Washington – US-Präsident Donald Trump hat Zölle von 100 Prozent auf Arzneimittelimporte in die Vereinigten Staaten ab dem 1. Oktober angekündigt. Er will die Produktion von Arzneien in die USA verlagern. Zudem verlangt der Republikaner von der Pharmabranche tiefere Medikamentenpreise.
Sollten Arzneimittelhersteller eine Produktionsstätte in den USA bauen, könnten sie damit den Zoll umgehen, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Unter «bauen» versteht Trump Produktionsstätten, die sich in Bau befinden oder deren Baubeginn geplant ist, wie er ausführte.
Die Schweizer Pharmaindustrie hatte Zölle befürchtet. Trump hatte den Pharmakonzernen bis Ende September Zeit für eine Senkung der Preise von importierten Medikamenten gegeben und andernfalls der bislang von Zöllen befreiten Industrie eine massive Besteuerung angedroht.
Novartis will Preise in den USA senken
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis bemüht sich, die Arzneipreise in den USA zu senken. Novartis arbeite mit der Regierung zusammen und versuche, «konstruktive Lösungen zu finden», sagte Konzernchef Vas Narasimhan in einem in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag. Er nahm Länder ausserhalb der USA in die Pflicht, für Innovationen einen höheren Anteil zu leisten. Insbesondere in der Schweiz seien die Medikamentenpreise viel zu tief, sagte er.
Angesichts der US-Zollpolitik fanden zwischen dem Bundesrat und der Pharma-Industrie am Montag Gespräche statt. Wirtschaftsminister Guy Parmelin sprach von einem «konstruktiven» Austausch, ohne jedoch konkrete Hinweise zu geben.
Auf die Frage nach einer möglichen Erhöhung der Medikamentenpreise in der Schweiz antwortete Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider, dass dies nicht die Frage sei. Es gehe vielmehr darum, «wie wir daran arbeiten, den Pharmastandort Schweiz aufzuwerten, indem wir mit dem Auftrag des Parlaments und der aktuellen Rechtsgrundlage in Übereinstimmung sind».
Die Ziele von Trump
Pharmazölle führen zu höheren Preisen. Die US-Regierung verfolgt laut dem Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile aber zwei Ziele: Neben tieferen Medikamentenpreisen geht es um die Rückverlagerung der Produktion in die USA.
Die beiden Ansätze würden sich widersprechen, sagte Hasenmaile zur Wirtschaftsagentur AWP. Zollmassnahmen sind im Urteil des Ökonomen kein geeignetes Mittel, um die Produktion nachhaltig in die USA zurückzuholen. Der Aufbau neuer Produktionsstätten dauere Jahre, sei teuer und der Genehmigungsprozess langwierig und komplex.
Roche und Novartis planen Investitionen
Die beiden Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche hatten im Frühling bereits Investitionen in den USA angekündigt, um sich gegen mögliche Zollschranken zu wappnen. Novartis kündigte an, in den nächsten fünf Jahren 23 Milliarden Dollar in zusätzliche Fabriken und Forschungslabors in den USA zu investieren. Roche will im selben Zeitraum gar 50 Milliarden für die Kapazitätserweiterung ausgeben.
Die Pharmaindustrie ist der Wachstumsmotor der Schweiz. Sie erwirtschaftet fast 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts, trägt seit 2020 rund 40 Prozent zum jährlichen Wirtschaftswachstum bei und generiert über die Hälfte aller Exporte. (awp/mc/ps)