Das liegt einerseits an der hartnäckig anhaltenden Tiefzinsphase aber auch an der Risikoaversion der Vorsorgeeinrichtungen. Umgekehrt fahren die Institute aufgrund des hohen Immobilienanteils aber auch ein zunehmendes Risiko.

Die Pensionskassen haben ein schwaches Anlagejahr hinter sich. Mit einer durchschnittlichen Performance von -2,8 Prozent (Vorjahr +7,6%) sei 2018 das schlechteste Anlagejahr für Pensionskassen seit zehn Jahren gewesen, heisst es in einer von der ZKB-Tochter Swisscanto am Donnerstag veröffentlichten Studie. Die enttäuschende Rendite lag damit deutlich unter der durchschnittlichen Zielrendite der Vorsorgeeinrichtungen von 3 Prozent.

Auffallend dabei ist: Gemessen an ihrer Risikofähigkeit verzichten viele Kassen aufgrund einer allzu starken Risikoaversion auf Renditechancen. So zeigt die Studie, dass gerade Pensionskassen mit einem guten demografischen Verhältnis ihre Risikofähigkeit nicht ausnutzen. Sie erzielten mit einer annualisierten Rendite von 4,1 Prozent über zehn Jahre eine geringere Performance als Kassen mit einem schlechteren Verhältnis von Aktiven zu Rentnern, die eine Rendite von 4,5 Prozent erwirtschafteten.

Träge Asset Allokation
Obwohl sich die Tiefzinsphase verschärft hat, hat sich die Asset Allokation der Vorsorgeeinrichtungen in den letzten Jahren insgesamt relativ wenig verschoben. So erhöhte sich der Aktienanteil am Gesamtvermögen der Vorsorgeeinrichtungen trotz dem langjährigen Bullenmarkt im Durchschnitt nur leicht – von 27 Prozent im Jahr 2009 auf 29 Prozent im Jahr 2018.

Dagegen nahm der Immobilienanteil im selben Zeitraum um rund 6 Prozentpunkte auf 25 Prozent zu. Damit gehen die Kassen aber ein hohes Risiko vor einem allfälligen Abschwung ein.

Die Studienautoren weisen auch darauf hin, dass die Leistungen der 2. Säule in den letzten Jahre massiv gesunken sind. So sank der technische Zinssatz, der misst, wie hoch das zurückgestellte Vorsorgekapital erwartungsgemäss verzinst werden kann, von 3,5 Prozent im Jahr 2009 auf rund 1,9 Prozent im Jahr 2018.

Der deutliche Rückgang des technischen Zinssatzes über die vergangenen zehn Jahre hat sich in tieferen Umwandlungssätzen niedergeschlagen. In den letzten zehn Jahren sanken die Umwandlungssätze um rund 1,0 Prozentpunkte auf durchschnittlich 5,7 Prozent.

Umwandlungssatz weiter auf Talfahrt
Die Umwandlungssätze werden gemäss der Studienautoren auch künftig weiter sinken. Bis ins Jahr 2023 wird ein durchschnittlicher Umwandlungssatz von 5,5 Prozent prognostiziert, und auch danach dürften die Umwandlungssätze weiter zurückgehen.

Um diesem Rückgang entgegenzuwirken, haben viele Vorsorgeeinrichtungen eigenständig erste Massnahmen ergriffen. So wurden beispielsweise seit 2010 die Sparziele durch eine längere Beitragsdauer und grössere Sparbeiträge um durchschnittlich 17,6 Prozent erhöht. Damit könne der Rückgang durch den gesunkenen technischen Zinssatz aber lediglich abgefedert werden, hiess es weiter.

Um die dennoch bestehende Lücke schliessen zu können, schlagen die Studienautoren eine weitere Erhöhung des Paarbeitrags um 17,9 Prozent, eine Verlängerung der Beitragsjahre um 7,2 Jahre oder die Senkung des Koordinationsabzugs um 6000 Franken oder eine gezielte Kombination von Massnahmen in diesen drei Bereichen vor.

An der Schweizer Pensionskassenstudie 2019 nahmen 531 Vorsorgeeinrichtungen teil (VJ 535). Gesamthaft sind damit 3,8 Millionen Versicherte repräsentiert. (awp/mc/ps)

Swisscanto

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