Landesweite Proteste im Iran 40 Tage nach Tod von Mahsa Amini

(Unsplash)

Teheran – 40 Tage nach dem Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini sind im Iran Menschenmassen auf die Strassen gegangen. In ihrer Heimatstadt strömten Menschen entlang einer Hauptstrasse zum Grab, wie die Zeitung «Hammihan» am Mittwoch berichtete. Im Iran wird nach dem Tod eines Familienmitglieds traditionell 40 Tage lang getrauert. Zuvor hatten Aktivisten anlässlich des Trauertags zu landesweiten Protesten aufgerufen.

In der Hauptstadt Teheran gingen Sicherheitskräfte mit Tränengas gegen eine Demonstration von Ärzten vor. Die Mediziner demonstrierten am Mittwoch gegen die Präsenz von Sicherheitskräften in den Kliniken, wo auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Proteste behandelt werden. Augenzeugen bestätigten ein massives Aufgebot von Polizisten und Kontrollen an den Hauptstrassen in Teheran. Viele Läden waren aus Sorge vor Ausschreitungen geschlossen. Die Lage in Teheran war angespannt. Vielerorts riefen Demonstranten auch Slogans, die gegen die Islamische Republik gerichtet waren.

In Polizeigewahrsam gestorben
Auslöser der systemkritischen Massenproteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstossen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem. Mehr als zehntausend Menschen wurden im Zusammenhang mit Protesten nach Angaben von Menschenrechtlern verhaftet, mindestens 240 getötet.

Protestaktionen an Universitäten
Auch an Universitäten im Iran setzten Studentinnen und Studenten am Mittwoch Protestaktionen fort. In Teheran und anderen Landesteilen gab es an den Hochschulen auch Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften, die gewaltsam vorgingen, wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war. Diese Berichte liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

USA verhängen neue Sanktionen gegen iranische Führung
Die USA haben wegen des brutalen Vorgehens gegen die landesweiten Proteste im Iran haben die USA neue Sanktionen gegen die Führung des Landes verhängt. Wie das US-Finanzministerium am Mittwoch in Washington mitteilte, richten sich die neuen US-Sanktionen unter anderem gegen den Befehlshaber der iranischen Revolutionsgarden und seinen Stellvertreter, gegen hochrangige Beamte wie den Direktor des berüchtigten Ewin-Gefängnisses in der Hauptstadt Teheran sowie gegen Mitglieder des Geheimdienstes.

Die USA werfen ihnen vor, Organisationen zu beaufsichtigen, die an der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste sowie an Tötungen, auch von Kindern, beteiligt sind. Als Folge der Sanktionen werden etwaige Vermögenswerte in den USA der Betroffenen eingefroren. Geschäfte mit ihnen werden für US-Bürger untersagt. (awp/mc/pg)

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