ING: Sonderkosten drücken den Gewinn

Jan Hommen

ING-CEO Jan Hommen.

Amsterdam – Der staatlich gestützte niederländische Finanzkonzern ING ist besser als von Experten erwartet ins Jahr gestartet. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn fiel zwar um 48 Prozent auf 705 Millionen Euro. Analysten hatten allerdings mit einem stärkeren Einbruch gerechnet.

Nichts Neues gab es dagegen in Sachen Staatshilfe. ING-Chef Jan Hommen betonte am Mittwoch in Amsterdam, dass die noch verbliebenen staatlichen Gelder von drei Milliarden Euro so schnell wie möglich zurückgezahlt werden sollen. Auch zur Abspaltung der Versicherungssparte konnte ING keine Neuigkeiten verbreiten. Am Markt ging es dennoch aufwärts. Die Aktie legte am frühen Nachmittag rund 2,5 Prozent zu.

Umbau der Versicherungssparte belastet
Daran konnten auch die hohen Sonderbelastungen für den Umbau der Versicherungssparte und einen Rechtsstreit in den USA nichts ändern. Diese summierten sich im ersten Quartal auf 515 Millionen Euro und führten unter dem Strich zu einem Gewinneinbruch um 51 Prozent auf 680 Millionen Euro. Hommen machte dafür neben den genannten Sondereffekten auch die weiter schwierige Lage an den Finanzmärkten verantwortlich. «Das Umfeld blieb im ersten Quartal herausfordernd, da die schwierige Lage in einigen Ländern Südeuropas weiter zu starken Schwankungen an den Finanzmärkten führt», sagte er. Im Versicherungsbereich blieb der Konzern wie zuletzt in den roten Zahlen. Hier lastet der laufende Umbau, mit dem die Sparte für die Abspaltung beziehungsweise für den Börsengang vorbereitet werden soll, auf dem Ergebnis. Die Niederländer wollen das Versicherungsgeschäft und die Vermögensverwaltung in Asien abspalten. Hier laufen derzeit die Vorbereitungen. Finanzvorstand Patrick Flynn sagte in einem Interview mit Bloomberg TV, dass es in dieser Sache womöglich am Ende des zweiten Quartals etwas zu vermelden gibt. In puncto des geplanten Börsengangs des Versicherungsgeschäfts in Europa und den Vereinigten Staaten wird es dagegen nicht so schnell gehen.

Staatshilfe grösstenteils zurückbezahlt
Der Konzern war Ende 2008 nach der Lehman-Pleite in Schwierigkeiten geraten und hatte insgesamt zehn Milliarden Euro als direkte Stütze vom niederländischen Staat erhalten. Zudem hatte die Regierung bestimmte Risiken aus US-Anlagen abgesichert. Einen Grossteil der Hilfen hat der Konzern bereits zurückgezahlt. In besseren Zeiten galt ING mit der Strategie, auf ein gleich starkes Bank- und Versicherungsgeschäft zu setzen, als Vorbild für Allianz-Chef Michael Diekmann. Der 1991 aus der Fusion des Versicherers Nationale-Nederlanden und der NMB Postbank entstandene Konzern hatte für die erhaltenen Staatshilfen eine Reihe von Auflagen von der EU erhalten. Diese werden derzeit neu verhandelt, da der Konzern im März einen Prozess gegen die EU-Kommission gewonnen hat. Diese will dagegen vorgehen – so oder so müssen die Auflagen aber wohl neu festgezurrt werden. An der Trennung vom Versicherungsgeschäft wird dies nichts mehr ändern. Der Konzern war im September 2009 mit der Ankündigung, die Sparte abspalten zu wollen, einem Beschluss der EU-Kommission zuvor gekommen. (awp/mc/bs)

 

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