Regensburg – 2022 wird bei Gebrauchtwagenpreisen als Rekordjahr in die Geschichte eingehen. Angesichts der Angebotsverknappung bei Neuwagen haben viele Kunden versucht, sich mit gebrauchten Fahrzeugen zu versorgen. Dadurch entstand eine enorme Nachfrage bei gleichzeitig knappem Angebot. Die Folge: Die Preise stiegen um rund 20 Prozent gegenüber 2021 an.
Das Jahr 2023 lässt aber auf Entspannung hoffen.
Preisanstieg im Gebrauchtwagensektor
2022 sind die Gebrauchtwagenpreise zum Vorjahr deutlich angestiegen. Eine Auswertung der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) ergab, dass gebrauchte Autos rund 3’000 Euro teurer waren als im Vorjahr. Durchschnittlich lag der Preis bei 18’800 Euro und stieg damit um 19 Prozent an.
Ähnliche Zahlen liefert die Auswertung des Online-Portals AutoScout24. Im Januar 2021 waren Gebrauchtwagen auf ihrer Website im Durchschnitt noch für 21’614 Euro zu bekommen. 2022 lag der Preis bei 26’122 Euro, was einem Anstieg von 20,9 Prozent entspricht.
Weitere Trendindikatoren: 2021 lag der Restwert eines Gebrauchtwagens bei 55,6 Prozent. Im Folgejahr stieg er auf 64,5 Prozent an. Gleichzeitig näherten sich die Preise der Gebrauchten den der Neuwagenpreisen an.
Neuwagenproduktion mit Problemen
Einer der Hauptgründe für den Preisanstieg sind die Schwierigkeiten der Autobauer, die von den globalen Krisen der letzten Jahre hart getroffen wurden. Bedingt durch die Corona-Pandemie kam es zu Lieferkettenproblemen, sodass die Produktionen zum Teil heruntergefahren werden mussten.
Auch der Ukrainekrieg verschärfte die Situation zum Beispiel durch die Verknappung bei Kabelbäumen, die grösstenteils aus der Ukraine importiert werden. Gleichzeitig fehlen Bauteile wie Halbleiter für Mikrochips, die für Airbags und ähnliche Funktionen benötigt werden. Der Bau von neuen Autos wurde im vergangenen Jahr durch derartige Lieferengpässe stark gehemmt. Ausserdem hat der Krieg zu einer Energieverteuerung geführt, was die Produktion von Fahrzeugen kostenaufwändiger macht.
Diese negative Gesamtlage führte dazu, dass die Anzahl an Neuwagen in den vergangenen Jahren rapide schrumpfte. Kamen 2019 kurz vor der Pandemie noch 3,6 Mio. Neuwagen auf den Markt, lag diese Zahl 2022 nur noch bei 2,65 Mio. Autos. Im Zuge dieser Entwicklung stieg die Nachfrage nach Gebrauchten, wodurch wiederum die Preise stiegen.
Dennoch wurden gebrauchte Kfz vielfach gekauft, da die Alternativen bei Neuwagen fehlten. In der Folge schrumpfte 2022 das Angebot des deutschen Gebrauchtwagenmarkts um 11 Prozent – ein seit vielen Jahren einmaliges Ereignis. Das verknappte Angebot war schliesslich der Grund für den nächsten Preisschub.
Inzwischen führen die sehr hohen Preise und die weiterhin bestehende allgemeine Verunsicherung zu einer geringeren Nachfrage nach Fahrzeugen. Für den Zeitraum 2019 bis 2022 verzeichnete das Kraftfahrt-Bundesamt von Januar bis November 2022 rund 5,2 Mio. Besitzumschreibungen bei Pkw. Das waren 1,4 Mio. weniger als im Jahr 2019.
Preistrend 2023 voraussichtlich rückläufig
2023 könnte aber wieder Licht am Horizont bringen. Aller Voraussicht nach werden die Preise nachgeben. Als ein guter Indikator für den deutschen Markt gilt der US-Markt. Auf diesem sanken die Preise für Gebrauchte zuletzt um knappe 15 Prozent. Auch die sogenannten „Standtage“, die beschreiben, wie viele Tage ein Gebrauchtwagen bis zum Verkauf inseriert ist, helfen Experten bei den Vorhersagen. Je länger der Verkauf dauert, desto stärker senken Händler ihre Preise. Die Standtage stiegen zuletzt von 91 auf 97. Gleichzeitig erholt sich die Neuwagensparte und die Produktion zieht wieder an. (Buchbinder/mc/hfu)