VanEck: Seltene Erden – das «neue» Gold

Alessandro Rollo

Alessandro Rollo, Produktmanager beim Vermögensverwalter VanEck. (Foto: zvg)

Ohne die so genannten Seltenen Erden sind viele moderne Technologien nicht denkbar. Während bislang China ein Quasi-Monopol auf die Förderung dieser Materialien hatte, fangen westliche Staaten an, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Dies eröffnet Investoren Chancen.

von Alessandro Rollo, Produktmanager beim Vermögensverwalter VanEck

Mit der Entdeckung eines grössten Vorkommens an Seltenen Erden in Schweden ist die Diskussion über die Rolle dieser Metalle neu entfacht. Da Seltene ein wichtiger Bestandteil der Energiewende sind, sind sie zu einer Frage der nationalen Sicherheit geworden. Die meisten Länder der Welt versuchen nun, die Abhängigkeit von China zu reduzieren.

Seltene Erden sind gar nicht so selten
Bei Seltenen Erden handelt es sich um 17 metallische Elemente, die erstmals 1788 in Schweden entdeckt wurden. Obwohl sie überall auf der Welt vorkommen, rührt ihre «Seltenheit» daher, dass sie nur sehr schwierig abgebaut werden können. In der Regel kommen sie nicht in hohen Konzentrationen vor und manchmal zusammen mit radioaktiven Elementen vor. Auch deshalb ist ihre Gewinnung mit hohem Energieaufwand verbunden. Dementsprechend verfügen nur wenige Länder über das Know-how und die technischen Möglichkeiten, diese Materialien zu gewinnen und zu verarbeiten. Bislang war China das Land mit dem Löwenanteil der weltweiten Produktion von Seltenen Erden.

Entwicklung der weltweiten Produktion von Seltenen Erden

(Quelle: geology.com)

Lediglich die USA, Australien und Kanada sind in der Lage, der Dominanz Chinas etwas entgegenzusetzen. Europa hingegen ist bei der Versorgung mit diesen Metallen vollständig auf externe Partner angewiesen. Die Lage könnte sich jedoch ändern, da die westlichen Länder anfangen, aggressiv zu investieren, um die Lieferketten umzustrukturieren und mehr Prozesse zu selbst durchzuführen. Erst kürzlich wurde bekannt, dass das US-Pentagon ein in diesem Sektor tätiges australisches Unternehmen, die Lynas Corporation, subventioniert. Sie wird in Texas eine Anlage für die Verarbeitung und Raffination dieser Metalle bauen, was hoffentlich auf dem Weg zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit bei Seltenen Erden hilft.

Die Energiewende und Technologien der Zukunft sind von Seltenen Erden abhängig
Seltene Erden sind von entscheidender Bedeutung, da sie einen wichtigen Beitrag zu vielen technologischen Fortschritten geleistet haben. Sie werden in grossem Umfang für Telefone, Computer, Batterien, Verteidigungssysteme und Monitore verwendet, um nur einige zu nennen. Da die Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Gas und Öl immer mehr an Fahrt gewinnt, wird die Nachfrage nach Seltenen Erden weiter steigen. Sie sind nämlich wesentliche Bestandteile von Technologien für erneuerbare Energien wie Windturbinen, Batterien für Elektrofahrzeuge und Solarzellen. Die Energiewende und die Dekarbonisierung der Volkswirtschaften werden also auf diese spezielle Gruppe von Metallen angewiesen sein. Es liegt auf der Hand, warum es für die meisten Länder von grösster Bedeutung ist, sich eine ausreichende Versorgung mit diesen Materialien zu sichern.

Investitionen in Seltenen Erden über Unternehmen möglich
Im Gegensatz zu vielen anderen Materialien, die beispielsweise durch Terminkontrakte auf regulierten Märkten gehandelt werden können, ist dies bei den Seltenen Erden nicht der Fall. Die einzige Möglichkeit, sich Zugang zu dieser Nischen-, aber gleichzeitig so wichtigen Kategorie von Metallen zu verschaffen, besteht darin, in die Unternehmen zu investieren, die sich mit ihrer Gewinnung, Verarbeitung und Raffination beschäftigen. In der Tat ist die finanzielle Performance dieser Unternehmen stark mit der Nachfrage und der Preisentwicklung bei den Seltenen Erden korreliert. Anstatt manuell einzelne Aktien von Unternehmen in diesem Sektor zu erwerben, könnte ein ETF, der Zugang zu einem diversifizierten Portfolio von Unternehmen aus dem Bereich der Seltenen Erden bietet, eine interessante Lösung sein. Durch die Investition in mehrere Unternehmen und verschiedene geografische Gebiete können die Risiken begrenzt werden.

Ein weiterer interessanter und aktueller Faktor für eine Investition in Seltene Erden liegt auf fundamentaler Ebene. Die Bewertungsmultiplikatoren sind im Vergleich zu früheren Niveaus gesunken, während sich die Gewinnspannen erholt haben. Natürlich gibt es immer noch Risiken, die Anleger sorgfältig abwägen sollten; neben dem allgemeinen Aktienmarkt- und Währungsrisiko gibt es auch noch andere Risiken im Zusammenhang mit Investitionen in Schwellenländer und kleinere Unternehmen.

Entwicklung Kurs-Gewinn-Verhältnis und Enterprise-Value/EBITDA in der Seltenen-Erden-Industrie

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