Matijas Meyer, CEO der Komax Gruppe, im Interview

Matijas Meyer

Matijas Meyer, CEO der Komax Gruppe. (Foto: Komax)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Meyer, Komax hat eindrücklich das negative Coronageschäftsjahr hinter sich gelassen. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 30,4 Millionen Franken. Ich weiss, dass Sie wegen des Putin-Krieges vorsichtig kommunizieren müssen, aber die Zukunft sieht doch goldig aus?

Matijas Meyer: Der Bedarf an Automatisierungslösungen hat im Verlauf des Jahres 2021 kontinuierlich zugenommen. Nach einem verhaltenen Start ins Jahr nahm die Nachfrage nach unseren Lösungen plötzlich markant zu, und wir mussten innert kurzer Zeit die Produktionskapazität erhöhen. Da wir die grossen Herausforderungen bei den Lieferketten gut meisterten und grösstenteils unsere gewohnte Liefertreue gewährleisten konnten, verzeichneten wir keine wesentlichen Umsatzeinbussen. Im Verlauf des Jahres verbesserte sich zudem der Produktemix beim Umsatz, was sich positiv auf das betriebliche Ergebnis (EBIT) auswirkte.

Nur 2.9% weniger Bestellungen als im Rekordjahr 2018 und ein Book-to-Bill-Ratio Ende 2021 von 1.15. Das hat sich doch jetzt nicht etwa geändert?

Es hat sich 2021 gezeigt, dass die Corona-Pandemie nichts an den globalen Megatrends geändert hat, die zu einer steigenden Automatisierung der Kabelverarbeitung führen. Da Lohnkosten steigen, verfügbare Mitarbeitende in der Kabelverarbeitung knapp sind, Qualitätsansprüche zunehmen, Kabel kleiner werden und die Rückverfolgbarkeit der einzelnen Prozessschritte immer wichtiger wird, nimmt der Bedarf an Automatisierungslösungen stetig zu. Dies ist auch begünstigt durch Trends wie die Elektromobilität und das autonome Fahren.

«Es hat sich 2021 gezeigt, dass die Corona-Pandemie nichts an den globalen Megatrends geändert hat, die zu einer steigenden Automatisierung der Kabelverarbeitung führen.»
Matijas Meyer, CEO der Komax Gruppe

Die führen zu mehr Hochvoltkabeln und Datenleitungen, welche vorzugsweise maschinell verarbeitet werden, nehme ich mal an?

Ja und zudem zeigt sich, dass Kunden zu kürzeren Lieferketten tendieren, was ebenfalls die Automatisierung begünstigen wird. Denn wenn die Kabelverarbeitung in Länder mit höheren Personalkosten zurückgeholt wird, muss der Personalbedarf reduziert werden, um diese zu kompensieren. Dazu ist eine höhere Automatisierung unabdingbar. Wir sind somit zuversichtlich, dass sich der 2021 gezeigte Aufwärtstrend im Jahr 2022 fortsetzt und sich unsere innovativen Lösungen weiterhin grosser Nachfrage erfreuen werden.

Und der Supply Chain Stress in der Automobilindustrie beunruhigt Sie nicht?

Eine Schwierigkeit bleiben die Probleme mit den Lieferketten, die mindestens bis Mitte Jahr andauern dürften. Aufgrund verschiedener Herausforderungen, wie momentan die Situation in der Ukraine, die einen grossen Bedarf an Ersatzmaschinen bei verschiedenen Kunden zur Folge hat, ist eine «quantitative Prognose» für das Geschäftsjahr 2022 momentan nicht möglich.

Wie erklärt sich, dass der amerikanische und asiatische Kontinent um ein Drittel stärker wuchsen als Europa?

In Asien haben wir 2021 das stärkste Umsatzwachstum (37.4%) verzeichnet, gefolgt von Nord-/Südamerika mit 30,3 und Europa mit 24.6 Prozent. Das weniger starke Umsatzwachstum in Europa hängt vor allem damit zusammen, dass in Europa die produzierte Anzahl Fahrzeuge um über fünf Prozent abgenommen hat, im Vergleich mit 2020. In Asien beispielsweise haben die Produktionsvolumen um zwei Prozent zugenommen und in Südamerika war das Plus über 13%. Komax erzielt ein Grossteil des Umsatzes in der Automobilindustrie, wodurch die produzierte Anzahl Fahrzeuge einen Einfluss auf unsere Geschäftsentwicklung hat.

2021 kaufte Komax ein Grundstück mit einem Produktions- und Bürogebäude in Dierikon unmittelbar neben dem Komax-Hauptsitz. Wie wird da jetzt umgebaut und umgezogen?

Momentan läuft die Planung der Entwicklung unseres Areals in Dierikon. Ein definitiver Zeitplan für die nächsten Schritt liegt noch nicht vor.

Im Gegenzug wollen Sie ihr Land und die Fabrikhallen in Rotkreuz bereits 2022 verkaufen. Was lässt Sie im Zeitplan so optimistisch sein?

Wir haben den Verkaufsprozess 2021 gestartet. Dieser ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass wir zuversichtlich sind, dass der Verkauf 2022 stattfinden wird.

«Der Verkaufsprozess für unser Land und die Fabrikhallen in Rotkreuz ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass wir zuversichtlich sind, dass der er 2022 stattfinden wird.»

Wenn der Verkauf gelingt, dürfte 2022 sicher ein Rekordjahr für Komax werden?

Der Verkauf wird sich bestimmt positiv auf das Ergebnis auswirken, da der Verkaufspreis höher sein wird als der Buchwert des Gebäudes in Rotkreuz. Was für ein Ergebnis wir im Geschäftsjahr 2022 insgesamt erzielen werden, wird sich zeigen, und können wir, wie erwähnt, zurzeit nicht prognostizieren.

Komax wird für die Übernahme von Schleuniger eine Kapitalerhöhung mit Aktientausch ausführen. Altaktionäre werden dadurch nicht verwässert. Wie wird sich die «Quasi-Fusion» auf das KGV auswirken?

Welchen Einfluss er aufs KGV hat, wird sich weisen. Wichtig ist zu verstehen, dass es verschiedene Trends gibt, die für Komax und Schleuniger zahlreiche Opportunitäten bieten: kontinuierliche Verschiebung des Automobilmarkts nach Asien, Automatisierung, Digitalisierung, Elektromobilität und autonomes Fahren. Der Zusammenschluss ermöglicht es uns, künftig auf diese Trends angemessen reagieren zu können – und was entscheidend ist, in der erforderlichen Schnelligkeit –, damit wir unsere Wettbewerbsfähigkeit behalten. Dadurch haben die Kunden des fusionierten Unternehmens weiterhin einen verlässlichen Partner, der sie mit innovativen Produkten und Services begeistern kann. Diese Innovationskraft und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit werden sich auch auf die Aktionäre sowie die Mitarbeitenden positiv auswirken. Durch den Zusammenschluss ist das Fundament gelegt, um nachhaltig wachsen, in die Zukunft investieren und weitere Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen zu können. Die über 3’000 Mitarbeitenden erhalten zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten in einer fortschrittlichen Technologiegruppe und werden entscheidend sein, dass die sich bietenden Opportunitäten genutzt werden können.

«Der Zusammenschluss von Schleuniger und Komax bietet Vorteile für Aktionäre, Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitende.»

Komax gibt weiterhin fast 10% des Umsatzes für Forschung&Entwicklung aus. Es sind verschieden Produktlancierungen geplant. Was sind die beiden wichtigsten?

Dies möchte ich momentan noch nicht verraten. Wir werden während des Jahres einzelne Produkte lancieren und dann insbesondere an unserer Inhouse Show in Dierikon Ende Oktober 2022 unseren Kunden verschiedene neue Highlights präsentieren.

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