Roland Zaugg, VRP Zesar.ch AG, im Interview

Roland Zaugg

Roland Zaugg ist Verwaltungsratspräsident und ehemaliger Inhaber von Zesar.ch. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Zaugg, Sie haben das Unternehmen Zesar in Tavannes vor 15 Jahren übernommen, das ursprünglich Einzelteile und Rahmen für Velos und dann hochwertiges Mobiliar aus Stahl fertigte. Wie kam es dazu?

Roland Zaugg: Vor der Übernahme sass ich in der Geschäftsleitung einer grossen Firma mit rund 200 Mitarbeitenden. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich noch mehr Verantwortung übernehmen und mein eigenes Unternehmen leiten möchte. Zesar stand zum Verkauf und faszinierte mich aufgrund der erstklassigen Produkte, der Innovationskraft und der langen Firmengeschichte. Das Unternehmen wurde 1926 gegründet und hat im Laufe der Zeit seine Geschäftsfelder erfolgreich erweitert. Schon ab den 1930er Jahren war Zesar in der Möbelproduktion tätig und sprang damit auf den Trend von Möbeln aus Stahl auf. Ich habe grosses Potenzial gesehen, die Geschäftsbereiche zu erweitern. Das ist uns auch gelungen: Bei meiner Übernahme hatte Zesar 18 Mitarbeitende. Heute sind es mehr als 60.

Sie haben Zesar.ch in den Folgejahren stark erweitert, grosses Know-how im Bereich Ergonomie (ergoexpert) und Expertise im Bereich Edelstahl-Verarbeitung (Agytec) zugekauft und weiterentwickelt. Parallel haben Sie sich aber bereits mit dem Thema Ihrer Nachfolge beschäftigt. Weshalb in diesem frühen Stadium?

Die Akquisitionen haben dazu gedient, die Position der Firmengruppe zu stärken und ihr langfristiges Wachstum zu sichern. Parallel habe ich mich, vergleichsweise früh, mit dem Thema Nachfolge beschäftigt. Die schrittweise Übergabe der Unternehmung an die F.G. Pfister hatte zum Ziel, den Erfolg der Gruppe auch langfristig zu sichern.

«Die schrittweise Übergabe der Unternehmung an die F.G. Pfister hatte zum Ziel, den Erfolg der Gruppe auch langfristig zu sichern.»
Roland Zaugg, VRP Zesar.ch AG

Wie sind Sie vorgegangen, welche Optionen haben Sie geprüft?

Meine obersten Ziele waren die erfolgreiche Weiterführung des Geschäftes und die Sicherung der Arbeitsplätze. Wir folgen bei Zesar.ch zudem bestimmten Werten und diese wollte ich unbedingt bewahren.

Schliesslich sind Sie mit der F.G. Pfister Holding, die zu 100 % der F.G. Pfister Stiftung gehört, in Kontakt gekommen. Wie kam es dazu?

Der Kontakt zur F.G. Pfister Holding entstand durch einen gemeinsamen Bekannten von Rudolf Obrecht, VRP der F.G. Pfister Holding AG, und mir. Nach Rudolf Obrechts Besuch in Tavannes hat er erkannt, dass sich Zesar.ch von herkömmlichen Möbelherstellern unterscheidet. Das Unternehmen ist eher ein «Maschinenhersteller», spezialisiert auf den Bau ergonomischer Arbeitsplätze. Damit waren schon mal das Businessmodell und die Attraktivität des Unternehmens geklärt. Danach haben wir im Gespräch meine Vorstellungen einer Nachfolgelösung diskutiert und Rudolf Obrecht hat das Modell der F.G. Pfister vertieft.

«Die F.G. Pfister Holding fördert Unternehmertum und Innovationen in der Schweiz durch die Erträge ihrer Aktivitäten. Dies schafft nachhaltige Werte für die Schweizer Wirtschaft und die Gesellschaft.»

Und was hat Sie überzeugt, in einem langfristigen Prozess die Aktienmehrheit an die F.G. Pfister Holding zu übergeben?

Die F.G. Pfister Holding schreibt auf ihrer Homepage «Unsere Unternehmensgruppe zeichnet sich durch eine dezentrale Unternehmensorganisation aus. Die einzelnen operativen Gesellschaften verfügen über grosse unternehmerische Entscheidungsfreiheit». Das hat mich neugierig gemacht. Die F.G. Pfister Holding hat sich zur langfristigen Selbstständigkeit und Kontinuität der investierten Unternehmen verpflichtet. Sie fördert Unternehmertum und Innovationen in der Schweiz durch die Erträge ihrer Aktivitäten. Dies schafft nachhaltige Werte für die Schweizer Wirtschaft und die Gesellschaft. Diese Perspektive ist in jeder Hinsicht attraktiv. Zudem haben mich zwei weitere Punkte fasziniert: Der Fokus in Schweizer KMU zu investieren, die eine Nachfolgelösung suchen und das Denken in Generationen. Ausschlaggebend waren auch die gemeinsamen Werte, die wir teilen, u.a. die Sicherung und der Ausbau der Arbeitsplätze in der Schweiz, Ökologie, sowie eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung.

2020 haben Sie 49 % der drei Unternehmen Zesar.ch, Agytec und ergoexpert verkauft und seit Ende 2023 ist die F.G. Pfister Holding nun Hauptaktionärin. Gleichzeitig haben sie die operative Leitung der Zesar.ch AG abgegeben und konzentrieren sich auf das VR-Präsidium. Wie fühlt sich das für Sie persönlich an?

Das Loslassen war eine harte aber auch spannende Zeit. Ich empfinde es persönlich als bereichernd und fühle mich sehr wohl in meiner neuen Rolle als VRP der Zesar.ch AG. Parallel kann ich innerhalb der F.G. Pfister meine Expertise zur Verfügung stellen und mithelfen, diese einmalige Art der Unternehmensnachfolge mit zu prägen. Das ist extrem motivierend.

Wie hat sich die Nachfolgelösung auf das Unternehmen ausgewirkt?

Die Nachfolge in einem inhabergeführten Unternehmen zu regeln ist immer herausfordernd. In meinem Fall war ich CEO, Hauptaktionär, und Verwaltungsratspräsident in Personalunion. Das gezielte Loslassen und die Übertragung der Verantwortung haben dazu geführt, dass die Entscheidungen in der Firma Zesar.ch heute breiter abgestützt sind und der dynamische Spirit einer inhabergeführten Unternehmung trotzdem weiterlebt.

«Ich habe mich bewusst und lange auf diesen Exit vorbereitet und bin daher sehr zufrieden mit dem, wie es ist.»

Wie blicken Sie auf den Prozess zurück? Wo lagen die grössten Herausforderungen?

Die Hauptarbeit geschieht im Kopf. Vielen fällt die Übergabe des eigenen Lebenswerks schwer und sie haben Mühe, Verantwortung zu übergeben und zu akzeptieren, dass jemand anderes es anders macht. Loslassen ist ein langer Prozess. Ich habe mich bewusst und lange auf diesen Exit vorbereitet und bin daher sehr zufrieden mit dem, wie es ist.

Welche Aufgaben nehmen Sie als Mitglied des Verwaltungsrats der F.G. Pfister Holding.wahr?

Die Herausforderung des Ablöseprozesses sind bei den meisten Beteiligungsfirmen ähnlich. Da bringe ich meine Erfahrung mit ein und stelle mich in den Dienst der Sache. Als Mitglied des Verwaltungsrats der F.G. Pfister sind wir aber auch verpflichtet, die Stiftungszwecke der F.G. Pfister Stiftung zu verfolgen. Diese ist 100% Inhaberin der F.G. Pfister Holding. Die Stiftung ist das Vermächtnis von Fritz Gottlieb Pfister. Es geht um die Stärkung der Schweiz als Wirtschafts- und Lebensraum sowie als Werkplatz und die Vorsorge für die Mitarbeitenden der Unternehmensgruppe.

KMU in der Schweiz sehen sich verschiedenen Herausforderungen gegenüber, seien es die Energie- und Rohstoffpreise resp. deren Verfügbarkeit, der Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit. Dazu kommt der Schlüsselfaktor Digitalisierung. Wo steht Zesar.ch in dieser Hinsicht?

Zesar.ch hat die Hausaufgaben gemacht und ist auf diese anspruchsvolle Zeit gut vorbereitet. Dank eigenem Engineering, eigener Produktion und Auslieferung kann sehr schnell auf neue Umstände reagiert werden. Eine bedarfsgerechte Automatisierung und hoch digitalisierte Prozesse sind heute die Voraussetzung für erfolgreiche Unternehmungen. Auch bezüglich Nachhaltigkeit gehört Zesar.ch zu den Vorreitern und wurde als erstes möbelproduzierende Unternehmen mit dem Kreislaufwirtschafts- Label „Circular Globe“ ausgezeichnet.

«Ein grosses Potenzial sehen wir bei Handarbeitsplätzen. In der Schweiz gibt es mehr Handarbeit als man denkt.»

Sie haben die Tätigkeitsbereiche der Zesar.ch AG stetig über den Schul-/Bildungsbereich hinaus erweitert. Wo sehen Sie weiteres Potenzial, eventuell auch im Ausland?

Der Bildungsbereich ist im stetigen Wandel. Auch in diesem Sektor herrscht aktuell ein Fachkräftemangel, welcher Auswirkungen auf die Art des Unterrichtens hat. So werden heute vermehrt Lernvideos eingesetzt. In diesem Zusammenhang hat Zesar.ch ein innovatives Mini-Filmstudio entwickelt, das die effiziente Herstellung solcher Videos erlaubt. Ein grosses Potenzial sehen wir bei Handarbeitsplätzen. In der Schweiz gibt es mehr Handarbeit als man denkt. Laborantinnen und Laboranten in Chemie und Pharma oder Personen in der Juwelier- und Uhrenmacherbranche sowie Elektronik arbeiten oft in ungünstigen Arbeitspositionen. Da haben wir das Know-how und die entsprechenden Lösungen, um diesen raren Fachkräften optimale Lösungen zu bieten, um gesund alt zu werden!

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F.G. Pfister Holding

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