Lufthansa verhandelt auch mit Virgin über BMI-Verkauf

Christoph Franz

Christoph Franz, Vorstandsvorsitzender Lufthansa.

Frankfurt am Main – Im Übernahmepoker um die britische Lufthansa-Tochter BMI bekommt British Airways Konkurrenz: Die Lufthansa verhandelt nun auch mit der britischen Fluggesellschaft Virgin Atlantic als möglichem Käufer, wie eine Sprecherin von Europas grösster Fluggesellschaft am Montag in Frankfurt sagte. Die Verhandlungen mit der British-Airways-Mutter IAG gingen unterdessen weiter. Wer den Zuschlag bekommt, will Europas grösste Fluggesellschaft im ersten Quartal des neuen Jahres entscheiden.

Die Lufthansa-Aktie reagierte am Morgen mit Verlusten auf die Nachrichten. Kurz nach Handelsbeginn verlor das Papier 1,32 Prozent auf 8,99 Euro und entwickelte sich damit noch schwächer als der Dax. Zwar hatte Virgin-Eigner Richard Branson bereits früher öffentlich Interesse an BMI bekundet. Allerdings hatte die Lufthansa bislang nur Gespräche mit IAG bestätigt. In beiden Fällen verhandelt der Dax-Konzern nun über einen Verkauf von 100-Prozent der BMI-Anteile, wie die Sprecherin sagte. Am Ende werde nur einer der Bieter den Zuschlag für das gesamte Unternehmen erhalten. Die Regionalflug-Tochter BMI Regional steht allerdings offiziell vor der Ausgliederung. BMI selbst verhandelt – wie bereits früher bekanntgegeben – mit privaten Investoren aus Grossbritannien.

Begehrte Heathrow-Slots
Wie IAG ist Virgin scharf auf die wertvollen Start- und Landerechte (Slots) von BMI am wichtigen Londoner Flughafen Heathrow. Die Lufthansa-Tochter selbst fliegt seit Jahren Verluste ein – der Hauptgrund für die Trennungspläne. Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung «The Times» bietet Virgin nun rund 50 Millionen britische Pfund (58 Mio Euro) für das Unternehmen. Dies sei nur rund halb so viel, wie IAG angeboten habe. In beiden Fällen müsste die Lufthansa damit einen herben Abschlag hinnehmen. Im Zuge der BMI-Übernahme hatte die deutsche Fluggesellschaft dem früheren BMI-Haupteigner Michael Bishop und der skandinavischen Fluglinie SAS für 70 Prozent der Anteile 261 Millionen britische Pfund (303 Mio Euro) bezahlt. Laut einer früheren Schätzung der Commerzbank wären alleine die BMI-Slots rund 450 Millionen Euro wert.

Virgin empfiehlt sich für reibungslosere Übernahme
Der «Times» zufolge spekuliert Virgin darauf, mit der Aussicht auf eine reibungslosere Übernahme punkten zu können: So rechne die Gesellschaft mit weniger Schwierigkeiten mit den Aufsichtsbehörden, als bei einer Übernahme durch IAG zu erwarten wären. Der Lufthansa zufolge hängt die Einigung auf einen Kaufvertrag von der eingehenden Prüfung der Bücher von BMI, der Zustimmung der zuständigen Gremien und den kartellrechtlichen Freigaben ab.

Wettbewerbslage in Heathrow im Fokus
Die Aufsichtsbehörden dürften dabei einen besonderen Blick auf die Wettbewerbslage am Londoner Flughafen Heathrow richten. IAG würde ihre dominante Stellung auf dem Transatlantik-Sprungbrett durch die Übernahme weiter ausbauen. Derzeit hält IAG schon 44,5 Prozent der Start- und Landerechte (Slots) in Heathrow. Durch den Kauf von BMI kämen weitere 8,5 Prozent hinzu. British Airways hatte sich erst Anfang des Jahres mit der spanischen Iberia zur International Airlines Group (IAG) zusammengeschlossen.

BMI fliegt Verluste ein
Die Lufthansa hatte BMI Mitte 2009 übernommen und seither nicht in die Gewinnzone gebracht. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres flog die Tochter einen operativen Verlust von 154 Millionen Euro ein – 71 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Unruhen in Nordafrika und dem Nahen Osten hatten die Lufthansa-Tochter schwer getroffen, weil sie viele Flüge in diese Regionen anbietet. BMI betreibt eine Flotte von 47 Flugzeugen und weitere 14 Maschinen bei dem Billig-Ableger BMI Baby. (awp/mc/ps)

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