Zürich – In den Streit zwischen der US-Regierung und der Pharmabranche ist Bewegung gekommen: Am Dienstagabend hat US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung mit dem amerikanischen Pharmariesen Pfizer für günstigere Medikamente verkündet – weitere sollen folgen.
Medikamente von Pfizer sollen im Rahmen des staatlichen Gesundheitsprogramms Medicaid günstiger abgegeben werden, erklärte der US-Präsident am Abend an einer Pressekonferenz. Auch andere Patienten sollen nach Darstellung von Trump künftig von deutlichen Preisnachlässen durch Pfizer profitieren.
Zudem kündigte Trump an, die Website «TrumpRx» zu gründen, die Patienten einen direkten Zugang zu Medikamenten zu ermässigten Preisen bieten soll, um «Zwischenhändler zu umgehen».
Neben den Preissenkungen versprach Pfizer, über 70 Milliarden Dollar in Forschung, Entwicklung und die heimische Produktion zu investieren.
Weitere Vereinbarungen erwartet
Trumps Pläne sehen vor, die Medikamentenpreise in den USA an die niedrigsten Preise zu koppeln, die in anderen wohlhabenden Ländern gezahlt werden. Er forderte im Sommer von 17 grossen Pharmakonzernen Preissenkungen nach diesem Prinzip – auch von Novartis und Roche. Er setzte eine Frist bis Ende September und drohte gleichzeitig mit hohen Zöllen.
Pfizer ist nur der erste Konzern, mit dem eine Vereinbarung erzielt wurde, betonte Trump. «Wir werden Deals mit allen machen – sie stehen an bei uns», sagte Trump. Und wenn es keine Vereinbarung gibt: «Dann gibt es Zölle», so der US-Präsident.
Roche und Novartis führen Gespräche
Die beiden Pharmariesen Roche und Novartis kommentierten auf Nachfrage zunächst nicht, ob sie ähnliche Pakete derzeit aushandeln. «Wir haben mit der Regierung Gespräche darüber geführt, wie wir den Forderungen des Schreibens nachkommen können», heisst es etwa bei Novartis auf Anfrage von AWP. Und: «Wir setzen uns weiterhin dafür ein, konstruktive Lösungen zu finden, die die Kosten für die Amerikaner senken und die Preisunterschiede zwischen den USA und anderen Ländern mit hohem Einkommen adressieren.»
Ähnlich klingt es von Roche: «Roche und Genentech arbeiten weiterhin eng mit der US-Regierung zusammen, um die gemeinsamen Ziele der Stärkung der amerikanischen Produktion und der Verbesserung der Erschwinglichkeit von Medikamenten für Patienten in den USA zu erreichen», heisst es dort. Gleichzeitig verwies der Konzern auf seine Pläne, in den kommenden fünf Jahren 50 Milliarden US-Dollar in den USA zu investieren.
Investoren reagieren erleichtert
Sowohl Investoren als auch Analysten reagieren zunächst erleichtert. Denn das Krankenversicherungsprogramm Medicaid, das gemeinsam von Bundesregierung und Bundesstaaten für einkommensschwache Personen und Familien betrieben wird, macht nur etwa 10 Prozent der Arzneimittelausgaben in den USA aus. Dabei sind mehr als 70 Millionen Menschen durch Medicaid versichert.
In puncto Ausgaben wird es von denen seines Schwesterprogramms Medicare in den Schatten gestellt, das Menschen ab 65 Jahren oder mit Behinderungen versichert und nicht in der Ankündigung vom Dienstag enthalten ist. Die Arzneimittelausgaben von Medicare beliefen sich 2021 auf 216 Milliarden US-Dollar, während die Bruttoausgaben von Medicaid bei rund 80 Milliarden US-Dollar lagen.
Zudem gewährt das Medicaid-Programm schon heute erhebliche Rabatte auf den niedrigsten verfügbaren Preis für ein Medikament. In manchen Fällen können diese bei mehr als 80 Prozent liegen. Laut Analysten sind die zusätzlichen Auswirkungen auf die Hersteller schon deshalb relativ gering. (awp/mc/ps)