Zunehmende Konsolidierung bei den Schweizer Privatbanken

Finanzplatz

(Foto: FotolEdhar - Fotolia.com)

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St. Gallen – Den grossen Schweizer Privatbanken ist es gelungen, sich gegenüber dem Vorjahr deutlich zu steigern und eine gesamthaft konsistentere Leistung zu erzielen. Die Situation für zahlreiche kleinere und mittlere Banken bleibt dagegen kritisch. Dies zeigt eine Studie von KPMG und der Universität St. Gallen (HSG).

Schweizer Privatbanken sahen sich auch 2012 mit neuen Regulierungen und einer zunehmenden Komplexität des Geschäfts konfrontiert. Die gemeinsam von KPMG und der HSG erstellte Studie «Performance der Schweizer Privatbanken 2013» untersuchte anhand der Geschäftsberichte von mehr als 100 Schweizer Privatbanken deren wirtschaftliche Entwicklung über die Jahre 2006 bis 2012 und eruierte die konkreten finanziellen Auswirkungen des nach wie vor instabilen wirtschaftlichen und politischen Umfeldes.

Kritische Situation für kleine Banken
Insgesamt zeigt die Studie, dass hiesige Privatbanken – begünstigt durch die positive Performance an den Aktienmärkten – einerseits zwar die verwalteten Vermögen, die Erträge und den Gewinn steigern konnten. Andererseits veranschaulichen die Ergebnisse aber auch, dass die Situation insbesondere für kleine Banken mit einem verwalteten Vermögen von weniger als 5 Mrd Franken kritisch bleibt und der Anteil an verlustmachenden Instituten, die auf einem nicht nachhaltigen Niveau wirtschaften, stagniert.

Wichtige Erkenntnisse der Studie:

  1. Weiterhin ungenügende Eigenkapitalrenditen: Die Eigenkapitalrenditen stiegen durchschnittlich von 3.8% auf 4.0% an, liegen damit aber nach wie vor deutlich unter einer risikogerechten Rendite, welche je nach Bank im Bereich von 8-10% liegen müsste. Des Weiteren zeigen sich substanzielle Unterschiede zwischen den einzelnen Marktteilnehmern: Die Eigenkapitelrendite der grossen Institute befindet sich mit 6.9% deutlich über derjenigen von kleineren (3.1%). Die Unterschiede haben 2012 weiter zugenommen. Bei Banken, die ihr Geschäftsmodell aktiv angepasst haben, scheinen sich die Anstrengungen auszuzahlen, und sie vermochten ihre Performance auch in einem schwierigen Umfeld zu verbessern. Insofern hat sich die Spreu vom Weizen zu trennen begonnen.
  2. Anhaltende Verluste: Mit 23% ist der Anteil an verlustmachenden Banken auch 2012 gross. Betroffen sind ausschliesslich kleine und mittelgrosse Banken. Obwohl viele davon bereits in den letzten vier Jahren Verluste verzeichneten, können sie diese aufgrund ihres komfortablen Niveaus an Eigenmitteln verkraften. Die Aktionäre scheinen weiterhin gewillt, Verluste in Kauf zu nehmen.
  3. Marktbedingte Erholung der verwalteten Vermögen: Es war primär die positive Anlageperformance, welche 2012 für einen Anstieg der verwalteten Vermögen sorgte – im Durchschnitt um 4%. Organisches Wachstum war dennoch schwierig zu erreichen: Mehr als die Hälfte der Banken verlor Kundengelder und lediglich 20% der Institute gelang es, eine positive Neugeldentwicklung von mehr als 10% zu erzielen.
  4. Stabile Personalkosten auf hohem Niveau: Über die Hälfte der Marktteilnehmer reduzierte zwar ihren Personalstamm, die Anzahl Angestellter bei den grossen Privatbanken nahm im Vergleich zum Vorjahr aber zu. So waren 2012 bei den analysierten Banken mehr Personen beschäftigt als noch im Vorjahr. Das Verhältnis von Mitarbeiterkosten zu Nettoertrag stieg auf 50% (41% im Jahr 2006). Insgesamt verharrten 2012 die Personalkosten pro Mitarbeiter bei CHF 213‘000, bei den grossen Banken stiegen sie erstmals wieder leicht an.
  5. Keine deutliche Kostenreduktion erkennbar: Über alle analysierten Banken hinweg betrachtet, sank das durchschnittliche Kosten-Ertrags-Verhältnis zum ersten Mal seit 2007. Mit 80% bewegt es sich jedoch auf einem nach wie vor sehr hohen Niveau, mit wiederum deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Marktteilnehmern: Grosse Privatbanken vermochten ihr Kosten-Ertrags-Verhältnis von 77% auf 71% zu senken, während die kleinen Banken bei 82% stagnierten.
  6. Beschleunigter Rückgang Anzahl Privatbanken: Die Anzahl Privatbanken reduzierte sich 2012 deutlich um 13 auf 148. Diese beschleunigte Konsolidierung ist primär durch eine Zunahme der Liquidationen begründet und nicht durch vermehrte M&A-Aktivitäten. Auffällig in diesem Zusammenhang ist eine steigende Anzahl von M&A-Prozessen, die nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Gründe dafür sind unter anderem, dass Käufer keine Risiken erwerben wollen und dass Banken, die zum Verkauf stehen, zum Teil strategisch zu wenig fokussiert sind.

Die herausfordernde wirtschaftliche und politische Lage sowie der anhaltende Druck aus dem Ausland werden den Trend zu einer weiteren Konsolidierung begünstigen. KPMG erwartet für die kommenden drei Jahre deshalb einen Rückgang der Anzahl Schweizer Privatbanken um 25 bis 30%. Um dem starken Veränderungsdruck und den Herausforderungen auf regulatorischer und politischer Ebene gewachsen zu sein, gilt es für die Institute auch künftig, ihr Geschäftsmodell sowie ihre Strukturen stetig zu überprüfen und die für sie kritische Grösse und neue Wachstumsmöglichkeiten zu eruieren. (KPMG/mc/pg)

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