Zurich wächst im Schadengeschäft

Zurich-CEO Mario Greco. (Foto: Zurich)

Zürich – Die Zurich-Gruppe hat im laufenden Jahr im Schadengeschäft an Gewicht zugelegt, konnte aber während der Coronakrise in der Lebensversicherung weniger Neugeschäft an Land ziehen. Die Gruppe bleibt solide kapitalisiert, was auf weiterhin hohe Ausschüttungen hoffen lässt.

Die im Frühjahr rund um den Globus verordneten Lockdowns haben auch die Arbeit der Versicherungsberater erschwert. Treffen mit Kunden waren kaum oder nur online möglich und die Verunsicherung bei Kunden wuchs, was auf den Absatz von Lebensversicherungen drückte.

Das zeigen auch die am Donnerstag von der Zurich zu den ersten neun Monaten veröffentlichten Eckwerte. Im Neugeschäft der Lebensversicherung brach das Jahresprämienäquivalent (APE) um beinahe einen Fünftel auf 2,57 Milliarden US-Dollar ein. Die Kennzahl setzt sich aus den neu dazugewonnenen laufenden Prämien und 10 Prozent der Einmalprämien im Neugeschäft zusammen.

Der Einbruch sei auf die Einschränkungen in mehreren Märkten während der Coronakrise zurückzuführen, erklärte die Zurich. Zudem sei das Geschäft im Jahr davor sehr gut gelaufen. In der Schweiz hatte beispielsweise der Rückzug des Konkurrenten Axa aus der BVG-Vollversicherung im vergangenen Jahr das Volumen anschwellen lassen.

Um Währungseinflüsse und Akquisitionen bereinigt hielt sich der Rückgang mit -8 Prozent derweil in Grenzen. Und im dritten Quartal allein sei die APE-Kennzahl, getragen von gutem Wachstum in Lateinamerika, sogar um 7 Prozent gestiegen, unterstrich Finanzchef George Quinn an einer Telefonkonferenz.

Steigende Prämiensätze
Besser als die Lebensversicherung hat das grössere Sach- und Unfallgeschäft im Verlauf des Jahres abgeschnitten. Dort wuchsen die Bruttoprämieneinnahmen von Januar bis September um 3 Prozent auf 27,3 Milliarden Dollar und damit schneller als von Analysten erwartet.

Geholfen haben laut Quinn die im dritten Quartal weiter erhöhten Prämiensätze. In Nordamerika konnte die Zurich bei Firmenkunden 18 Prozent höhere Prämiensätze durchsetzen, in Europa lag der Preisanstieg auch im zweistelligen Prozentbereich.

Während der Coronakrise habe die Nachfrage insbesondere nach Haftpflichtversicherungen weiter zugelegt, erklärte Quinn den Preisanstieg. Zudem sei im Versicherungssektor allgemein aufgrund der ultratiefen Zinsen Geschäft zu höheren Tarifen angeboten worden, um die Margen zu verteidigen.

Das Wachstum mit KMU hat sich die Zurich auf die Fahne geschrieben. Das sei in Europa besonders in Deutschland, der Schweiz und in Grossbritannien geglückt, hiess es. Das Geschäft mit Privatkunden wuchs dagegen nur leicht.

Während die Marktregion EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) bereinigt um 7 Prozent und Nordamerika um 4 Prozent beim Volumen zulegen konnten, sank dieses in Asien-Pazifik um 11 Prozent. Dort dämpfte die geringere Nachfrage nach Reiseversicherungen die Entwicklung.

US-Hurrikane belasten
Corona geht im Sachgeschäft nicht spurlos an der Zurich vorbei. Nach wie vor rechnet Quinn mit einer Nettobelastung aus coronabezogenen Leistungen in Höhe von 450 Millionen Dollar. Diese Zahl beziehe sich auf die bereits im Frühling erwarteten Schadensansprüche von 750 Millionen und Abzüge von rund 300 Millionen.

Die zweite Pandemiewelle dürfte laut Quinn höchstens zu geringfügig höheren Belastungen im Sachgeschäft führen, da Deckungen für Betriebsschliessungen reduziert oder gar eliminiert worden seien. Dafür erwartet die Zurich höhere Verluste aus Hurrikan- und anderen Wetterereignissen. Dadurch würden die Verluste aus Naturkatastrophen um rund zwei Prozentpunkte höher liegen, als dies in der zweiten Jahreshälfte üblich sei, hiess es.

Die Bilanz bleibe aber gut kapitalisiert, was auch die firmeneigene Z-ECM-Quote zeige, sagte Quinn. Diese rückte per Ende September mit 110 Prozent in die Mitte der Zielbandbreite von 100 bis 120 Prozent vor. Das stimme ihn auch optimistisch, dass man an der eingeschlagenen Dividendenpolitik festhalten könne.

Die besser als erwartet ausgefallene Volumenentwicklung sowie die nach wie vor solide Solvenz trieben die Zurich-Aktien am Donnerstag weiter in die Höhe, nachdem sie bereits in den letzten Tagen deutlich zugelegt hatten. Bis Mittag lagen sie bei einem unveränderten Gesamtmarkt (SMI) gut ein Prozent im Plus. (awp/mc/ps)

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