Jürg Stupp, CEO alletta sales platform AG, im Interview

Jürg Stupp

Jürg Stupp, CEO alletta. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Stupp, noch bis Ende November können die Versicherten die Krankenkassen-Grundversicherung wechseln. Wie viele werden dies nach Ihrer Einschätzung angesichts der stark steigenden Prämien tun?

Jürg Stupp: Die Prämienerhöhung per 2024 ist enorm stark und zwingt viele Menschen, über ihr Budget und ihre Krankenversicherung nachzudenken. Und das wird per 2025 voraussichtlich nochmals so eintreffen. Ich rechne damit, dass rund 1 Million Versicherte die Krankenkasse wechseln.

Mit alletta haben Sie am 1. Oktober eine neue Online-Plattform lanciert, mit der Kunden die günstigste – oder für sie passende – Krankenkasse finden und digital abschliessen können. Unterstützt werden sie dabei von künstlicher Intelligenz in Form eines Avatars. An welches Zielpublikum richten Sie sich mit dem neuen Angebot?

alletta richtet sich an alle, die über ihre Grund- und Zusatzversicherung nachdenken – aus der Perspektive ihrer Bedürfnisse und ihres Budgets. Und hierfür weder lange, unerwünschte Telefongespräche führen noch für einen Versicherungsberater das Wohnzimmer aufräumen möchten. Es sind also diejenigen, die Freude an einer einfachen, vollständig digitalen Beratung haben und sich dabei gerne ein übersichtliches und unabhängiges Bild verschaffen. Egal wo und egal wann.

«Ich rechne damit, dass rund 1 Million Versicherte die Krankenkasse wechseln.»
Jürg Stupp, CEO alletta sales platform AG

Wie ist der Avatar entstanden?

Für die Erstellung eines Avatars braucht es Video-Aufnahmen einer realen Person. Dafür sind wir ins Studio gegangen, um die qualitativen Anforderungen zu erfüllen. Auf dieser Grundlage wird der Avatar mit KI erstellt und ist von Beginn weg voll arbeitsfähig – in 10 Sprachen, 24/7/365 und stets in bester Laune.

Was sind neben der guten Stimmung von alletta die grössten Vorteile der KI-Unterstützung?

Das kann ich so gar nicht abschliessend beantworten – KI bietet unglaublich viele Vorteile, wir entdecken regelmässig neue Chancen. Wir nutzen für die Kunden und Kundinnen aktuell beispielsweise drei Fähigkeiten: Erstens können Kunden über den Chat ihre Fragen stellen. Und unser Avatar beantwortet diese Fragen dank KI kompetent und neutral. Zweitens ist alletta in 10 verschiedenen Sprachen da. Und drittens analysieren wir für den Kunden verschiedene Dokumente mit KI – das erspart dem Kunden viel Tipparbeit, weil wir die korrekten Daten extrahieren. Und es ermöglicht eine saubere Abstimmung von Kündigungsterminen sowie Fristen-Management. Das ist komplett neu auf dem Markt.

«KI bietet unglaublich viele Vorteile, wir entdecken regelmässig neue Chancen.»
Jürg Stupp, CEO alletta sales platform AG

alletta hat eine Versicherungsvermittler-Lizenz der Finma. Deshalb können die Angebote nicht nur verglichen, sondern auch gleich Versicherungsanträge gestellt werden. Mit welchen Versicherungsgesellschaften arbeiten Sie zusammen?

Wir haben das Privileg, mit aktuell acht Top-Krankenversicherern zusammenarbeiten zu dürfen. Dies sind konkret: Assura, CSS, Groupe Mutuel, Helsana, KPT, Swica, Sympany und Visana.

Wie andere Plattformen erhält auch alletta Vermittlungsprovisionen von den Versicherungen. Sie geben diese in der Zusatzversicherung aber zu einem Teil an die Kunden weiter. In welchem Umfang?

Die Kunden und Kundinnen tragen einen grossen Teil für die von Avatar und KI untersützte Selbstberatung bei. Als Dank dafür geben wir 33% der Provisionen, die wir für den Abschluss der Zusatzversicherungen erhalten, als Cashback zurück. Dieser Cashback können sich die Kunden und Kundinnen anschliessend auszahlen lassen und einen Teil davon an eine wohltätige Organisation spenden.

Je mehr Zusatzversicherungen, desto grösser der Cashback. Setzen Sie damit nicht falsche Anreize?

alletta ist eine Verkaufsplattform. Wir wollen, dass die Kunden bei uns ihre Versicherung wählen und abschliessen. Da ist es für uns normal, dass wir die Kundinnen daran umsatzorientiert beteiligen. Es gibt aber eine Obergrenze von CHF 300 pro Person. So sind falsche Anreize ausgeschlossen.

Was geschieht mit den Daten, die man mit alletta teilt?

Grundsätzlich speichern wir die Daten für die Kunden und Kundinnen in deren Portal und können jederzeit eingesehen werden. Diese sind wesentlich für die Beziehung zwischen den Kunden und uns. Oder für die Beziehung des Kunden mit der Versicherungsgesellschaft. Gesondert behandeln wir die Angaben, welche die Kundinnen bei der Gesundheitsdeklaration zum Gesundheitszustand angeben. Diese behalten wir solange, bis der Versicherungsantrag von der Versicherungsgesellschaft bearbeitet wurde. Das sind in der Regel 14 Tage. Danach löschen wir diese Daten vollständig.

Wie unterscheidet sich alletta über den Avatar und den allfälligen Cashback hinaus von anderen Online-Vergleichs- und Vermittlungsplattformen?

Es gibt einen ganz wesentlichen Unterschied. alletta ist darauf ausgerichtet, Vergleiche so detailliert, so übersichtlich und so schnell wie möglich darzustellen. Wir wollen die Kunden und Kundinnen dabei unterstützen, die Krankenversicherung richtig zu wählen und auch abzuschliessen. Die Voraussetzung dafür ist, dass wir ihnen einfach verständlich einen breiten Überblick verschaffen.

Daraus ergeben sich drei neue und einzigartige Möglichkeiten, die es in der Schweiz ausschliesslich bei alletta.ch gibt. Erstens ist die übersichtliche Beratung auf Grund- und Zusatzversicherungen ausgelegt, auch für die konkreten Prämien. Zweitens ist alletta in 10 Sprachen verfügbar, so dass alle verständlich in ihrer Sprache die neue Versicherung wählen können. Und drittens ist dies voll digital, mit Unterstützung von KI und Avatar möglich, das umfasst die Beratung, den Abschluss und den Kündigungsservice.

Bei alletta lassen sich auch Rechtsschutzversicherungen vergleichen und abschliessen. Wie planen Sie den weiteren Ausbau der Angebote?

Vom aktuellen Angebot, das Krankenversicherungen und Rechtsschutzversicherungen umfasst, können noch sehr viele potentielle Kunden profitieren – für ihre Bedürfnisse und ihr Budget. Darum hat der stabile Betrieb und der Ausbau der Kundschaft erste Priorität. Und klar, im Bereich Versicherungen und Dienstleistungen haben wir kühne Pläne.

Sie waren selbst 25 Jahre bei Helsana in der Versicherungsbranche tätig. Was hat Sie daran gereizt, ein Startup an den Start zu bringen?

Meine grosse Begeisterung gilt auch nach 25 Jahren unverändert den Kunden, dem Verkauf und den Versicherungsprodukten. Und meine starke Vorliebe war stets die Technologie, als Uhr mit Taschenrechnerfunktion oder als Lasergravierer um Bananen mit persönlichem Aufdruck zu gravieren. Im Startup alletta kann ich all dies zusammen bringen und marktorientiert umsetzen.

«Wir sind davon überzeugt, dass KI die Versicherungsbranche revolutionieren wird. Deshalb war es uns wichtig, als erste Plattform, die KI konsequent einsetzt, auf diese wichtige Lernkurve zu kommen.»

Die Versicherungsbranche eignet sich aufgrund der Unmenge an Daten besonders für den Einsatz von KI. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung in diesem Gebiet?

Wir sind davon überzeugt, dass KI die Versicherungsbranche revolutionieren wird. Deshalb war es uns wichtig, als erste Plattform, die KI konsequent einsetzt, auf diese wichtige Lernkurve zu kommen. Unser praktisches Interesse gilt vorerst der Bündelung von Wissen (zum Beispiel alle Versicherungsbedingungen sämtlicher Gesellschaften unvoreingenommen lesen), der Interaktion mit Kunden (Chatbot, Avatar) und der Erarbeitung von Überblicken über ganze Märkte (sämtliche Preisinformationen sämtlicher wesentlicher Player). Und das mit dem Ziel, dem Kunden die Gelegenheit zu bieten, zu verstehen (diese Produkte gibt es am Markt) und zu handeln (ein Produkt zu wählen und den Vertrag abzuschliessen).

Die Erfahrungen und die Learnings, die wir aber bei der Entwicklung von alletta und nun am Markt bereits machen, lassen das Potenzial von KI in der Versicherungsbranche erst erahnen. Das beflügelt natürlich, unsere Pionierstellung in diesem Feld weiter auszubauen.


alletta sales platform ag

Exit mobile version