Rechtspolitiker Kast wird nächster Präsident in Chile

José Antonio Kast neuer Präsident Chiles.

Santiago de Chile – José Antonio Kast hat die Präsidentenwahl in Chile gewonnen und setzt damit den politischen Rechtsruck in Lateinamerika fort. Bei seiner Siegesfeier vor Tausenden Anhängern versprach Kast, vom ersten Tag an hart gegen die Kriminalität und die illegale Migration vorzugehen und für Ordnung und Recht in dem südamerikanischen Land zu sorgen.

Der 59 Jahre alte neunfache Vater und Sohn eines ehemaligen Wehrmachtoffiziers aus Bayern tritt am 11. März die Nachfolge des linken Staatschefs Gabriel Boric an. Auch in Ländern wie Argentinien, Bolivien, El Salvador und Ecuador haben sich die Bürger in den vergangenen Jahren für rechtsgerichtete Präsidenten entschieden. In Chile haben sich seit 2010 alle vier Jahre linke und rechte Regierungen an der Macht abgewechselt.

Kast konnte am Sonntag bei seinem dritten Anlauf die Stichwahl für sich entscheiden. Laut dem Wahlamt erhielt der deutschstämmige Rechtspolitiker 58 Prozent der Stimmen. Die Regierungskandidatin Jeannette Jara von der Kommunistischen Partei kam auf fast 42 Prozent der Stimmen.

Kast: Gott, Sicherheit und Ordnung
«Chile möchte einen Wandel», sagte Kast in seiner Siegesrede vor seinen Anhängern am späten Sonntag (Ortszeit) in der Hauptstadt Santiago de Chile. «Und ich sage Ihnen, ja, Chile wird einen echten Wandel erleben». Die Anspielungen auf Gott, Ordnung, Sicherheit und Recht dominierten in seiner Rede. «Ohne Sicherheit gibt es keinen Frieden, ohne Frieden gibt es keine Demokratie, ohne Demokratie gibt es keine Freiheit», sagte er.

Im Mittelpunkt des Wahlkampfes standen die Themen Sicherheit und irreguläre Migration. Obwohl Chile noch immer eines der sichersten Länder der Region ist, hat die Kriminalität in einigen Bereichen zugenommen. Laut einer Umfrage sorgen sich 63 Prozent der erwachsenen Chilenen um die Sicherheitslage. Zudem ist der Anteil der Migranten in Chile zuletzt auf rund zehn Prozent der Bevölkerung gestiegen – der grösste Teil stammt aus dem Krisenland Venezuela. Von Venezolanern verübte Gewaltverbrechen und die Präsenz venezolanischer Banden schüren bei vielen Chilenen Angst.

US-Regierung freut sich auf die Zusammenarbeit
US-Aussenminister Marco Rubio drückte seine Glückwünsche für den künftigen Präsidenten aus. «Die Vereinigten Staaten freuen sich auf die Zusammenarbeit mit seiner Regierung, um die regionale Sicherheit zu stärken und unsere Handelsbeziehungen wiederzubeleben», schrieb Rubio auf der Plattform X.

Der ultraliberale Präsident des Nachbarlands Argentinien, Javier Milei, gratulierte Kast zum Sieg. Er sprach von einem weiteren Schritt zugunsten der Freiheit und des Privateigentums in Lateinamerika.»Ich freue mich riesig über den überwältigenden Sieg meines Freundes», schrieb Milei auf X.

Kast ist Sohn eines NSDAP-Mitglieds aus Bayern
Kast stammt aus einer einflussreichen Familie. Mehrere seiner Geschwister waren wie er Abgeordnete oder Senatoren, ein Bruder diente während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet als Präsident der Zentralbank. Sein Vater – ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier und NSDAP-Mitglied – war nach dem 2. Weltkrieg nach Chile ausgewandert und hatte eine Fabrik für Fleisch- und Wurstwaren gegründet.

Kast steht auch für eine konservative Gesellschaftspolitik. Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und mehr Rechte für die Mitglieder indigener Völker lehnt er zum Beispiel ab. Der konservative Politiker relativierte auch die Verbrechen der Militärdiktatur und sagte etwa im Wahlkampf 2021: «Wenn Pinochet noch lebte, würde er mich wählen.» Zuletzt mässigte er seinen Ton allerdings und wurde dadurch für breitere Schichten wählbar. (awp/mc/pg)

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