Thomas Schaffner, Portfoliomanager Emerging Markets Asien Bank Vontobel, im Interview

von Dieter Haas, Derivative Partners AG, www.payoff.ch

Thomas Schaffner, Portfoliomanager Emerging Markets Asien (ex Japan und China) bei der Bank Vontobel, zur Wechselkursentwicklung der Schwellenländer, den Schwerpunkten des hauseigenen Sustainable Emerging Market Leaders Fonds, den Aussichten Chinas sowie allfälligen Risiken.

payoff: Herr Schaffner, welches waren im laufenden Jahr die positiven und welches die negativen Überraschungen unter den Währungen der Schwellenländer?

Thomas Schaffner: Seit Ende Januar zeigen Schwellenländer eine deutlich positive Wertentwicklung. Dies gilt insbesondere für die Hochzinswährungen und Brasilien im Speziellen. Negativ haben Mexiko und China überrascht, wobei die chinesische Abschwächung gegenüber dem US-Dollar eine notwendige Massnahme der chinesischen Behörden gewesen ist. Schliesslich macht es im Umfeld einer konjunkturellen Abschwächung keinen Sinn, die eigene Währung an den starken Dollar zu koppeln.

Bei welchen Währungen/FX-Paaren gibt es in den nächsten sechs Monaten Potenzial für Wertzuwächse?

Rohstoffwährungen wie der russische Rubel dürften weiterhin Potenzial haben. Hinzu kommt, dass die russische Wirtschaft langsam wieder aus der tiefen Rezession herausfindet. Für Mexiko dürfte auch unser optimistischer Ausblick für die US-Konjunktur sprechen, schliesslich sind beide Volkswirtschaften eng miteinander verzahnt.

Bekannter Aktienfonds Ihres Hauses ist der Vontobel Fund – mtx Sustainable Emerging Market Leaders. Wo setzt der aktive Schwellenländerfonds derzeit die ländermässigen Schwerpunkte?

Unsere Länder- und Branchenallokationen resultieren aus der Aktienauswahl. Derzeit sind wir in den Sektoren Informationstechnologie und Finanzen gegenüber der Benchmark übergewichtet. Aus geografischer Sicht sind wir in China übergewichtet und ausserdem stark in Indien und Taiwan engagiert.

Der Fonds ist derzeit in China stark übergewichtet. Was sind die Gründe und wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Aktienmarktes, auch im Zusammenhang mit einer potenziellen Index-Aufnahme in das MSCI-Universum?

Wir konzentrieren uns auf führende Unternehmen mit hoher Rendite und fairer Bewertung. China hat einen breiten Markt und die Rentabilität ausgewählter Unternehmen ist gut, wenn man traditionelle Industriewerte und die Rohstoffsektoren ausser Acht lässt. In China findet man gut geführte private Unternehmen. Zudem sind die Bewertungen recht günstig. Der lokale Markt für A-Aktien bietet im Vergleich zum chinesischen Segment in Hongkong eine grössere Zahl von Unternehmen, wodurch sich die Anzahl der chinesischen Unternehmen erhöht, in die man investieren kann.

Wie sieht die aktuelle Sektordiversifikation des Fonds im Vergleich zur Benchmark MSCI Emerging Markets Equity TR Index aus?

Wir sind derzeit in den Sektoren Informationstechnologie und Finanzen gegenüber der Benchmark übergewichtet.

Können Sie die gewählte Strategie Ihres Fonds etwas verdeutlichen?

Unsere Anlagestrategie konzentriert sich auf die Identifizierung branchenführender Unternehmen mit starker Wettbewerbsposition und hoher Rentabilität, die mit einem Abschlag auf ihren inneren Wert gehandelt werden. Unsere Anlagestrategie basiert auf den vier Säulen Return on Invested Capital (ROIC), Innerer Wert, Branchenposition und Environment, Social and Governance (ESG). Unser Portfolioaufbau erfolgt auf Basis einer reinen Bottom-up-Aktienauswahl, wobei die Portfolios in hohem Masse konzentriert sind.

Im laufenden Jahr haben sich die Schwellenländer besser entwickelt als der Weltaktienindex. Welche Erwartungen haben Sie für 2017?

Nach dem Brexit waren die Aussichten für die globale Wirtschaft gedämpft. Eine schwächere globale Wirtschaft wäre sicher negativ für Schwellenmärkte. Das direkte Engagement in Grossbritannien ist aber für die meisten Länder begrenzt. Die potenziellen negativen Folgen eines Brexit haben Anleger dazu bewogen, sich wieder Schwellenmärkten zuzuwenden, die auf relativer Basis attraktiver erscheinen.

Welches sind aktuell die grössten Risiken? 

Aus unserer Sicht sind unerwartete politische Entwicklungen das grösste Risiko für die Schwellenmärkte.

Herzlichen Dank für das Interview.

Der Gesprächspartner:
Thomas Schaffner stiess 2009 als Analyst für Aktien Asien zum Vontobel Global Equities-Team. Seit 2011 ist er Portfoliomanager des Vontobel Fund – mtx Sustainable Asian Leaders (ex Japan) und des Vontobel Fund – mtx China Leaders. Ausserdem ist er Co-Portfoliomanager des Vontobel Fund – mtx Sustainable Emerging Markets Leaders. Zuvor arbeitete Thomas Schaffner 2006 bis 2009 als Investment Analyst Asien (ohne Japan) bei Lombard Odier in Hongkong und unterstützte die Anlagestrategie der Bank. Von 1998 bis 2005 war er Portfoliomanager bei Credit Suisse und einem unabhängigen Vermögensverwalter in Basel, bei dem er einen Rohstoff-Fonds gründete und erfolgreich verwaltete. Thomas Schaffner hält einen MBA mit Spezialisierung in China Business der Hong Kong University of Science & Technology und einen Bachelor of Science in Accounting & Finance der Fachhochschule Basel. Er ist CFA Charterholder.

 

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