Griechen-Nein sorgt für Jubel bei spanischer Protestpartei

Pablo Iglesias

Pablo Iglesias, Chef der linken Protestpartei «Podemos». (Foto: Podemos/Flickr)

Madrid – Das klare Nein der Griechen zu den Sparvorschlägen der Gläubiger hat auch in Spanien hohe Wellen geschlagen. Der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy berief am Montag in Madrid eigens eine Dringlichkeitssitzung der Kommission für Wirtschaftsangelegenheiten ein. Nach der Sitzung in Madrid bekräftigte Wirtschaftsminister Luis de Guindos, die Lage in Spanien sei mit derjenigen in Griechenland «überhaupt nicht zu vergleichen». Die viertgrösste Volkswirtschaft der Euro-Zone wachse um vier Prozent jährlich.

Der Chef der aufstrebenden linken Protestpartei Podemos, Pablo Iglesias, feierte den Ausgang des Referendums derweil als Sieg der Demokratie. Er will Rajoys Volkspartei (PP) bei den Parlamentswahlen Ende des Jahres aus dem Amt verdrängen. «In Griechenland hat heute die Demokratie gewonnen», schrieb Iglesias bei Twitter.

Weiterer Auftrieb für «Podemos»
Der 36-jährige Politikdozent, der sich auf seinem Twitter-Profilbild Arm in Arm mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras präsentiert, bezeichnet die Gläubiger als Tyrannen, die den Menschen in Griechenland und auch in Spanien «mit Drohungen Angst einzujagen versuchen». Bei den Regionalwahlen im Mai hatte Podemos («Wir können») bereits überraschende Erfolge unter anderem in den Metropolen Madrid und Barcelona errungen.

Das griechische Referendum werde Podemos nun weiter Auftrieb verleihen, glauben Medienvertreter in Spanien. «Seit gestern Nacht klingt die Behauptung, dass alles, was sich der PP widersetzt, «radikal und populistisch» sei, sehr veraltet», schrieb am Montag der stellvertretende Direktor der liberalen Zeitung «La Vanguardia», Enric Juliana.

Risikoprämien steigen
Unterdessen fürchtet man wegen der Zuspitzung der Griechenland-Krise auch Konsequenzen für Spanien. Das Misstrauen gegenüber den schwächeren Euro-Ländern werde zunehmen, heisst es bei «La Vanguardia». Am Montagvormittag kletterte die so genannte Risikoprämie, also der Zins-Abstand zu entsprechenden deutschen Anleihen um circa 0,2 auf etwa 1,62 Prozentpunkte.

Portugals Linke fordert Ende des Sparkurses
Auch in Portugal verspürt die Linke durch das griechische Votum Aufwind. Oppositionsführer António Costa warnte davor, die Griechen nach dem Nein im Referendum aus der Euro-Zone zu drängen. «Man muss die souveräne Entscheidung des griechischen Volkes respektieren», forderte der Chef der Sozialistischen Partei (PS) in Lissabon. Es sei «absolut inakzeptabel», die Ablehnung der Sparvorschläge als Wunsch der Griechen zu interpretieren, der Euro-Zone nicht mehr angehören zu wollen.

Im Einklang mit anderen linken Parteien in Portugal rief Costa den konservativen Ministerpräsidenten des Landes, Pedro Passos Coelho, ebenso wie die EU dazu auf, neue Wege zur Lösung der Finanzkrise zu suchen. Bei den Parlamentswahlen im Herbst will Costa als Spitzenkandidat der Sozialisten die Macht erringen und der strengen Sparpolitik in Portugal der vergangenen Jahre ein Ende setzen. (awp/mc/pg)

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