Warren Buffett eröffnet Jagdsaison auf Firmen

Warren Buffett

Investorenlegende Warren Buffett.

«Orakel von Omaha»: IWarren Buffett.

Omaha – Der legendäre Firmenjäger Warren Buffett sucht nach fetter Beute. Seine Investmentholding Berkshire Hathaway brauche mehr grosse Übernahmen, schrieb Buffett in seinem am Samstag veröffentlichten Aktionärsbrief. «Unser Elefantentöter ist nachgeladen und mein Finger am Abzug juckt.»

Denn seine Überzeugung ist, dass es weiter aufwärts geht mit der Wirtschaft, vor allem in seiner Heimat. «Die besten Tage liegen noch vor Amerika.» Die Investorenlegende hatte im vergangenen Jahr ihren bisher grössten Treffer gelandet: Buffett kaufte für 26 Milliarden Dollar die Frachteisenbahn Burlington Northern Santa Fe. Das Geschäft hat sich gerechnet, weil mit der wirtschaftlichen Erholung auch das Frachtaufkommen stieg. «Das Geld fliesst immer dahin, wo es die günstigsten Gelegenheiten gibt; und es gibt in Amerika günstige Gelegenheiten in Hülle und Fülle.» Mit 38 Milliarden Dollar ist seine Kasse bestens gefüllt.

Prall gefüllte Kriegskasse
Alleine im vergangenen Jahr verdiente Berkshire Hathaway unterm satte 13 Milliarden Dollar nach bereits respektablen 8 Milliarden im Vorjahr. Der Nettogewinn sei für Berkshire Hathaway aber «fast bedeutungslos», räumte Buffett in seiner bekannt schonungslosen Offenheit ein. «Charlie (sein Kompagnon) und ich könnten den Nettogewinn zu jeder Zeit ziemlich legal in fast jede Richtung drehen, die wir wollen.» Der 80-Jährige, der aussieht wie der liebe Opa von nebenan, hat es faustdick hinter den Ohren: Er hatte in den 1960er Jahren die kleine Textilfirma Berkshire Hathaway übernommen und sie mit klugen Investitionen zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt ausgebaut. Er ist deshalb für unzählige Anleger in aller Welt eine Kultfigur. Sein fast untrüglicher Sinn fürs Geldverdienen hat ihm den Spitznamen «Orakel von Omaha» eingebracht und die Berkshire-Aktie auf unglaubliche 127.550 Dollar steigen lassen – pro Stück, wohlgemerkt!

Konzerne lösen teure «Kredite» wieder ab
Die Investmentholding besitzt rund 80 eigene Tochterfirmen und hält Beteiligungen an einer ganzen Reihe von namhaften Grosskonzernen. Dazu gehören Coca-Cola oder die Munich Re, die frühere Münchener Rück. In Zeiten der Finanzkrise war Buffett einer der wenigen, die noch ausreichend Cash und den nötigen Mut besassen zu investieren. So pumpte Buffett etliche Milliarden Dollar in den US-Industriekoloss General Electric, in die Schweizer Rückversicherung Swiss Re sowie in die US-Investmentbank Goldman Sachs. Die «grosszügige» Geste liess sich Buffett mit fetten Zinsen vergelten. Nun aber, da es wirtschaftlich wieder besser läuft, wollen die Konzerne die teuren «Kredite» gerne ablösen. Die Swiss Re hat es schon getan, General Electric dürfte im Oktober folgen. Nur Goldman Sachs hat ein Problem, wie Buffett schmunzelnd feststellt: «Sie wurde bis jetzt von der US-Notenbank zurückgehalten (zum Glück!).» Die Fed dürfte aber «bedauerlicherweise in Bälde grünes Licht geben».

Schlitzohr und Sparfuchs
Buffett ist aber nicht nur ein Schlitzohr, er ist auch ein Sparfuchs und legt gegenüber seinen Aktionären genau Rechenschaft darüber ab, wie viel ihres Geldes er wofür ausgibt. «Die Miete in Berkshires weltweitem Hauptquartier liegt bei 270.212 Dollar im Jahr», liess er wissen. Gegenüber den Multimillionen Dollar teuren Trutzburgen anderer Konzerne ist das ein Witz. Selbst für den Cola-Automaten rechtfertigt sich Buffett, ein bekennender Coca-Cola-Liebhaber. «Solange Charlie und ich Euer Geld wie unser eigenes behandeln, werden auch die Manager von Berkshire Hathaway sorgsam damit umgehen», versprach er.

Waidmanns Heil!
Doch beide sind nicht mehr die Jüngsten: Buffett ist 80, seine engster Vertrauter Charlie Munger sogar 87. Die Frage, die die Berkshire-Aktionäre bewegt, ist deshalb: Wer wird die zwei rüstigen Finanzjongleure mal beerben? Ein paar Namen hat Buffett schon selbst in den Raum geworfen, ohne aber einen Favoriten zu benennen. Wahrscheinlich, so sagt er, wird es eine Führungsspitze aus mehreren Leuten geben. Wer seine privaten, mittlerweile geschätzt wohl deutlich mehr als 50 Milliarden Dollar bekommt, steht dagegen schon fest: Er gibt sie für den guten Zweck her. Bei soviel Wohltätigkeit kann man ihm bei der Firmenjagd nur wünschen: Waidmanns Heil! (awp/mc/ps)

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