US-Tabakkonzern zu 23,6 Milliarden Schadenersatz verurteilt

Daniel Delen

Daniel Delen, CEO RJ Reynolds Tobacco Company.

Miami – Wegen des Tods ihres an Lungenkrebs gestorbenen Ehemanns hat ein US-Gericht einer Frau Schadenersatz in Rekordhöhe zugesprochen: Die Summe von 23,6 Milliarden Dollar soll der US-Tabakkonzern RJ Reynolds Tobacco Company zahlen, wie ein Anwalt der Witwe am Samstag mitteilte.

«Wir hoffen, dass das Urteil RJ Reynolds und andere grosse Tabakkonzerne dazu bewegt, nicht länger das Leben unschuldiger Menschen in Gefahr zu bringen», hiess es in einer Mitteilung des Anwalts Willie Gary. RJ Reynolds habe das «kalkulierte Risiko» übernommen, Zigaretten herzustellen und sie an Konsumenten zu verkaufen, ohne sie ausreichend über die damit verbundenen Gefahren zu unterrichten.

In dem vierwöchigen Prozess warf die Frau dem Konzern vor, ihren Mann nicht ausreichend vor den Folgen des Rauchens gewarnt zu haben. Der Mann war demnach von Zigaretten abhängig und schaffte es nicht, mit dem Rauchen aufzuhören.

Tabakkonzern zieht Urteil weiter
Der Tabakkonzern liess über seinen Anwalt J. Jeffery Raborn mitteilen, dass er das Urteil anfechten werde. Die Schadenersatzsumme sei «unangemessen hoch» und nach dem Gesetz «unzulässig».

Die Entscheidung der Jury von Escambia County in Florida zugunsten von Cynthia Robinson, der Frau des verstorbenen Michael Johnson Senior, fiel den Angaben zufolge nach 15-stündigen Beratungen.

Das Rauchen ist in den USA nach amtlichen Angaben der Hauptgrund für verfrühte Todesfälle und verantwortlich für den Tod von etwa einer halben Million Menschen im Jahr. Allerdings geht der Anteil der Raucher zurück. In den 1960er Jahren lag ihr Anteil an der Bevölkerung bei 42 Prozent, heute sind es 18 Prozent.

Milliarden-Übernahme
Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, das der «Camel»-Hersteller Reynolds American den Rivalen Lorillard kauft. Der 27,4 Milliarden Dollar schwere Deal vereint den zweit- und den drittgrössten Zigarettenproduzenten der Vereinigten Staaten. Der neue Tabakkonzern steht nach Angaben der beiden Unternehmen für über elf Milliarden Dollar Jahresumsatz.

Die Wettbewerbsbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen. Um die Zweifel der Kartellwächter auszuräumen, gibt Reynolds American für 7,1 Milliarden Dollar Marken wie «Salem» und «Winston» sowie Produktionsanlagen an den britischen Konkurrenten Imperial Tobacco ab.

Neben «Camel» stellt Reynolds American auch die Marke «Pall Mall» her, Lorillard ist für die «Newport»-Mentholzigaretten bekannt. Gemeinsam greifen die beiden Unternehmen nun den Marktführer der Tabakbranche an, den «Marlboro»-Konzern Altria. (awp/mc/ps)

 

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