von Patrick Gunti
Moneycab.com: Frau Lüönd, Beauty2Go ist seit neun Jahren im Bereich minimalinvasiver Schönheitsbehandlungen tätig. Nächsten Sommer wollen Sie ein eigenes Zentrum für plastische Chirurgie in der Zürcher Greencity eröffnen. Was hat Sie dazu bewegt, das Geschäftsfeld nun auf grössere chirurgische Eingriffe zu erweitern?
Alexandra Lüönd: Der Schritt hin zu operativen Eingriffen ist für uns eine logische Weiterentwicklung. Beauty2Go soll ein vollständiges ästhetisches Ökosystem bieten – von sanften Behandlungen bis zu chirurgischen Lösungen. Unsere Patienten vertrauen uns seit Jahren, und viele wünschen sich, dass sie auch für grössere Eingriffe nicht die Klinik wechseln müssen. Mit einem eigenen Zentrum können wir Qualität, Sicherheit und Prozesse selbst definieren. Und wir sehen einen klaren Trend: Wer heute mit 30 oder 35 mit Filler beginnt, denkt in zehn Jahren auch über Operationen nach. Diesen Weg wollen wir aus einer Hand begleiten.
Ein eigenes OP-Zentrum ist ein grosser Schritt. Warum bauen Sie lieber selbst, statt mit etablierten Kliniken zusammenzuarbeiten?
Wir wollen unabhängig bleiben – in unseren Standards, im Branding und in der Patientenführung. Kooperationen sind zwar schneller und günstiger, aber man verliert Kontrolle. Mit einem eigenen OP-Zentrum können wir Architektur, Patientenreise und medizinische Abläufe von Grund auf so gestalten, wie wir es für richtig halten. Das ist ein Investment in Qualität, aber auch in die Zukunftsfähigkeit unserer Marke.
«Mit einem eigenen OP-Zentrum können wir Architektur, Patientenreise und medizinische Abläufe von Grund auf so gestalten, wie wir es für richtig halten.»
Alexandra Lüönd, Gründerin und VR-Präsidentin Beauty2Go
Welche chirurgischen Eingriffe werden im Vordergrund stehen?
Wir haben noch nicht final entschieden, welche Eingriffe wir anbieten werden. Der grosse Vorteil ist: Wir haben heute über 50’000 Patienten und können sehr genau analysieren, wo die grössten Interessen und Nachfragen liegen. Auf dieser Basis werden wir das Angebot entwickeln. Sicher ist, dass die populärsten Behandlungen ins Zentrum kommen werden. Persönlich hoffe ich sehr, dass auch das Deep Pane Facelifting Teil unseres Spektrums sein wird. (A.d.R.: Weiterentwickelte Form des klassischen Faceliftings. Dabei wird nicht nur die Haut gestrafft, sondern gezielt auch tiefere Gewebeschichten angehoben und repositioniert)
Wie viele Eingriffe planen Sie dort jährlich durchzuführen – und in welchem Preissegment?
Eine konkrete Zahl möchte ich noch nicht nennen. Was ich aber sagen kann: Wir starten bewusst im mittleren Preissegment. Mit einer Qualität, die höchsten Schweizer Standards entspricht. Wir beginnen mit einer kleinen Zahl an Chirurgen und werden die Kapazität schrittweise nach Nachfrage anpassen.
Planen Sie mit freischaffenden Chirurginnnen und Chirurgen oder festangestelltem Personal?
Wir sind noch in der Evaluation, aber unser Ziel ist, wie bei Beauty2Go auch hier mit festangestellten Ärzten zu arbeiten. So stellen wir sicher, dass unsere hohen Standards konstant eingehalten werden.
Sie haben in den letzten neun Jahren ein Netz von acht Standorten für minimalinvasive Schönheitsbehandlungen aufgebaut und heute 50’000 Patientinnen und Patienten in der Kartei. 200’000 Behandlungen wurden durchgeführt. Wie haben sich Ihre Kund:innen in den letzten Jahren verändert – jünger, älter, diverser?
Unsere Patienten sind mit uns gewachsen. Heute kommen nicht nur junge Frauen, sondern auch ältere Generationen und immer mehr Männer. Der Fokus liegt aber weiterhin auf Frauen – sie machen klar den grössten Teil unserer Patienten aus.
Bei unserem letzten Interview 2022 lag der Anteil der männlichen Kundschaft bei gerade mal 5 Prozent. Wie ist das heute?
Die Tendenz ist steigend. Aktuell liegt der Männeranteil aber noch im einstelligen Bereich, also unter 10 Prozent aber über 5 %.
«Unsere Patienten sind mit uns gewachsen. Heute kommen nicht nur junge Frauen, sondern auch ältere Generationen und immer mehr Männer.»
Planen Sie parallel zum ersten Zentrum für plastische Chirurgie auch eine weitere Expansion im bisherigen Geschäftsmodell?
Nein, das OP-Zentrum werden wir nicht im gleichen Modell skalieren wie unsere minimalinvasiven Behandlungen. Bei grösseren Eingriffen nehmen Patienten bewusst auch längere Wege in Kauf – eine Stunde Anfahrt ist für sie kein Problem, solange die Qualität stimmt. Um diese Qualität zu halten, wird es in der Deutschschweiz voraussichtlich bei einem Zentrum bleiben.
Beauty2Go bietet neben Schönheitsbehandlungen auch Longevity-Programme an. Welche Zielgruppe sprechen Sie mit diesen Angeboten an – dieselben Kund:innen wie bei ästhetischen Eingriffen?
Es sind im Kern dieselben Kunden wie bei unseren ästhetischen Behandlungen. Unser Longevity-Programm ist stark komplementär. Jede Patientin und jeder Patient reagiert anders. Manche sprechen sehr gut auf Polynukleotide, Biostimulatoren oder PRP an, andere sind bessere Kandidaten für klassische Filler. Und für viele ist es die ideale Ergänzung. Am Ende geht es immer um denselben Wunsch: Wir leben immer länger und wollen, dass unsere Energie und unser Innenleben mit unserem Äusseren übereinstimmen.
In einer Gesellschaft, die stark von Schönheitsidealen geprägt ist, kann die ästhetische Chirurgie leicht dazu beitragen, übertriebene Perfektionsvorstellungen zu verstärken. Wie beobachten Sie die Entwicklung der letzten Jahre?
Wir sehen einen klaren Rückgang dieser «Hypertransformations-Ideale». Das, was man früher als überfüllte Gesichter oder künstlich wirkende Veränderungen wahrgenommen hat, wird heute kaum mehr nachgefragt. Stattdessen geht der Trend zurück zu einer natürlichen, frischen Schönheit. Zu Eingriffen, die man nicht auf den ersten Blick erkennt, die aber das Selbstbewusstsein enorm stärken.
«Das, was man früher als überfüllte Gesichter oder künstlich wirkende Veränderungen wahrgenommen hat, wird heute kaum mehr nachgefragt.»
Letzte Frage: Neue Abnehmmedikamente wie GLP-1-Agonisten (z. B. Wegovy oder Ozempic) verändern gerade den Markt für Gewichtsreduktion. Spüren Sie das auch in Ihrer Praxis – etwa durch mehr Nachfrage nach begleitender Schönheitschirurgie, etwa Hautstraffungen nach Gewichtsverlust?
Die Medikamente verändern den Markt. Viele Patienten verlieren schnell Gewicht – und brauchen danach Hautstraffungen oder Konturierungen. Für uns ist das eine klare Chance: Wir können Nachsorge, Korrekturen und ergänzende Programme anbieten, um die Ergebnisse zu stabilisieren. Ich rechne damit, dass dies ein stark wachsender Bereich wird.