Duri Prader, CEO Lienhardt & Partner Privatbank AG, im Interview

Duri Prader

Duri Prader, CEO Lienhardt & Partner Privatbank AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Prader, welches Fazit ziehen Sie nach 150 Jahren Lienhardt & Partner?

Duri Prader: Unser Haus ist wie ein ungeschliffener Diamant. Bereits wertvoll, aber noch mit sehr viel Potential. Nach 150 Jahren präsentiert sich unsere Bank als junges, kerngesundes Unternehmen, das äusserst optimistisch in die Zukunft blickt.

10 Jahre nach der Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich gerade die kleinen Schweizer Privatbanken sehr gut geschlagen. Ist eine Kernkapitalquote von mehr als 20 Prozent ein Muss für Privatbanken?

Alle Banken, die nicht systemrelevant sind, müssen sorgsam mit ihrem Kapital umgehen. Sie können nicht Kopf und Kragen riskieren, weil sie in der Krise nicht vom Staat gerettet werden. Wie hoch die Kernkapitalquote über dem gesetzlichen Minimum liegen soll, muss jedes Institut selber wissen. Wir sind komfortabel mit Kapital ausgestattet. Uns ist es wichtig, dass unsere Kunden keine Zweifel an der Qualität der Bilanz haben. Aussagekräftiger als die Kernkapitalquote ist aus unserer Sicht aber das Leverage Ratio. Es besagt, vereinfacht ausgedrückt, wieviel hartes Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme zur Verfügung steht. Oder umgekehrt formuliert: wieviel Fremdkapital eine Bank bei ihrer Geschäftstätigkeit einsetzt. Bei uns beträgt diese Zahl rund 11% beziehungsweise 89%, was für eine Bank mit einem Hypothekarportfolio sehr hoch ist. Die Grossbanken kommen auf circa 4% beziehungsweise 96%, die Zürcher Kantonalbank auf etwa 7% respektive 93%. Dieser Wert ist viel einfacher zu verstehen und zu werten als die risikogewichtete Kernkapitalquote.

«Sollten die Anleger zukünftig vermehrt wieder den Zentralbanken das Vertrauen entziehen, dann könnte Gold ein sicherer Zufluchtsort sein.»
 Duri Prader, CEO Lienhardt & Partner Privatbank AG

In Ihrem Anlagebrief gehören Sie zur Minderheit, die Rohstoffe, insbesondere Gold, empfiehlt. Warum?

Gold ist zwar ertragslos, hat aber die Qualität einer Ersatzwährung. Sollten die Anleger zukünftig vermehrt wieder den Zentralbanken das Vertrauen entziehen, dann könnte Gold ein sicherer Zufluchtsort sein. Das ist nicht unser Hauptszenario, aber durchaus denkbar.

Mit seinem „Grand Prix Anlage“ hat Lienhardt & Partner eine Art Halbautomaten fürs Anlegen entwickelt. Sehen Sie ähnlich wie das VZ regelbasiertes Anlegen als ideal an?

Bei Grand Prix Anlagen, die wir im Vorsorgebereich einsetzen, werden die Anlagen nicht nur nach quantitativen, sondern auch nach qualitativen Aspekten ausgewählt. Nur die quantitativen Elemente sind regelbasiert. Sowohl bei der Auswahl der Fonds als auch beim Fondstausch entscheidet letztlich der Mensch. Insofern ist Grand Prix Anlegen kein «Halbautomat». Für den Kunden hat das Produkt aber entscheidende Vorteile: Der Kunde weiss, dass die Anlagen laufend überwachen werden. Er hat Transparenz – nicht nur über die gekauften, sondern auch über die konkurrierenden Anlagen. Er erhält einen detaillierten und begründeten Vorschlag zum kostenlosen Fondsaustausch. Wenn er widerspricht, wird der Austausch nicht vorgenommen.

Wie oft treffen Sie sich mit den externen Anlageberatern des „Grand Prix“ FondsConsult?

Wir treffen uns einmal pro Monat. Nach jedem Meeting publizieren wir einen Kurzbericht, auf den jeder Kunde online Zugriff hat. Den Kurzbericht halten wir möglichst einfach und verständlich.

Bei dem Grand Prix für Freizügigkeitsgelder arbeiten Sie mit renommierten Anlagestiftungen zusammen. Wonach differenzieren Sie die rund ein Dutzend Anbieter?

Anlagestiftungen dürfen nur von Vorsorgeeinrichtungen, also von professionellen Investoren wie Pensionskassen, Freizügigkeitsstiftungen und Stiftungen der dritten Säule erworben werden. Sie stehen in einem harten Konkurrenzkampf, was sich unseres Erachtens auch in den Resultaten widerspiegelt. Zudem sind sie kostengünstig. Diese Vorteile wollen wir unseren Kunden zu Gute kommen lassen. Die meisten Mitbewerber empfehlen ihren Kunden teure (Retail)-Fonds oder bieten vergleichsweise kostengünstige ETF-Lösungen an. Je nach Anbieter kann auch der Anlagestil und die Auswahl der Anlagen bei den Anlagestiftungen unterschiedlich sein. Grundsätzlich sind Anlagestiftungen aber ausserordentlich professionell geführt. Das Screening ist daher auch viel anspruchsvoller.

Ihr zweites grosses Standbein ist das Immobiliengeschäft. Wie beurteilen Lienhardt & Partner den Markt Zürich?

Im Jahr 2017 sind im Kanton Zürich 600 Mehrfamilienhäuser, 2300 Einfamilienhäuser und 3850 Eigentumswohnungen verkauft worden. Diese Zahlen sind konstant, ausser bei den Eigentumswohnungen, bei denen die Verkaufszahlen erstaunlicherweise um rund 20 % gesunken sind. In der Stadt Zürich ist der Markt, insbesondere bei den Mehrfamilienhäusern, angespannt. Die Käufer haben in den letzten 30 Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Preise zum Zeitpunkt des Kaufes teuer waren, die Investition sich aber dennoch stets gelohnt haben. Wegen diesen positiven Erfahrungen neigt der Markt zu sehr sportlichen Preisvorstellungen. Ausserhalb des Stadtgebietes sind die Preise vernünftiger. Aber wegen der hohen Bautätigkeit gibt es auch vermehrt Leerstände und rückläufige Mieten. Deshalb scheinen sich Nachfrage und Preise zu stabilisieren, obwohl es wenig Anlagealternativen gibt. Dasselbe gilt bei den Eigentumswohnungen. Nur bei den Einfamilienhäusern steigen die Preise tendenziell, weil wenig gebaut wird.

Neben dem Verkauf von Immobilien vergeben Sie auch Hypotheken. Wie vermeiden Sie da denn Interessenskonflikte?

Wir betreiben die Immobilienvermittlung und die -finanzierung völlig unabhängig voneinander. Eigentliche Interessenskonflikte gibt es dabei keine. Eine bestimmte Problemstellung tritt aber immer wieder auf: Als Makler streben wir im Verkauf einen möglichst hohen Preis an, während wir bei der Vergabe von Hypotheken die jeweilige Immobilie vorsichtig einschätzen. Das kann zu unterschiedlichen Bewertungen führen. Grundsätzlich haben wir ein Interesse sowohl zu verkaufen, als auch zu finanzieren. Aber wenn der Kaufpreis sehr hoch ist, kann es sein, dass wir nicht in der Lage sind, eine genügend umfangreiche Hypothek zur Verfügung zu stellen. Das ergibt verständlicherweise Erklärungsbedarf und muss von uns frühzeitig thematisiert werden, damit sinnvolle Lösungen gefunden werden können.

«Wenn der Kaufpreis sehr hoch ist, kann es sein, dass wir nicht in der Lage sind, eine genügend umfangreiche Hypothek zur Verfügung zu stellen.»

Sie bieten als Dienstleistung auch Suche und Vermittlung von Grundstücken an. Klappt das Finden eines der raren unbebauten Grundstücke nur über Vitamin B?

Unbebaute Grundstücke sind in der Region Zürich in der Tat rar. Häufiger ergibt sich die Gelegenheit, eine Immobilie zu kaufen, die schlecht unterhalten ist. Es macht dann unter Umständen Sinn, das Gebäude abzureissen. In der Regel drängt sich für den Käufer ein Neubau auf, wenn zeitgemässer gebaut und die Ausnützung verbessert werden kann. Erfahrung und fachkundige Beratung helfen, die richtigen Entscheide zu treffen. Dieser Weg scheint mir berechenbarer, als auf Vitamin B zu vertrauen.

Mit dem konservativen Credo, dass Insbesondere in Europa Kapitalerhalt die höchste Priorität geniessen muss, lag Lienhardt & Partner die letzten Monate goldrichtig. Raten Sie Ihren Kunden weiterhin zu einer hohen Liquiditätsquote?

Wir empfehlen eine hohe Liquiditätsquote und raten zu Geduld. Wir sind der Überzeugung, dass die viel diskutierten politischen Probleme in Europa den zyklischen Abschwung bloss beschleunigen oder allenfalls bei vernünftigen Lösungsansätzen verzögern, aber nicht verhindern. Der aktuelle Konjunkturzyklus neigt sich aus vielen Gründen dem Ende zu. Die Staatsschulden sind höher als 2007 und die Kapazitäten stark ausgelastet. Nach 30 Jahren Rückenwind wegen fallender Zinsen herrscht nun Windstille. Hinzu kommt, dass die Globalisierung in Frage gestellt wird, was die Investitionstätigkeit bremst. Europa ist stark exponiert gegenüber dem Welthandel und dem Kapitalgüterexport. Aus diesen Gründen sind wir den Aktienmärkten gegenüber im Augenblick vorsichtig eingestellt.

«Wir sind der Überzeugung, dass die viel diskutierten politischen Probleme in Europa den zyklischen Abschwung bloss beschleunigen oder allenfalls bei vernünftigen Lösungsansätzen verzögern, aber nicht verhindern.»

Nicht-kotierte Aktien wurden in den letzten Monaten ordentlich gebeutelt. Trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen?

Es trifft zu, dass einzelne Titel nach deutlichen Kursavancen in den letzten Monaten um 10 – 20 Prozent korrigiert haben. Allerdings sprechen wir von wenigen Titeln wie Biella-Neher, Cendres & Métaux Holding, EW Jona-Rapperswil oder Weiss+Appetito Holding. Es ist eine Eigenheit im Segment der nicht kotierten Nebenwerten, dass ein grösserer Verkaufsauftrag reicht, damit die Kurse fühlbar reagieren. Das passiert immer wieder, wenn grössere Bestände zum Beispiel aus einem Nachlass verkauft werden. Die geringe Liquidität dieses Marktes führt aber gleichzeitig auch dazu, dass in volatilen Börsenphasen die Papiere seltener gehandelt werden und geringeren Schwankungen ausgesetzt sind. Von einem Kursrutsch wie an den Aktienbörsen kann im 2018 daher keine Rede sein. Der BEKB Liquidity Index weist eine Performance von +0.5% und der BEKB Top 50 von -1,4% auf. Im Vergleich zum SMI mit -10.15% oder dem breiteren SPI mit -8.57% sind das Werte, welche schmerzfrei sind. Es zeigt sich immer wieder, dass für langfristig orientierte Anleger nichtkotierte Aktien in vielerlei Hinsicht eine gute Portfolioergänzung bieten.

Die Gruppe um die Familie Lienhardt verfügt über rund 70 Prozent der Stimmen und des Kapitals. Die Aktien werden ebenfalls otc (over the counter) gehandelt. Wäre eine Publikumsöffnung einmal eine Möglichkeit, einen kräftigen Expansionsschritt zu machen?

Wir sehen für einen solchen Schritt keine Notwendigkeit.

Zum Gesprächspartner:
Duri Prader studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich. Anschliessend war er an der ETH Zürich im Departement für Recht und Ökonomie tätig und promovierte im Aktienrecht an der Universität Fribourg. Seine Laufbahn in der Bankbranche begann er im Investmentbanking der SBC Warburg, der heutigen UBS. Nach einem Wechsel in das Private Banking übernahm er die Leitung des Family Offices der Bank Leu, bevor er fast zehn Jahre lang das Private Banking der Bank Vontobel in der Schweiz leitete. 2013 trat er schliesslich Lienhardt & Partner Privatbank Zürich als Managing Partner und CEO bei.

Zum Unternehmen:
Lienhardt & Partner ist eine finanzstarke, unabhängige und lokal verankerte Bank, die gemäss ihrem Leitsatz «Im Dienste Ihres Vermögens. Seit 1868» in den Bereichen Private Banking, Immobilien und Vorsorge tätig ist.

Lienhardt & Partner
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