IWF erhöht Wachstumsprognose für Weltwirtschaft minim

Maurice Obstfeld

IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld. (Foto: IWF / Flickr)

Washington – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognosen für die Weltwirtschaft leicht angehoben. Wie der IWF am Dienstag mitteilte, erwartet er in diesem Jahr ein globales Wachstum von 3,6 Prozent, gefolgt von 3,7 Prozent im kommenden Jahr. Das sind jeweils 0,1 Prozentpunkte mehr als noch im Juli erwartet wurden. Die Anhebung der Prognose fällt in den Industrienationen etwas stärker aus als in den Schwellenländern.

Die Prognosen für den Euroraum wurde um jeweils 0,2 Punkte auf 2,1 Prozent (2017) und 1,9 Prozent (2018) angehoben. Das Wachstum in den USA, China und Japan wird ebenfalls besser erwartet als noch vor drei Monaten. Weniger zuversichtlich ist der IWF dagegen für die grossen Schwellenländer Indien, das unter den Folgen einer Bargeld- und Steuerreform leidet, und Südafrika, wo seit Jahren politische Probleme vorherrschen.

Breiter Aufschwung erwartet
Insgesamt attestiert der IWF der Weltwirtschaft jedoch einen breiten Konjunkturaufschwung. Getragen werde die Erholung durch höhere Investitionen, regeren Handel und eine stärkere Industrieproduktion sowie ein hohes Verbraucher- und Unternehmensvertrauen. Diese breit angelegte Erholung biete die Chance für eine ehrgeizige Politik, die das Wachstum und die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit erhöhe, sagte IWF-Chefvolkswirt Maurice Obstfeld. Das Zeitfenster für derartige Massnahmen sei jedoch nicht ewig geöffnet, drängte der Ökonom.

Rückführung der Staatsschulden wenn Vollbeschäftigung
Obstfeld sagte, Länder nahe der Vollbeschäftigung könnten über eine Rückführung der hohen Staatsschulden nachdenken. Länder mit fiskalischem Spielraum sollten dagegen ihre Ausgaben für Infrastruktur und Bildung erhöhen. Die Geldpolitik spiele weiterhin eine zentrale Rolle und solle in den Industrieländern so lange locker bleiben, bis die Inflationsraten wieder in die Nähe der Notenbankziele stiegen.

Risiken auf mittlere Sicht
Risiken sieht der IWF eher in der mittleren Frist. In China müsse die Regierung ihre Bemühungen intensivieren, um einen scharfen konjunkturellen Abschwung zu vermeiden. Darüber hinaus sollten sich die Länder wappnen, um auf die Folgen einer weniger lockeren Geldpolitik grosser Notenbanken vorbereitet zu sein. Höhere Zinsen könnten insbesondere die öffentliche Schuldensituation verschlechtern. Auch die verbleibenden Risiken im europäischen Bankensektor müssten angegangen werden.

Obstfeld relativierte die optimistische Prognose des IWF zudem mit dem Hinweis, dass die konjunkturelle Erholung unvollständig sei. Dies gelte mit Blick auf das schwache Lohnwachstum sowohl für die jeweiligen Länder als auch länderübergreifend, da der weltweite Aufschwung an einigen Volkswirtschaften vorbeigehe. Dazu gehörten Länder im Mittleren Osten und einige Volkswirtschaften in Afrika und Südamerika. Auch im Zeitablauf sei die Erholung unvollständig, weil der zyklische Aufschwung schwächere langfristige Trends überdecke. (awp/mc/cs)

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