US-Notenbank stützt Geldmarkt erstmals seit Finanzkrise

Dollar

(Photo by Sharon McCutcheon on Unsplash)

New York – Ein plötzlicher Liquiditätsengpass am amerikanischen Geldmarkt hat die US-Notenbank Fed auf den Plan gerufen. Erstmals seit der schweren Finanzkrise vor rund zehn Jahren musste die Zentralbank auf dem Interbankenmarkt intervenieren. Am Dienstagabend (MESZ) stellte sie den Geschäftsbanken über spezielle Wertpapiergeschäfte 53,2 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Zugleich kündigte sie an, am Mittwoch ein weiteres Geschäft dieser Art durchzuführen.

Grund für den Sondereinsatz der Notenbank ist ein Mangel an Liquidität auf dem amerikanischen Geldmarkt. Dort handeln die Banken mit nicht benötigten Finanzmitteln. Über die Ursache der Knappheit herrscht keine Gewissheit. Als mögliche Gründe für den Mangel vermuten Experten Steuerzahlungen der Unternehmen und Käufe neuer Staatsanleihen durch amerikanische Banken. Aufgrund der hohen Haushaltsdefizite der USA ist das Angebot an neuen US-Staatsanleihen derzeit hoch.

Zinssatz am Interbanken- oder Geldmarkt springt auf 10 Prozent
Der Zinssatz am amerikanischen Interbanken- oder Geldmarkt war am Dienstag in der Spitze auf zehn Prozent gestiegen. Das ist das Vierfache der Obergrenze von 2,25 Prozent, die die US-Notenbank mit ihrer Geldpolitik anstrebt. Die Leitzinsspanne der Fed von gegenwärtig 2,0 bis 2,25 Prozent gibt die Spanne vor, zu der die Banken am Geldmarkt überschüssige Liquidität handeln sollen. Nach dem Eingreifen der Notenbank ging der Geldmarktzins wieder zurück.

Die Frage ist, ob das Liquiditätsproblem weiterhin auftritt und wie die US-Notenbank darauf reagieren würde. Die Fed tagt zur Stunde in Washington. Am Abend will sie ihre Entscheidungen verkünden. Es wird mit der zweiten Zinssenkung in diesem Jahr gerechnet. Zugleich könnte die Zentralbank angeben, wie sie mit dem Liquiditätsproblem auf dem Geldmarkt umzugehen gedenkt.

Regelmässiger Schritt?
Einige Beobachter halten es für möglich, dass die Fed sich schon jetzt für einen regelmässigen Liquiditätszuschuss entscheidet, etwa über regelmässige Wertpapierkäufe. Die Kunst bestünde dann jedoch darin, den Märkten zu vermitteln, dass es sich hierbei nicht um eine geldpolitische Lockerung über Anleihekäufe handelt, sondern um eine Massnahme, um den Verspannungen am Interbankenmarkt zu begegnen. Daneben ist denkbar, dass sich die Fed gegen ein dauerhaftes Vorgehen entscheidet und zunächst durch einzelne Geldmarktgeschäfte wie am Dienstag gegensteuert. (awp/mc/pg)

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