DFB wechselt nach 70 Jahren von Adidas zu Nike – für 100 Mio Euro jährlich

Nach über 70 Jahren Partnerschaft mit Adidas ist Schluss: Bundestrainer Julian Nagelsmann präsentiert das pinke DFB-Nationaltrikot - dies zum letzten Mal mit Adidas-Emblem.

Frankfurt – Zäsur bei der Nationalmannschaft: Der Deutsche Fussball-Bund lässt den Vertrag mit Dauerpartner Adidas auslaufen und wird ab 2027 von Rivale Nike ausgestattet. Diese einschneidende und vollkommen unerwartete Entscheidung verkündete der DFB am Donnerstag. «Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fussballs in Deutschland wahrzunehmen», sagte Präsident Bernd Neuendorf.

Die Partnerschaft mit dem US-Sporthersteller soll im Januar 2027 beginnen und bis 2034 dauern. Nike soll in dieser Zeitspanne alle Nationalteams ausrüsten. Nach Informationen des «Handelsblatts» lässt sich Nike den Deal jährlich über 100 Millionen Euro kosten. Damit würde Nike die bisherige Vertragssumme des aktuellen Ausrüsters Adidas bei Weitem übertreffen. Der langjährige Partner soll rund 50 Millionen Euro jährlich an den DFB überweisen.

Ruhmreiche Geschichte
Viele Jahrzehnte lang waren der DFB und Adidas Partner. Etliche Erfolgsgeschichten sind mit dem Sportausstatter aus dem fränkischen Herzogenaurach verbunden. Legendär ist die Episode, als Adi Dassler das deutsche Team bei der WM 1954 erstmals mit Schraubstollen an den Schuhen ausstattete und Siegtorschütze Helmut Rahn im Schweizer Regen für das «Wunder von Bern» sorgte – die Trikots stammten damals übrigens nicht von Adidas.

Diese Ära wird nun Ende des Jahres 2026 auslaufen. Die Entscheidung gegen Adidas und pro Nike war offensichtlich auch von wirtschaftlichen Gesichtspunkten getrieben. «Wir sind dankbar, aufgrund des von Nike zugesagten Engagements als Verband wieder in eine wirtschaftlich stabile Zukunft blicken zu können», sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald. Kurz nach der WM 2006 hatte es bereits eine Multi-Millionen-Offerte des US-Konzerns gegeben. Damals entschied sich der DFB für Dauerpartner Adidas – und gegen einen Wechsel.

«Bestes wirtschaftliches Angebot»
Diesmal kam es anders. Holger Blask sagte als Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG erklärend: «Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben und zudem mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfussballs in Deutschland beinhaltet.»

Die Nationalmannschaft hatte bei den drei vergangenen Turnieren sportlich schlecht abgeschnitten. Bei der WM 2018 und 2022 schied man in der Vorrunde aus, bei der EM 2021 im Achtelfinale. Der Werbewert von 2014, als Deutschland in Rio de Janeiro zum vierten Mal Weltmeister wurde, war nicht mehr gegeben.

«Die Vergabe an den künftigen Ausrüsterpartner Nike ist das Ergebnis einer transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibung», sagte Blask. Bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen war Adidas als Ausrüster vertreten.

Kritik vom Wirtschaftsminister
Der Ausrüster-Wechsel hatte unter anderem auch Kritik von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hervorgerufen. «Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht», sagte Habeck.

Diesen Sommer noch in Herzogenaurach
Die Heim-EM 2024, die Frauen-EM 2025 in der Schweiz sowie die Männer-WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada werden die DFB-Teams noch mit Adidas-Trikots absolvieren. «Bis Dezember 2026 werden wir uns mit aller Kraft für den gemeinsamen Erfolg mit unserem langjährigen und aktuellen Partner adidas engagieren, dem der deutsche Fussball seit mehr als sieben Jahrzehnten sehr viel zu verdanken hat», stellte Neuendorf klar.

Bei der EM in diesem Sommer wohnt die DFB-Elf sogar im Adidas-Homeground in Herzogenaurach. Das pinke Auswärtstrikot für das Turnier von 14. Juni bis 14. Juli hatte zuletzt für Diskussionen gesorgt und einen starken Verkaufsstart hingelegt. (awp/mc/ps)

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