LVMH wächst im ersten Quartal über Vorkrisenniveau

Bernard Arnault, Chairman & CEO von LVMH.

Paris – Der Luxusgüterkonzern LVMH hat sich im ersten Quartal überraschend stark von der Corona-Krise erholt. Dank einer hohen Nachfrage in Asien und in den USA lief es für die Franzosen sogar insgesamt besser als vor der Pandemie. Damit sieht sich der Konzern auf gutem Weg zur erhofften Erholung im neuen Jahr. An der Euronext setzte das Papier am Mittwochmorgen seine jüngste Rekordjagd weiter fort.

Der LVMH-Umsatz war im Jahresvergleich um fast ein Drittel auf knapp 14 Milliarden Euro nach oben geklettert, wie das Unternehmen mit Marken wie Moët Hennessy und Louis Vuitton am Dienstagabend in Paris mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf weniger als 13 Milliarden Euro gerechnet, nachdem der Ausbruch der Pandemie die Geschäfte des Konzerns ein Jahr zuvor auf 10,6 Milliarden Euro hatte einbrechen lassen. Auf vergleichbarer Basis und bei stabilen Währungskursen legte der Umsatz um 30 Prozent zu.

Nach einem Einbruch durch die Krise hatte LVMH bereits im zweiten Halbjahr 2020 langsam wieder Tritt gefasst, allerdings hatte das Unternehmen da noch unter Umsatzrückgängen gelitten. Der Jahresstart markiert deshalb eine Wende im doppelten Sinne: Das Unternehmen verzeichnet nicht nur erstmals wieder Zuwächse, sondern es läuft sogar besser als vor dem Ausbruch der Pandemie. Im Vergleich zum ersten Quartal 2019, als das Coronavirus noch nicht in der Welt war, belief sich der Umsatzzuwachs auf acht Prozent. Damit sei LVMH der erste Luxusanbieter, der sich von der Pandemie erholt habe, schrieb Bloomberg-Analystin Deborah Aitken.

Massstab für die Branche
Auch andere Branchenkenner äusserten sich lobend und hoben ihre Kursziele für die LVMH-Aktie an. Analystin Chiara Battistini von der US-Bank JPMorgan sprach von einem sehr starken ersten Quartal. Die Schätzungen seien deutlich übertroffen worden. Der Rest der Branche müsse sich nun daran messen lassen.

Zur Wochenmitte eroberte die LVMH-Aktie eine neue Bestmarke – zuletzt stand sie noch mit knapp drei Prozent im Plus bei 612,30 Euro und war damit einer der Favoriten im EuroStoxx 50. Das Papier war Anfang November erstmals über sein Vorkrisenniveau gesprungen und hat seitdem deutlich zulegen können. Allein seit Jahresbeginn beträgt das Kursplus rund 20 Prozent.

Das Geschäft mit Mode und Lederwaren hatte sich für LVMH bereits im vergangenen Jahr als wichtigste Stütze in der Pandemie bewährt. Zum Jahresauftakt schnellten in dem Bereich die Umsätze nunmehr um rund die Hälfte hoch. Besonders begehrt sind bei der Kundschaft Luxus-Marken wie Louis Vuitton und Christian Dior. Unter anderem mit virtuellen Catwalks hatte der Konzern die Käufer bei Laune gehalten.

Geschäft mit Uhren und Juwelen zieht wieder kräftig an
Das Geschäft mit Uhren und Juwelen kam nach einer Hängepartie wieder kräftig in Gang. Hierzu trug nach Unternehmensangaben auch ein starker Jahresstart beim US-Juwelier Tiffany bei – die Übernahmen des Neuzugangs im Konzern war im ersten Quartal abgeschlossen worden. Auch mit Wein und Spirituosen sowie Parfüm und Kosmetik verbuchte LVMH prozentual zweistellige Zuwächse. Dagegen herrscht im auf Touristen spezialisierten Shopgeschäft wegen der vielfachen Reisebeschränkungen noch immer Flaute.

Regional gesehen war vor allem Asien Treiber der Erholung mit einem Umsatzplus von 86 Prozent (Japan ausgeklammert). Die wichtigste Kundschaft des Konzerns lebt in China, wo die Corona-Beschränkungen früher als in der übrigen Welt endeten und das Leben wieder Fahrt aufnimmt. Aber auch in den USA erlebte LVMH einen deutlichen Aufschwung. In Europa jedoch schwächeln die Geschäfte wegen der vielfach anhaltenden Lockdowns noch immer.

Gewinnkennziffern veröffentlicht LVMH üblicherweise nur für das Halbjahr und das Geschäftsjahr. Bisher zeigt sich der Vorstand um Konzernchef und Grossaktionär Bernard Arnault für das Jahr 2021 optimistisch. Das Geschäftsumfeld bleibe zwar «turbulent», hiess es in der Konzernmitteilung weiter. LVMH sieht sich aber für den erhofften Aufschwung gut vorbereitet. Der Konzern, der sich erst kürzlich auch indirekt beim deutschen Kultsandalen-Hersteller Birkenstock eingekauft hatte, rechnet daher unverändert für 2021 mit einer Belebung in allen Geschäftsbereichen. (awp/mc/ps)

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