Anleihenmarkt: Rendite-Niveaus weiter kritisch

Elena Salgado

Elena Salgado, abtretende spanische Finanzministerin.

Frankfurt am Main – An den europäischen Anleihenmärkten sind die Renditen für Staatsanleihen hoch verschuldeter Staaten der Eurozone am Dienstag weiter kräftig gestiegen. Der Markt mache sich zunehmend sorgen, wie sich die Banken und Staaten der Eurozone künftig frisches Geld besorgen können, sagte der Anleihenexperte Vincent Chaigneau von der Société Générale. Vor allem bei den Staatsanleihen aus dem hoch verschuldeten Italien mit einer Laufzeit von zehn Jahren sprang die Rendite einmal mehr deutlich nach oben und kletterte um 0,10 Prozentpunkte auf 6,724 Prozent.

Zuletzt hatte die zehnjährige italienische Anleihe am 9. November ein Rekordhoch bei etwa 7,5 Prozent erreicht. Zum Vergleich: Die Rendite für die als besonderes sicher geltende deutsche Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren lag zuletzt bei 1,919 Prozent. Neben den italienischen Anleihen gerieten auch spanische Papiere abermals unter Druck: Die Rendite der Zehnjahresanleihe legte um 0,08 Prozentpunkte auf 6,548 Prozent zu.

Spanien refinanziert sich zu rekordhohen Zinsen
Am Vormittag hatte sich Spanien nach dem Machtwechsel vom Wochenende nur zu rekordhohen Zinsen frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen können. Mit zwei Geldmarktpieren über drei und sechs Monate nahm der spanische Staat laut offiziellen Angaben knapp drei Milliarden Euro ein. Bei den Versteigerungen sprangen die Renditen auf über fünf Prozent nach oben und verdoppelten sich damit nahezu im Vergleich zu vorangegangenen vergleichbaren Auktionen.

Zunehmend Sorgen über französische Kreditbewertung
Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe aus Frankreich stieg um 0,08 Prozentpunkte auf 3,533 Prozent ebenfalls stark an. Die Anleger machen sich laut Experten immer stärkere Sorgen über die französische Kreditbewertung. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Eurozone wird von den Ratingagenturen zwar weiterhin mit der Bestnote «AAA» bewertet. Zuletzt gab es aber immer wieder Hinweise, dass die Bestnote für Frankreich fallen könnte.

Belgien kräftig zur Kasse gebeten
Den stärksten Renditeanstieg verzeichnete allerdings mit 0,19 Prozentpunkten auf 4,955 Prozent die belgische Zehnjahresanleihe. Zuvor hatte Belgiens König Albert II. die Chefs mehrerer Parteien empfangen, um Auswege aus der Staatskrise zu suchen. (awp/mc/upd/ps)

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