Nicole Loeb, Delegierte des Verwaltungsrates der Loeb Holding AG, im Interview

Nicole Loeb

Nicole Loeb, Delegierte des Verwaltungsrates der Loeb Holding AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab: Frau Loeb, die letzten Jahre waren geprägt durch leicht sinkenden Umsatz, aber solidem Ebitda- und Gewinnmargenwachstum. Ist Loeb ein Freudenfall für CFOs?

Nicole Loeb: Die konsequente Umsetzung unserer Strategie bedeutet auch, sich von unrentablen Konzepten zu trennen. Somit erklärt sich unter anderem auch der Umsatzrückgang. Es gilt zudem in einem schwierigen Marktumfeld die richtigen Entscheidungen zu treffen. Eventuell ist uns dies die letzten Jahre nicht ganz so schlecht gelungen. Auch sind unsere Immobilien alle gut vermietet.

Mit welcher EBIT-Marge rechnen Sie, wenn alle „Umbauten“ fertig sind?

Es ist schwierig, genaue Prognosen zu machen. Das Umfeld ist zurzeit zu volatil. Selbstverständlich möchten wir uns aber stets verbessern.

Der Finanzsaldo betrug letztes Jahr –3.0 Millionen, nach +2.7 Millionen im Vorjahr. Die Loeb Holding hat für über 30 Millionen Wertschriften, welche halt 2018 nicht so gut performten. Schauen Sie schon mal öfter auf den Kurszettel?

Sicher schaue ich mir die Kurse zwischendurch an. Aber die langfristige Betrachtung ist die wichtigere.

Sie selbst können jetzt auf ein 20 Jahre-Firmenjubiläum zurückblicken. Was war in dieser Zeit Ihr schwierigster Schritt?

Filialschliessungen gehen meistens mit personellen Entscheidungen einher. Diese fallen mir nach 20 Jahren nach wie vor nie leicht.

Kunden sollen bei komplexeren Produkten eine konkrete, abschliessende Beratung im Geschäft erhalten und die individualisierte Lösung anschliessend per Post nach Hause geschickt bekommen. Wie gut funktioniert das?

Loeb setzt auf persönliche Beratung und individuelle Dienstleistungen. Mit diesen Angeboten können wir uns vom Online-Shopping differenzieren. Beispielsweise können die Kunden ihre defekten Reisverschlüsse bei uns reparieren lassen. Auch der Heimlieferdienst ist eine beliebte Dienstleistung und wird sehr oft genutzt.

«Bereits vor unserer Zusammenarbeit mit Lidl haben wir auf regionale Produkte gesetzt. Als regionaler Anbieter sind wir dem verpflichtet.»
Nicole Loeb, VR-Delegierte Loeb Holding

In Bern und Biel haben Sie Lidl als Mieter für Ihre Immobilien gewonnen. Der deutsche Discounter ist sehr erfolgreich bei Zukauf lokaler Spezialitäten. Betreiben Sie bei ihm auch so etwas wie Benchmarking für Ihren eigenen Einzelhandel?

Bereits vor unserer Zusammenarbeit mit Lidl haben wir auf regionale Produkte gesetzt. Als regionaler Anbieter sind wir dem verpflichtet. Es ist aber vorbildlich, wie Lidl mit regionalen Lieferanten zusammenarbeitet.

Einkaufserlebnis muss von der reinen Musikberieselung loskommen. Das beweist Loeb im Haupthaus in Bern mit seiner Showküche. Wie stark wird diese denn von Kunden genutzt?

Die Kochkurse sind sehr gut besucht und können auf unserer Homepage gebucht werden. Sehr aktuell ist gerade das Thema «Food Waste»; dieser Kurs ist sehr beliebt. Wir nützen die Showküche auch für Kundenevents oder Lieferantendemonstrationen.

Und wie läuft das so im Nähatelier?

Im Nähkaffee stehen 6 Nähmaschinen für unsere Kundinnen und Kunden bereit, die gratis benützt werden können. Dazu kann man einen Kaffee trinken und auch etwas zu essen bestellen. Unser Mietpartner Alja Stoffe bietet regelmässig auch Nähkurse an. Daneben befindet sich unser Schneidereiatelier.

«Der Detailhandel ist in einer turbulenten Phase, und daher ist es schwierig langfristig in die Zukunft zu schauen.»

Auf welche Trends setzen Sie im diesjährigen Weihnachtsgeschäft? Mode, Lederwaren, Uhren und Accessoires bieten Sie ja in zur Genüge in Ihren Markenstores an.

Wir bieten all diese Bereiche auch in unseren Warenhäusern an. An Weihnachten sind sicher Spielwaren, Haushaltswaren sowie generell Damen- und Herrenaccessoires wichtige Abteilungen.

Wo könnte in den nächsten Jahren die Loeb Holding eine „line extension“ wagen?

Der Detailhandel ist in einer turbulenten Phase, und daher ist es schwierig langfristig in die Zukunft zu schauen. Es gilt aber, Augen und Ohren offen zu halten. Bei grossen Veränderungen ergeben sich oft auch Opportunitäten.

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