Aurelio Perucca, CEO Splint Invest, im Interview

Aurelio Perucca, CEO Splint Invest. (Bild: Splint Invest)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Perucca, was spricht für alternative Anlagen in Sachwerte?

Aurelio Perucca: Alternative Anlagen sind ein wichtiger Bestandteil eines gut diversifizierten Portfolios. Meiner Meinung nach sollten ca. 5-20% des Portfolios in alternative Anlagen investiert werden, aber das hängt natürlich vom individuellen Risikoprofil ab. Durch die niedrige Korrelation mit traditionellen Anlagen bieten alternative Anlagen Schutz in Krisenzeiten und können, wie wir die letzten Jahre eindrucksvoll gesehen haben, spannende Renditen bescheren.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, alternative Anlagen für Kleininvestoren im Retail-Bereich zu entwickeln?

Am Anfang hatten wir das eigene Bedürfnis, in alternative Anlagen zu investieren. Jedoch waren wir alle mit der gleichen Situation konfrontiert: es braucht zu viel Kapital bzw. es gibt keine Lösung, die die Bedürfnisse privater Investoren abdeckt. So haben wir gemeinsam angefangen, Geld zusammenzulegen und quasi einen privaten Investorenclub eröffnet. Schnell wurde uns bewusst, dass viele Freunde und Bekannte mit einsteigen wollen. Die Unsicherheit an den Aktienmärkten hat viele Personen motiviert, ihr Portfolio breiter zu diversifizieren und alternative Anlagen aufzunehmen. Wir haben angefangen, an einer skalierbaren Lösung zu arbeiten, um das Modell europaweit zu betreiben. Aktuell bieten wir Kunst, Luxusuhren, Weine, Whiskys und Handtaschen an. Wir arbeiten bereits daran, als nächstes Private Equity und Venture Capital als Anlagekategorien aufzunehmen.

«Die Unsicherheit an den Aktienmärkten hat viele Personen motiviert, ihr Portfolio breiter zu diversifizieren und alternative Anlagen aufzunehmen.»
Aurelio Perucca, CEO Splint Invest

Ab 50 Euro in Whisky, Kunst oder Luxusuhren investieren – wie kommt das Angebot ?

Als wir begonnen haben, Splint Invest zu vermarkten, trafen wir die Annahme, dass Anleger eher aus Leidenschaft investieren. Wir haben versucht, die Anlagen in den Vordergrund zu stellen und auf die Attraktivität der Objekte aufmerksam gemacht. Uns wurde jedoch schnell bewusst, dass Investoren nicht das Objekt sehen, also nicht die Tasche, den Wein oder die Uhr. Sie sehen eine Kapitalanlage und interessieren sich, wie bei jeder anderen Investition auch, eher für die erwartete Rendite und die Volatilität. Gleichzeitig haben wir auch festgestellt, dass Investoren ihr Portfolio mit neuen Anlagen diversifizieren wollen. Praktisch jeder Investor bei Splint Invest legt Geld in jeder Anlageklasse an.

Wie viele aktive User resp. Investoren verzeichnen Sie zum aktuellen Zeitpunkt und wie viel wurde investiert?

Bis Ende Februar haben unsere Kunden etwas mehr als 3 Millionen Euro investiert. Wenn man berücksichtigt, dass wir die Marke von einer Million Euro erst im September 2022 erreicht haben, zeigt das schön, wie schnell wir wachsen. Insgesamt haben bereits über 4000 Anleger mit unserer App in alternative Anlagen investiert. Erfreulich ist auch, dass wir aktuell rund 1000 Investoren auf der Plattform haben, die monatlich einen konstanten Betrag investieren – jeweils zwischen 350-550 Euro.

Wie würden Sie den Anlagehorizont für die Investitionen definieren?

Wir fokussieren uns auf langfristige und illiquide Anlagen – und zwar ganz bewusst. In den letzten Wochen haben wir 2-3 Anlagemöglichkeiten veröffentlicht, die einen Anlagehorizont von 2-3 Jahren aufweisen – dabei handelt es sich jedoch eher um eine Ausnahme. Im Schnitt liegt der Anlagehorizont bei 6-9 Jahren. Wir weisen die Anleger jeweils auch darauf hin, dass es sich um langfristige und illiquide Anlagen handelt und eine Investition gut überlegt sein muss. Wir bieten zwar innerhalb der App einen Marktplatz an, auf dem Investoren ihre Anteile handeln können – jedoch garantieren wir nicht für Liquidität. Es ist aber durchaus erfreulich zu sehen, dass nun aber bereits die ersten Investoren Gewinne realisieren und auszahlen bzw. reinvestieren konnten.

«Wir weisen die Anleger jeweils darauf hin, dass es sich um langfristige und illiquide Anlagen handelt und eine Investition gut überlegt sein muss.»

Die Anlagen benötigen eine umfassende Expertise. Wie stellen Sie diese sicher und auch die Prüfung der gelieferten Sachwerte?

Wir arbeiten bei der Auswahl und Überprüfung der Anlagen nur mit etablierten Partnern. Die Qualitätskontrolle der Anlage wird jeweils bei der Anlieferung in das Zollfreilager durch Experten vor Ort vorgenommen. Welche Partner und Experten bei den spezifischen Anlagen involviert waren und wo die Anlage gelagert wird, ist jeweils in der App ausführlich dokumentiert. Wir von Splint Invest kümmern uns um die ökonomischen Aspekte – sprich wir überprüfen mit Daten, ob die angegebene Bewertung angemessen ist und ein entsprechendes Wertsteigerungspotenzial vorhanden ist.

Wo werden Whisky, Weine etc. gelagert?

Wir arbeiten mit sogenannten Zollfreilagern. Dabei haben wir ein Set von Lagerstandorten. Jeder Lagerstandort ist auf eine Anlageklasse spezialisiert. Wein wird z.B. im Nordic Freeport in Dänemark oder im Ports Francs et Entrepôts in Genf gelagert. Whisky lagern wird entweder im Viewfield Warehouse oder im London City Bond – beide in Grossbritannien. Das Lagerort wird jeweils in der App angezeigt, verknüpft mit Google Maps.

Wie können sich Investoren über die aktuelle Bewertung ihres Investments informieren?

In Zusammenarbeit mit unseren Partnern und durch unabhängige Drittdaten bewerten wir jede Anlage monatlich neu. Der aktuelle Wert wird dann jeweils in der App abgebildet. Somit sehen die Investoren jeweils den aktuellen Wert vom Portfolio. Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass es sich hier um eine Bewertung handelt – das heisst der tatsächliche Wert wird erst beim Verkauf realisiert.

Wie hoch sind die Gebühren?

Unsere Gebühren werden transparent in der App dargestellt. Bei einer Investition am Primärmarkt, zahlt man als Investor je nach Anlage 6-10% des Einkaufswertes des Objekts als sogenannte Plattformgebühr. Damit finanzieren wir unser Research-Team und die Plattform. Diese Gebühr ist im Investitionspreis bereits enthalten. Möchte man die Anteile am Sekundärmarkt verkaufen oder Verkaufen wir die Anlage am Ende der Laufzeit fallen nochmals 2% Verkaufsgebühr an. Damit finanzieren wir den Administrationsaufwand, der mit dem Verkaufsprozess verbunden ist.

Für die Kontoeröffnung, die Kontoführung, die Steuerunterlagen oder Ein- bzw. Auszahlungen fallen keine Gebühren an. Eine «Asset under management» Gebühr verrechnen wir bewusst nicht.

Laufende Kosten gibt es also keine?

Genau – es fallen keine laufenden Kosten an. Dies war uns sehr wichtig – denn wir wollen das langfristige Halten den Anlage belohnen.

«Unsere Priorität liegt momentan bei der Gewinnung von Neukunden.»

Splint Invest hat sich letzten Herbst in der «Höhle der Löwen» 500’000 Franken und später via Crowdfunding weiteres Kapital gesichert. Wie haben Sie diese Gelder eingesetzt und wie sieht die aktuelle Finanzierungssituation aus?

Unsere Priorität liegt momentan bei der Gewinnung von Neukunden. Aus diesem Grund haben wir das Kapital dazu genutzt, unsere App im Bereich Tracking zu verbessern und Werbekampagnen zu optimieren. 2022 hatten wir ein durchschnittliches monatliches Kundenwachstum von 60% – und mit dieser Geschwindigkeit wollen wir auch 2023 weiterwachsen. Wir schliessen gerade eine Finanzierungsrunde über 3.5 Mio Franken ab.

Welche Ziele haben Sie sich für das laufende Jahr gesetzt? Wie wollen Sie das Angebot erweitern?

Für 2023 haben wir diverse Ziele. Wie erwähnt, schliessen wir gerade eine Finanzierungsrunde ab und führen noch letzte Gespräche mit Investoren. Parallel arbeiten wir mit Hochdruck daran, den Sekundärmarkt in Europa und die neue Anlagekategorie “Private Equity” freizuschalten. Gleichzeitig gilt es natürlich, laufend interne Prozesse zu professionalisieren und zu verbessern. Nur so können wir das starke Wachstum nachhaltig fortsetzen.

Herr Perucca, wir bedanken uns für das Interview.

Splint Invest
Firmeninformationen Splint Invest/MARK Investment Holding AG bei Monetas

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