Kai Glatt, VRP The Rokker Company

Kai Glatt

Kai Glatt, VRP The Rokker Company.

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Glatt, Sie sind von Ernst & Young als „Entrepreneur Of The Year“ in der Kategorie Emerging Entrepreneur ausgezeichnet worden. Dazu herzliche Gratulation. Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?

Kai Glatt: Danke. Diese Auszeichnung ehrt uns sehr aber vor allem bestätigt sie uns in unserem eingeschlagenen Weg und in unserer Strategie. Hinzu kommt, dass die mediale Wirkung dieses Preises ist einfach grossartig ist.

Der Preis unterstreicht den unternehmerischen Sinn für das Ausserordentliche. Was ist dieses Ausserordentliche im Falle der Rokker Company?

Ich glaube, das Ausserordentliche bei unserer Firma liegt darin, dass wir in einem Markt ein neues Produkt lanciert haben, in dem sehr lange keine Innovation mehr statt gefunden hat. Ich glaube auch, dass durch die Fokussierung auf die Nische der Motorradjeans unser Erfolg überhaupt erst möglich wurde. Aber eventuell liegt das Ausserordentliche auch darin, dass wir als „ROKKER COMPANY“ mit einer klaren Strategie und auch einem mehr oder weniger stimmigen Businessplan unterwegs sind und nicht einfach nur so in den Tag hinein rokken. (lacht)

«Ich glaube, das Ausserordentliche bei unserer Firma liegt darin, dass wir in einem Markt ein neues Produkt lanciert haben, in dem sehr lange keine Innovation mehr statt gefunden hat.» Kai Glatt, Verwaltungsratspräsident The Rokker Company

Sie haben The Rokker Company 2008 zusammen mit ihrem Geschäftspartner Michael Kuratli gegründet. Wie kam es dazu?

Wir kennen uns beide schon viele Jahre und sind oft zusammen auf unseren Harleys ausgefahren – und das immer ausschliesslich in normalen Jeans. Nach einer längeren Ausfahrt im Sommer 2006 haben wir uns gefragt, ob es nicht eine coole Jeans gibt, die auch schützt. Nachdem wir lange gesucht aber nichts passendes gefunden haben, wollten wir zuerst mal eine Jeans für uns persönlich herstellen, die gut aussieht aber trotzdem auch die Schutzfunktionen einer Lederhose inne hat. Schnell haben wir festgestellt, dass noch einige mehr dasselbe Bedürfnis haben wie wir. So kam der Ball ins Rollen und danach haben wir uns gegenseitig angetrieben, bis die erste kleine Serie produziert wurde.

Aus welchen Materialien sind die Rokker Jeans gefertigt, was macht sie so sicher?

Wir verwenden in unseren Jeans ein von der Firma schoeller Textil speziell entwickeltes Schutzgewebe, genannt Dynatec. Dieses Gewebe ist nicht nur äusserst angenehm zu tragen, sondern verfügt über eine enorme Abriebfestigkeit. Das Gewebe in Kombination mit dem Denim aus 100% Baumwolle, den wir als Aussenhaut verwenden, ist eine einzigartige Kombination entstanden, die von der Abriebfunktion her mit einer Lederhose vergleichbar ist, aber trotzdem einen authentischen Jeanslook hat.

Auf 2011 haben wir nun eine Neuentwicklung lanciert. In unserem Modell REVOLUTION wurden diese beiden Lagen miteinander verwoben und mit einer Membrane ausgestattet. Dadurch ist eine 100% wasserdichte Motorradjeans entstanden, die immer noch aussieht wie eine normale Jeans.?
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Rund um die Jeans haben Sie eine Marke geschaffen und mittlerweile sind zahlreiche Shirts, Hoods und Accessoires mit dem Rokker-Logo erhältlich. Welchen Lifestyle „verkaufen“ Sie?

Gerne zitiere ich an dieser Stelle unsere Philosophie: „ THE ROKKER COMPANY glaubt daran, dass die Leidenschaft am Motorradfahren und Stil untrennbar sind. Und nur ein starker Glauben schafft Einzigartiges, das die Zeiten überdauert. Einzigartig in diesem Sinne ist die Bekleidung von THE ROKKER COMPANY. Weil wir unter Freiheit verstehen, sich auf dem Motorrad ebenso sicher, bequem und stilvoll angezogen zu fühlen wie nach dem Ride. Wir sind kompromisslos, wenn es um die Verschmelzung bester Materialien und Ästhetik geht. Den Vorwurf, dabei detailverliebt zu sein, lassen wir uns gerne machen.“

Mit der Casual-Linie zielen wir jetzt auf den „Style nach dem Ride“ ab, so dass jeder dezent zeigen kann, dass er „Benzin im Blut“ hat… Aber eben nur dezent und mit Kleidungsstücken, die aus besten Materialien bestehen und in Europa produziert sind.

«Wir sind in der sehr glücklichen Situation, dass wir unsere beiden Leidenschaften, Motorradfahren und Jeans, kombiniert zu unserem Beruf machen konnten.»

Ist es wichtig, diesen Lifestyle selber zu leben, damit die Marke und das Produkt glaubhaft sind?

Dies ist für uns zentral. Wir sind in der sehr glücklichen Situation, dass wir unsere beiden Leidenschaften, Motorradfahren und Jeans, kombiniert zu unserem Beruf machen konnten.

Wie viele Jeans mit Schutzfunktion setzen Sie mittlerweile ab, in welchen Ländern sind die Produkte erhältlich und wo werden sie gefertigt?

Zahlen zum Absatz werden bei uns vertraulich behandelt, aber die Hosen werden mittlerweile in 13 Ländern vertrieben. Wir lassen alle Hosen wie auch die gesamte Casual-Linie in Portugal produzieren. Für uns ist es wichtig, dass wir die Produktion in Europa und nicht in Asien haben.

Sie haben es angesprochen: Als nächstes wollen Sie in den Casual-Markt und mehr Textilien ohne Schutzfunktion anbieten. Welche Kleider und Accessoires stehen dabei im Vordergrund?

Wir würden uns natürlich gerne schrittweise zum Komplettanbieter entwickeln. Im Moment aber stehen Casual-Jeans, T-Shirts, Hemden und Hoodies im Vordergrund. Und der Markt wird uns danach zeigen, in welche Richtung es gehen wird oder besser gesagt, welche Produkte noch kommen werden bzw. sollen.

«Wir würden uns natürlich gerne schrittweise zum Komplettanbieter entwickeln.»

Über welche Kanäle wollen Sie diese Kleider absetzen?

Mit der neuen Kollektion zielen wir in erster Linie auf den Jeansfachhandel ab. Da wir auch bei den Casual-Artikeln mit vielen „Specials“, wie z.B. Red Selvage Denim aufwarten, sind wir auch hier auf der Suche nach Shops, wo das Produkt auch erklärt werden kann. Selbstverständlich wird unsere neue Casual-Linie auch bei den bestehenden Vertriebspartnern, den grösseren Motorradspezialisten erhältlich sein.

Ist das Ziel dahinter, ein eigentliches Mode-Label aufzubauen?

Wir wollen eher ein Lifestyle-, als ein Modelabel werden, aber so oder so, wäre es natürlich sehr schön, wenn wir das eines Tages schaffen würden.

Wo sehen Sie The Rokker Company in zehn Jahren?

Dies ist eine sehr schwierige Frage, vor allem da wir erst seit etwas mehr als vier Jahren aktiv sind. Aber ich hoffe, dass wir dann weltweit tätig sein werden und unsere Kollektion stark ausgebaut haben.

Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchses ein?Da ich mich aber seit vielen Jahren mehr mit Jungunternehmen als mit Grosskonzernen und entsprechend nicht stark mit Führungsnachwuchs beschäftige, kann ich hier leider keine qualifizierte Auskunft geben. Aber ich persönlich schätze die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchses als sehr gut ein. Wir haben sehr gute Ausbildungsstätten und sofern die Leistungsbereitschaft vorhanden ist, sehe ich nicht, wieso der Schweizer Nachwuchs anderen Ländern hinterher hinken sollte – eher im Gegenteil.

Was ich aber als sehr gut einschätze, ist die Jungunternehmer-Landschaft. Die Schweiz hat sehr viele innovative Köpfe, die auch immer mehr bereit sind, ihre innovativen Ideen in erfolgsversprechenden Start-ups zu realisieren.

Wie wichtig ist Diversity für Ihr Unternehmen und welche Massnahmen sind in Ihrem Unternehmen zum Thema geplant oder schon umgesetzt?

Darüber machen wir uns eigentlich keine grossen Gedanken und haben auch kein „Diversity-Konzept“ oder ähnliches. Als junges global tätiges Unternehmen sind wir nur auf der Suche nach den besten Mitarbeitern, egal welchen Geschlechts oder welcher Herkunft. Aber zu Anschauung, wie das dann bei uns aussieht: im Moment haben wir bei unseren 10 Mitarbeitern fünf Nationalitäten vertreten.

Herr Glatt, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Kai Glatt (34)

Lebenslauf:
09 – jetzt Mitgründer und VR-Präsident beim Start-up THE ROKKER COMPANY AG
04 – 09 Mitglied der Geschäftsleitung beim IFJ Institut für Jungunternehmen AG
02 – 04 Exportfinanzierungsspezialist bei der Firma Bühler AG
01 – 02 Marketing Assistent bei der Firma Rad-Air Snowboards AG
98 – 01 BWL-Studium an der FHSG
96 – 98 Einkäufer bei EgoKiefer AG
93 – 96 kaufmännische Lehre bei EgoKiefer AG

Hobbies:  Motorradfahren, Snowboard fahren, joggen, fine Wine & Dine

Zum Unternehmen
THE ROKKER COMPANY AG wurde 2007 von Kai Glatt und Michael Kuratli gegründet. Sie lässt hochwertige, stylische Motorradbekleidung nach eigenem Design produzieren und vertreibt diese unter Ihrer eigenen Marke ROKKER in mittlerweile 13 Ländern. Das Kernprodukt ist die ROKKER-Jeans, eine hochwertige Motorradhose, die von aussen aussieht, wie eine ganz normale Jeans, jedoch über Schutzeigenschaften verfügt, die sonst nur Lederhosen vorbehalten.

Die im St. Galler Rheintal ansässige Firma beschäftigt heute 10 Mitarbeiter.

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