Norbert Patt, CEO Titlis Bergbahnen, im Interview

Norbert Patt

Norbert Patt. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Patt, weniger Umsatz, ein 22% tieferer Betriebsertrag, ein Gewinneinbruch um 76% – die Resultate des ersten Semesters des Geschäftsjahres 2015/16 dürften Ihnen wenig Freude bereiten. Wie werten Sie das Ergebnis?

Norbert Patt: In den letzten drei Jahren erwirtschafteten wir einmalige hohe Nettoerträge mit dem Verkauf von Wohnungen im TITLIS Resort, was sich sehr positiv auf den Betriebsertrag und den Gewinn auswirkte. Diese Verkäufe sind abgeschlossen, deshalb sind der konsolidierte Betriebsertrag sowie der Gewinn massiv tiefer. Der Rückgang des Umsatzes im Kerngeschäft (Transport, Gastronomie und Übernachtungen) verminderte sich lediglich um 5%.

Die Besucherzahlen aus China waren deutlich rückläufig. Ist dies einzig auf die dortige wirtschaftliche Abschwächung zurückzuführen?

Nein. Auch die verschärften Visa-Bestimmungen für Europa sowie die Terror-Anschläge von Paris und Brüssel sind weitere Gründe für den Rückgang.

Die Titlisbahnen haben sehr früh auf Touristen aus Asien gesetzt. Welchen Anteil haben die Gäste aus Asien, insbesondere bei den Gruppenreisen, am Geschäft der Titlisbahnen?

Gruppenreisende aus Asien tragen mittlerweile rund einem Drittel zu unseren Einnahmen bei.

Wenn China nicht läuft wie gewünscht, rücken andere Märkte in den Fokus. Wo sehen Sie das grösste Potenzial, welche Märkte bearbeiten Sie besonders?

Um das Risiko zu minimieren bearbeiten wir weltweit alle relevanten Zielmärkte.

Am 12. Dezember 2015 konnte die 8er-Gondelbahn TITLIS Xpress in Betrieb genommen werden. Was hat sich für Ihre Gäste dadurch konkret geändert?

Die neue Gondelbahn TITLIS Xpress ist ein Quantensprung in der Geschichte der TITLIS Bergbahnen. Die neue Bahn transportiert 2400 Personen pro Stunde (bisher 1600 Personen), die Wartezeiten an der Talstation wurden massiv verkürzt und die Fahrt auf den Berg ist schneller und komfortabler. Die Zufriedenheit der Gäste hat bedeutend zugenommen.

«Mit unseren Investitionen in die technische Beschneiung, in die Gastronomie sowie mit dem Neubau des TITLIS Xpress haben wir unsere Marktposition im Wintersportgeschäft stark ausgebaut.» Norbert Patt, CEO Titlis Bergbahnen

Trotz der ungünstigen Witterungsbedingungen und den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnten 1,1% mehr Wintersportler begrüssen werden. Während die Zahl der Tageskarten um 11% gesteigert wurde, wurden weniger Mehrtageskarten verkauft. Worauf führen Sie dies zurück?

Trotzt wenig Schnee und warmen Temperaturen konnten wir die Pisten und Anlagen bereits am 14. November 2015 in Betrieb nehmen. Das Skigebiet war durchgehend bis am 22. Mai geöffnet. Dies ist ein Hauptgrund für den Mehrverkauf von Skitageskarten. Der Einbruch bei den Mehrtageskarten ist vor allem auf die währungsbedingte schwierige Situation in den europäischen Quellmärkten zurückzuführen.

Wie ist der Start in die diesjährige Sommersaison verlaufen?

Der Start in die Sommersaison verlief auf dem Niveau des Sommers 2014.

Die Rekordwerte des Vorjahres sind ausser Reichweite – sind Sie dennoch zuversichtlich, ein gutes Gesamtjahr zu erreichen?

Wir gehen davon aus, dass wir ein solides Gesamtergebnis über dem 5-Jahresdurchschnitt erwirtschaften werden.

Welche Pläne verfolgen Sie im Hinblick auf die nächste Wintersaison?

Zurzeit wird die Erneuerung der technischen Beschneiung zwischen Stand und Trübsee fertig gebaut. Das Ziel ist, diese Piste so früh wie möglich zu öffnen. Im November 2016 werden die Bahnen von Engelberg bis zum Stand zum ersten Mal durchgehend in Betrieb sein und somit zusätzliche Skifahrertage generieren. Mit unseren Investitionen in die technische Beschneiung, in die Gastronomie sowie mit dem Neubau des TITLIS Xpress haben wir unsere Marktposition im Wintersportgeschäft stark ausgebaut.

Schengen-Visum, wirtschaftliche Abschwächung in China, Frankenstärke, Terror-Angst – die Tourismus-Industrie schlägt sich an zahlreichen Fronten mit Problemen herum, auf die sie selber keinen Einfluss hat. Wie schwierig macht dies eine stabile Planung und Entwicklung von längerfristigen Projekten?

Wir sehen dies weniger als Probleme, sondern als Herausforderung. Viel wichtiger für eine stabile Planung und Entwicklung sind optimale Rahmenbedingungen und nicht immer mehr Vorschriften und Auflagen seitens der Behörden.

Herr Patt, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Norbert Patt ist seit Oktober 2010 CEO der Titlis Bergbahnen, Hotels & Gastronomie.

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