Michael Bär, CEO und Partner MBaer Merchant Bank, im Interview

Michael Baer

Michael Bär, CEO und Partner MBaer Merchant Bank. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Bär, Sie haben die MBaer Merchant Bank vor etwas über drei Jahren mit dem Anspruch gestartet, dem Bankengeschäft wieder eine persönliche Note zu verleihen. Ist Ihnen dieses Vorhaben gelungen?

Michael Bär: Absolut. Wir beraten Unternehmer und Unternehmerinnen mit ihren Firmen sowie deren Familien; gesamtheitlich aus einer Hand. Wir erhalten von unseren Kunden sehr gutes Feedback. Wir zählen nun fast 40 unternehmerische Mitarbeitende mit langjähriger Erfahrung, welche ein breites Spektrum an Dienstleistungen und Lösungsansätzen für unsere Kunden abdecken können. Die Bank hat sich in den ersten drei Jahren sehr erfreulich entwickelt, sei es punkto Kundenzahl, Umsatz, Anzahl Mitarbeitende und der angebotenen Dienstleistungen.

Die Bank definiert sich als «the bank with a soul». Wie lässt sich dies über den Claim hinaus definieren?

Einerseits, weil wir die Bedürfnisse unserer Kunden konsequent in den Mittelpunkt unseres Schaffens stellen. Wir passen unsere Dienstleistungen den Kundenbedürfnissen an – bei uns gibt es keine Produkte von der Stange. Anderseits sind wir eine Bank, die traditionelle Werte und ein modernes Mindset lebt. Wir besinnen uns auf das Konzept der alten Handelsbanken, interpretieren deren Ansatz aber neu. Das heisst: Wir beraten individuell, haben kurze Reaktionszeiten und Entscheidungswege und geben unseren Mitarbeitenden Raum für die persönliche Entwicklung und Eigenverantwortung. Dadurch entsteht gegenseitiges Vertrauen – und eben der «Soul».

«Wir besinnen uns auf das Konzept der alten Handelsbanken, interpretieren deren Ansatz aber neu.»
Michael Bär, CEO und Partner MBaer Merchant Bank

Wie unterscheidet sich MBaer Merchant darüber hinaus von der grossen Anzahl anderer Privatbanken in der Schweiz?

Wir sind nicht nur sehr innovativ und professionell im Asset Management tätig, sondern auch im Firmenkundengeschäft. Finanzielle Entscheidungen betreffen immer die geschäftliche und private Situation und sollte deshalb aufeinander abgestimmt sein. Wir begleiten unsere Kunden und deren Firmen durch verschiedene Lebenszyklen und stehen dem Kunden bei der Wertschöpfung als Sparring-Partner zur Seite. Dabei folgen wir stets den Bedürfnissen des Kunden. Diese vernetzte Betrachtung, gepaart mit der Expertise und Erfahrungen des Teams, ist ein strategischer Erfolgsfaktor.

Wie würden Sie den/die typischen Kunden Ihrer Bank beschreiben?

Unsere Kunden haben individuelle Ansprüche und verschiedenste kulturelle, berufliche, familiäre und wirtschaftliche Hintergründe. Aber kurzum: Ein erfolgreicher Unternehmer/in mit vielschichtigen Bedürfnissen, der integrierte und gesamtheitliche Bankenlösungen wünscht, idealerweise über Generationen hinweg, egal ob Privat- oder Firmenkunde.

Und was bietet MBaer Merchant diesen an?

Als Bank für Unternehmer decken wir Finanzbedürfnisse ab, egal ob es sich dabei um Privatkonten, Firmenkonten, Transaction Banking, Treasury-Dienstleistungen, Risikomanagement, Anlageberatung oder Vermögensverwaltung handelt. Zudem unterstützen wir bei M&A, Nachfolgeplanungen und der Erbschaftsberatung.

Welchen Anteil machen die Schweizer Kunden aus, welchen die internationalen?

Die Mehrheit unserer Kunden sind Unternehmen und Privatpersonen aus der Schweiz oder mit Bezug zu der Schweiz.

Die Corona-Pandemie hat über lange Zeit persönliche Kontakte stark eingeschränkt. Wie stark hat dieser Umstand das Onboarding der Kunden erschwert?

Wenig. Als agiles Unternehmen sind wir es gewohnt, uns schnell auf neue Vorgehensweisen und Prozesse einzustellen. Zudem ist ein gut funktionierendes digitales oder hybrides Onboarding ein unverzichtbarer Bestandteil der heutigen Customer Journey eines Bankkunden. Wir haben seit Beginn auf schlanke Prozesse, moderne Technologien und einer direkten Einbindung von Compliance gesetzt. Und das zahlt sich für die Bank aus. Wir sind auch während der Pandemie stark gewachsen.

Kaum scheint Covid-19 überstanden, haben sich mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die nächsten globale Verwerfungen aufgetürmt. Wie ist MBaer Merchant ins Jahr 2022 gestartet?

Der Start ins 2022 war sehr erfolgreich. Wir verzeichnen seit Jahresbeginn ein erfreuliches Kundenwachstum und eine konstant starke Nachfrage nach unseren Dienstleistungen. Weiter laufen intern spannende Projekte und auch unser Team wird immer grösser. Die aktuelle Situation an den Finanzmärkten beobachten wir intensiv und passen uns den veränderten Umständen stets an.

«Wir sind zum aktuellen Zeitpunkt von den Sanktionen nur marginal betroffen.»

Wie stark ist MBaer Merchant Bank von den Sanktionen gegen russische Bürger und der Blockierung russischer Gelder auf Schweizer Banken betroffen?

Wir sind zum aktuellen Zeitpunkt von den Sanktionen nur marginal betroffen. Klar ist aber, dass mit den Verschärfungen unser Aufwand im Bereich Compliance für Kunden in Osteuropa aufwendiger geworden ist. Das Bankennetzwerk und auch wir stellen wesentlich mehr Fragen.

In der Hoffnung auf sich nicht weiter verschärfende geopolitische Spannungen: Von welchen Entwicklungen gehen Sie bezüglich Konjunkturentwicklung, Inflation und Geldpolitik im weiteren Jahresverlauf aus?

Hier hat sich leider unsere getätigte Marktvorhersage vor 12 Monaten bestätigt. Die Aussichten für die Konjunktur und die Inflation in den Industrieländern sind sehr unsicher geworden. Auch die restriktivere Politik der Notenbanken gilt es zu beobachten. Zudem befinden wir uns wohl gerade in einer Phase der Orientierungslosigkeit, welche Anlagen noch getätigt werden sollen.

«Als Bank können wir ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeitende befähigt werden, unternehmerisch zu denken und zu handeln.»

Das Team der MBaer Merchant wächst und umfasst mittlerweile über rund 40 Personen. Diese geniessen seit Jahresbeginn das Privileg, selbst zu bestimmen, wie viel Ferien sie beziehen. Wie stark setzen Sie bei Ihren Mitarbeitenden auf Selbstverantwortung?

Selbstverantwortung ist der Kern unseres Tuns und setzt eine Vertrauens- und Wertschätzungskultur voraus. Das können wir aber nicht auf Knopfdruck einfordern. Als Bank können wir jedoch ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeitende befähigt werden, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Mitarbeitende sollen ihre Kompetenzen einbringen und Eigenverantwortung übernehmen, nicht nur bei der Bestimmung der Ferientage. Im Fokus stehen der Austausch und der gemeinsame Dialog. Wir nutzen unterschiedliche Meinungen, um unsere Dienstleistungen stetig zu verbessern. Das funktioniert, weil alle Mitarbeitenden respektvoll und selbstverantwortlich handeln.

Wie viel Ferien gedenken Sie selbst dieses Jahr zu beziehen und wie viel Zeit davon werden Sie in Ihre Passion, den Marathonlauf, investieren?

Da bleibe ich wohl meiner Gewohnheit mit vier bis fünf Wochen Ferien treu. Wenn ich aber merke, dass meine Energiereserven leer sind, könnten es auch ein paar Tage mehr werden. Meine Ferien verbinde ich immer gerne mit meiner Leidenschaft. Daher hoffe ich, dass es auch in diesem Jahr wieder eine Handvoll Halb- oder Vollmarathon sein werden.

Herr Bär, wir danken Ihnen für das Interview.

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