Ex-Nissan-Chef Ghosn wirft internen Gegnern Verschwörung vor

Carlos Ghosn am 3. April 2019 in Tokio kurz vor seiner erneuten Inhaftierung.

Tokio – Der in Japan inhaftierte ehemalige Nissan -Chef Carlos Ghosn hat Managern des Autobauers erneut eine «Verschwörung» gegen ihn vorgeworfen. Einige Manager würden aus eigenen Interessen heraus «jede Menge Wertvernichtung betreiben», sagte Ghosn in einer am Dienstag von seinem Anwaltsteam veröffentlichten Videobotschaft. «Wir sprechen von Leuten, die … ein schmutziges Spiel gespielt haben», sagte der 65-Jährige in dem Video, das im Pressclub für Auslandskorrespondenten in Tokio gezeigt wurde. Die Namen derer, die Ghosn für seine Verhaftung verantwortlich macht, wurden laut seinem Anwalt Junichiro Hironaka aus dem Clip entfernt.

Ghosn sitzt seit vergangenem Donnerstag erneut in Untersuchungshaft in Tokio. Er ist wegen angeblichen Verstosses gegen japanische Börsenauflagen angeklagt. Zudem soll er private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Überdies wird ihm Missbrauch von Nissan-Geldern zugunsten eines Vertriebspartners im arabischen Oman vorgeworfen. Der japanische Renault -Partner Nissan hatte seinen einstigen Konzernchef am Montag aus dem Verwaltungsrat geworfen.

Das Video sei ursprünglich gemacht worden, weil man befürchtet habe, dass die Staatsanwaltschaft eine für Donnerstag geplante Pressekonferenz Ghosns verhindern würde, sagte Hironaka Reportern am Dienstag. Nun kam die erneute Verhaftung des ehemaligen Nissan-Chefs dazwischen.

U-Haft bis mindestens 14. April verlängert
Ein Gericht in Tokio entschied am Freitag, dass die Staatsanwaltschaft Ghosn noch bis zum 14. April festhalten darf. Diese Frist kann auf Anfrage um weitere zehn Tage verlängert werden.

Der gebürtige Brasilianer Ghosn hatte 1999 den Einstieg von Renault bei Nissan gemanagt. In die bis dato beispiellose Auto-Allianz wurde dann auch Mitsubishi Motors eingebunden. Am 19. November vergangenen Jahres war Ghosn zusammen mit seiner früheren rechten Hand Greg Kelly in Tokio wegen angeblichen Verstosses gegen Börsenauflagen in Untersuchungshaft genommen worden. Nur wenige Tage danach feuerten Nissan und Mitsubishi ihren langjährigen Chef. Ghosn wurde angeklagt und erst nach monatelanger Haft gegen Kaution entlassen. Knapp vier Wochen nach seiner Freilassung wurde er erneut festgenommen.

Neben Ghosn warf Nissan auch Kelly aus dem Verwaltungsrat. Renault und Mitsubishi erklärten, Ghosn werde bei ihnen im Juni als Direktor ausscheiden. Nissan-Chef Hiroto Saikawa will jedoch im Amt bleiben, um die Allianz mit Renault zu stabilisieren. Das Bündnis soll künftig von einem neuen Vorstandsgremium geführt werden, das die gesamte Kooperation der drei Autokonzerne steuern soll. (awp/mc/ps)

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