Genadi Man, CEO kasko2go, im Interview

Genandi Man

Genadi Man, CEO kasko2go. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Man, auf welcher Idee basiert kasko2go?

Genadi Man: Eine faire Autoversicherung anzubieten. Eine Versicherung also, die auf den tatsächlich gefahrenen Kilometer sowie auf dem individuellen Fahrstil unserer Kunden und nicht auf deren demografischen Daten wie Alter oder Nationalität basiert. Sichere und rücksichtsvolle Fahrer sollen nicht für die «Raser» zahlen, sondern mit niedrigeren Prämien belohnt werden. Dank unserer AI-Technologie und Telematik-Daten sind wir bei kasko2go in der Lage, solche zu identifizieren.

Können Sie uns das etwas detaillierter erläutern?

Sehr gerne. Wir sammeln auf dem Smartphone via kasko2go-App mit Hilfe von GPS, Accelerometer, Gyroskop und anderen Sensoren die Bewegungsdaten des Autos. Das heisst konkret, wie das Auto bremst, beschleunigt, in die Kurve geht, etc. Dies ist komplett abhängig vom Fahrstil des Fahrers. Gleichzeitig verwenden wir Umgebungsdaten wie Wetter, Strassenverhältnisse und Strassenzustand. All diese Daten fliessen in unsere mathematischen Modelle und die AI-Technologie, welche uns eine Bewertung des Fahrstils des Kunden für diese Strecke ermöglichen.

Und der Versicherungsnehmer hat über die App jederzeit Einsicht auf die Bewertungen?

Natürlich. Unsere App gibt ausführliche Informationen über die zurückgelegten Fahrten, die unsere Kunden in ihrem persönlichen Cockpit jederzeit einsehen können.

«Sichere und rücksichtsvolle Fahrer sollen nicht für die «Raser» zahlen, sondern mit niedrigeren Prämien belohnt werden. Dank unserer AI-Technologie und Telematik-Daten sind wir bei kasko2go in der Lage, solche zu identifizieren.»

Genadi Man, CEO kasko2go

Trotz sicherer Fahrweise ist der Versicherungsnehmer in einen Unfall verwickelt. Was passiert dann?

Unser Partner Dextra übernimmt dann die Abwicklung des versicherungstechnischen Prozesses. Das läuft genau gleich ab, wie man es von herkömmlichen Versicherungen kennt.

Mit den aufgezeichneten Daten kennt kasko2go ja nicht nur den Fahrstil des Versicherungsnehmers, sondern zum Beispiel auch dessen Ziele und Aufenthaltsorte. Was passiert mit all diesen Daten?

Der Schutz der Privatsphäre unserer Kunden ist eines unserer wichtigsten Anliegen. Wir behandeln Daten mit grösster Diskretion und halten uns an das Schweizer Datenschutzgesetz.

Die Höhe unserer heutigen Autoversicherungsprämien schliessen auch die Kosten der Versicherer durch Versicherungsbetrug ein. Diese fallen bei Ihrer Lösung weg, weil sich der Betrug technologisch ausschliessen lässt. Welche Technologie steckt dahinter?

Die Technologie ermöglicht, den Unfall zu rekonstruieren und anhand dieser Daten zu erkennen, ob es sich um einen Betrug handelt. Diese Technologie wird von uns im Moment noch verfeinert und weiterentwickelt.

Versicherungsnehmer profitieren von tieferen Prämien. Wo liegen die grössten Vorteile für den Versicherer?

Kasko2go-Technologie ermöglicht dem Versicherer sichere und rücksichtsvolle Fahrer von den «Rasern» zu unterscheiden und entsprechend mittelfristig ein Portfolio von nur guten Fahrern zu kreieren. Dies würde die Unfallquote des Portfolios senken und die Profitabilität des Versicherers steigen. Darüber hinaus kann der Versicherer seine operativen und administrativen Kosten durch die vollständige Digitalisierung des Versicherungsprozesses sparen.

«Kasko2go-Technologie ermöglicht dem Versicherer sichere und rücksichtsvolle Fahrer von den «Rasern» zu unterscheiden und entsprechend mittelfristig ein Portfolio von nur guten Fahrern zu kreieren.»

In welchen Ländern läuft kasko2go bereits?

Kasko2go als Versicherungsprodukt läuft bis anhin nur in der Schweiz. Wir planen in der nahen Zukunft die Einführung unseres Produktes in Deutschland und Österreich. In osteuropäischen Ländern haben wir zudem eine ganze Palette an ähnlichen Telematik-basierten Produkten lanciert.

Welchen sind die nächsten geplanten Expansionsschritte von kasko2go?

Wir planen, unser Autoversicherungsprodukt noch dieses Jahr in Deutschland und Österreich und danach auch in anderen Westeuropäischen Ländern einzuführen.

Darüber hinaus arbeiten wir an der Lancierung weiterer Versicherungsprodukte.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus, wenn in vielleicht 10 bis 20 Jahren das autonome Fahren Realität geworden ist?

Dann sind ganz andere Risikofaktoren relevant. Beispielsweise muss sichergestellt werden, dass Autos nicht miteinander kollidieren. Ziel ist es, dass kasko2go mit seinen Ingenieuren, Wissenschaftlern und Versicherungsexperten immer on top der technologischen Entwicklung bleibt und diese sogar vorantreibt. Entwicklungen wie das autonome Fahren werden in unserem Geschäftsmodell also berücksichtigt.

Im Bezug auf Autoversicherungen wird das individuelle – sprich das sichere – Fahrverhalten belohnt. Liesse sich das Modell auf den Gesundheitssektor übertragen? Im Stile von «wer nicht raucht, wer sich viel bewegt und weniger Risiken eingeht, zahlt weniger Krankenkassenprämien»?

Unbedingt! Das Modell muss auf die anderen Bereiche übertragen werden, zum Beispiel auf den Gesundheitssektor. Eine individuelle Versicherungslösung für jeden Kunden ist unser grösstes Vorhaben, selbstverständlich unter Berücksichtigung möglicher ethischer Aspekte.

Herr Man, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Genadi Man ist Unternehmer, Gründer der Telesens KSCL AG – eines der weltweit führenden Telco-Billing-Unternehmen mit 1600 Mitarbeitern in 13 Ländern und einem Umsatz von rund 300 Mio Euro. Gründer von der ManOilGroup AG. Als Vorstandsvorsitzender leitete er das Unternehmen, welches sich auf die Bekämpfung von grossflächigen Ölverschmutzungen spezialisierte.

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