Sandor Balogh, Gründer & Managing Partner von smino, im Video-Interview

Sandor Balogh, Gründer & Managing Partner von smino (Bild: smino, Moneycab)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Balogh, der neueste smino-Report widmet sich der Zusammenarbeit in der Bau- und Immobilienbranche: Laut Ihrer Umfrage sind nur 60 % der Befragten mit der Zusammenarbeit in den eigenen Bauprojekten zufrieden. Welche Strategien sehen Sie, um diese Zufriedenheit zu steigern und die Zusammenarbeit zu verbessern? 

Sandor Balogh: Die 60 % sind ja eigentlich schon ein super Ergebnis. Man sieht aber auch, dass es noch ein bisschen Luft nach oben gibt. Wir leben heute in einem Informationszeitalter. Die Menschen sind sich gewohnt, Informationen überall herzubekommen und dass das auch eine gewisse Transparenz fördert. Transparenz ist die Voraussetzung für Vertrauen und Vertrauen ist die Voraussetzung für eine sehr gute Zusammenarbeit. Wir von smino setzen deswegen konsequent auf Transparenz, um die Zusammenarbeit weiter zu verbessern.

76 % der Befragten sehen eine bessere Zusammenarbeit als Schlüssel zur Profitabilität. Welche konkreten Mechanismen schlagen Sie vor, um diese Zusammenarbeit zu fördern und die Profitabilität zu steigern?

Eine gute Zusammenarbeit kann in der Tat ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor sein. Man hat dadurch viel weniger Reibungsverlust, mehr Effizienz und damit letztlich erfolgreiche Projekte. Am besten vergleicht man das mit dem Sport, mit dem Teamsport. Hier als Beispiel Fussball.

«Transparenz ist die Voraussetzung für Vertrauen und Vertrauen ist die Voraussetzung für eine sehr gute Zusammenarbeit.» Sandor Balogh, Gründer & Managing Partner von smino

Man hat ein Team, das zusammenarbeitet. Es gibt eine Transparenz, jeder weiss über die Taktik Bescheid. Man hat das Vertrauen, dass der eine dem anderen hilft, wenn man vielleicht einen Fehler gemacht hat. Man hat die Verantwortlichkeiten klar definiert. Jeder weiss, was er zu tun hat.

Und so hat man zusammen mit dem Fokus zielgerichtet den Sieg im Kopf. Und so sollte es auch bei Bauprojekten sein.

Während die Digitalisierung fast sämtliche Lebensbereiche der Menschen erfasst und ganze Industrien umgestaltet, hebt der Report hervor, dass über 80% der Bauämter in Deutschland keine vollständig digitalisierten Prozesse haben. Wo kann man ansetzen, um die Digitalisierung in der Baubranche voranzutreiben und die Effizienz zu steigern?

Ich denke, dass es sicher wichtig ist, dass man die Schwachstellen findet und identifiziert, wo Optimierungspotenzial besteht. Da braucht es meiner Meinung nach auch dedizierte Teams, die genau darauf aus sind, diese Herausforderungen zu finden. Hat man diese mal gefunden, dann kann man sich für passende Tools entscheiden.

Hier ist es dann auch sehr wichtig, dass man die Leute bei der Digitalisierung mitnimmt. Es kann nur funktionieren, wenn eine gewisse Akzeptanz vorhanden ist. Hier hilft es natürlich, wenn man sich dann auch für Möglichkeiten entscheidet, die möglichst einfach zu bedienen sind. Nur dann funktioniert eine Anpassung eines Prozesses.

Künstliche Intelligenz (KI) wird gerade zur formierenden Kraft in allen Lebensbereichen und verändert die Art, wie wir uns informieren, arbeiten und lernen. Wie setzt die Baubranche aktuell KI ein, welche konkreten Anwendungen sehen Sie in Zukunft?

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und dringt in alle möglichen Bereiche vor, darunter natürlich auch die Bauwirtschaft. Zum Beispiel kann man per Knopfdruck in Sekundenschnelle wunderschöne Visualisierungen generieren. Man kann zahlreiche verschiedene Grundrissvarianten prüfen und herstellen lassen.

«Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und dringt in alle möglichen Bereiche vor, darunter natürlich auch die Bauwirtschaft.»

Die Möglichkeiten sind wirklich unbegrenzt. Schwieriger wird es bei Dokumenten und bei Informationen, weil da gibt es auch Risiken. Es kommen rechtliche Aspekte dazu, zum Beispiel die DSGVO, das Urheberrecht und viele weitere. Wir arbeiten aktuell an einer künstlichen Intelligenz in diesem Bereich.

Ich möchte da noch nicht zu viel verraten, aber es wird eine einmalige Sache. Und wir suchen aktuell noch Firmen, die mit uns diesen Weg beschreiten wollen und die künstliche Intelligenz in der Bauwirtschaft vorantreiben möchten.

Wie in anderen Bereichen wäre Transparenz ein Schlüssel für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und für erfolgreiche Projekte. Wie steht es um die Transparenz in der Bau- und Immobilienbranche, welche Massnahmen wären geeignet, die Transparenz zu verbessern?

Das ist eine sehr gute und eine sehr wichtige Frage. Wir stellen häufig fest, dass die Transparenz nicht mal innerhalb der Firmen gegeben ist und die Mitarbeitenden nicht adäquat informiert werden, Dadurch herrscht schon dort ein Mindset von Intransparenz. Wir glauben wirklich sehr stark, dass die Transparenz ein Thema des Mindsets ist und man erstmal dort ansetzen muss. Wie soll die Transparenz gegen aussen funktionieren, wenn nicht mal das eigene Team auf Transparenz getrimmt ist? Dort fangen die Probleme an. Wir können mit unserem Tool, mit unserer Digitalisierungslösung natürlich den Weg für die Transparenz ebnen. Wenn Transparenz in der Realität nicht gelebt wird, dann wird es auch schwierig, mit solchen Tools eine Transparenz hinzubekommen.

Projektallianzen werden als vielversprechendes Modell für die Bauwirtschaft diskutiert. Welche Erfahrungen hat smino mit diesem Modell gemacht, und wie sehen Sie dessen Zukunft in Deutschland und der Schweiz?

Bauprojekte werden immer komplexer. Es sind immer mehr Beteiligte in Bauprojekten involviert und man kommt nicht darum herum, da wirklich gut zusammenzuarbeiten. Das heutige System wird diesem Umstand nicht mehr gerecht und so versucht man jetzt mit Projektallianzen, diese Transparenz, diese Zusammenarbeit stärker zu fördern.

Wir spüren da in der Bauwirtschaft, dass sich das in diese Richtung bewegt, aber man ist zum Teil immer noch skeptisch. Es ist wieder etwas Neues und man fragt sich was das bringt? Es gibt jetzt viele Versuche mit neuen Normen, mit neuen Vertragssituationen, diese Projektallianzen zu fördern.

Wir sind sehr optimistisch, dass das der richtige Weg ist, weil wir sehen, nur in starken Teams kann man erfolgreiche Projekte und eine lebenswerte Umwelt bauen, was auch unser Motto ist.

Vor einigen Jahren galten Building Information Modeling (BIM) und Common Data Environments (CDE) als Zaubermittel für einen Innovationsschub in der Bauindustrie. Wie bewerten Sie den aktuellen Stand des Einsatzes von BIM und CDEs in der Baubranche, welche /ungenutzten) Potenziale sehen Sie hier?

Eine neue Studie, die vor kurzem rausgekommen ist, besagt, dass der Digitalisierungsindex in der Baubranche wieder zurückgegangen ist (Anm. Studie ist der Digital Real Estate Index 2025 von POM+). Ich glaube, das hat auch viel mit BIM zu tun. Vor einigen Jahren wurde BIM als Heilmittel angesehen für die Baubranche. Das wurde von vielen Leuten gepusht und viele haben dann mit BIM versucht, vorwärts zu gehen.

«Es hat zu Überregulierung geführt. Plötzlich gab es überlange BIM-Abwicklungspläne und viele Leute hat das natürlich abgeschreckt.»

Und zu was hat das geführt? Es hat zu Überregulierung geführt. Plötzlich gab es überlange BIM-Abwicklungspläne und viele Leute hat das natürlich abgeschreckt. Das hat verständlicherweise dazu geführt, dass man ein paar Schritte zurückgegangen ist. Es wird aber kommen, definitiv. Es braucht einfach nochmal seine Zeit. Man muss sich da nochmal finden und die Prozesse nochmal vereinfachen. Man ist jetzt auf diesem Weg, aus dem Tal der Tränen rauszukommen, auf das Plateau der Produktivität. Common Data Environments sind eine Mischung zwischen BIM und dem Informationsaustausch. Das funktioniert schon besser, in immer mehr Projekten werden Common Data Environments verwendet und genutzt, sogar wenn nicht BIM gefordert ist.

Eine PwC-Studie 2024 nennt Fachkräftemangel und Cybersicherheit als grosse Herausforderungen für die Baubranche. Wie gehen Sie bei smino damit um, welche Ansätze sehen Sie zur Bewältigung dieser Herausforderungen?

Der Fachkräftemangel ist in der Tat eine grosse Herausforderung, aber es gibt auch Lösungen. Die Digitalisierung und die Effizienzsteigerung ist ein Teil dieser Lösungen. Man kann Prozesse, die viele Fachkräfte benötigen, versuchen zu verschlanken mit der Digitalisierung, entweder über Tools, über Software oder über Roboter, Vorfertigung etc.

Man sieht zum Beispiel unterdessen Roboter auf der Baustelle, welche die Malerarbeiten machen. Man sieht vermehrt Tools wie smino, die auf der Baustelle erfolgreich eingesetzt werden. Es gibt gute Methoden, wie man dieser Herausforderung begegnen kann. Die Cybersicherheit ist eine Kehrseite der Digitalisierung. Und da ist es sehr wichtig, dass man die Sicherheit jederzeit gewährleistet. Zum Schutz der Menschen, aber auch zum Schutz der Daten. Wir setzen die neuesten Technologien ein, um diese Cybersicherheit zu gewährleisten, mit verschiedenen Server-Standorten, mit Firewalls etc., sodass die Daten jederzeit zur Verfügung stehen und jederzeit geschützt sind vor Angriffen.

smino veranstaltet auch dieses jahr wieder eine “Fuckup-Night”. Was ist der Hintergrund und das Ziel der smino Fuckup-Night und wie trägt sie zur Kultur der Zusammenarbeit bei?

Die Fuck Up Night ist eines unserer Flagship-Events bei smino. Sie ist auch als Gegenbewegung gedacht zur Social-Media-Welt, wo alles immer super funktioniert, alle erfolgreich sind und jeder weiss eigentlich, dass dem nicht so ist. Überall, wo gearbeitet wird, fallen auch Späne, es entstehen Fehler, es gibt Misserfolge. Wir möchten mit Fuckup-Night diese Transparenz fördern, das Verständnis fördern und die Fehler enttabuisieren. Die Zuschauer, die dann bei der Fuckup-Night dabei sind, profitieren von dieser Transparenz und können etwas dazu lernen.

«Wir möchten mit Fuckup-Night die Transparenz fördern, das Verständnis fördern und die Fehler enttabuisieren»

Wir möchten die Fehlerkultur in der Baubranche verbessern. Wenn jemand Interesse oder eine spannende Geschichte hat: Melden Sie sich doch bei uns! Wir sind auf der Suche nach neuen Speakern mit spannenden Geschichten und möglichst grossen Fuckups.

Wie sehen Sie die zukünftige Rolle von smino in der Bauwirtschaft, und welche strategischen Schritte plant das Unternehmen, um das eigene Wachstum, die Zusammenarbeit und Digitalisierung der Bau- und Immobilienbranche weiter voranzutreiben?

Ich bin sehr stolz darauf, dass wir es mit diesem grossartigen Team geschafft haben, Marktführer in der Schweiz zu werden im Bereich Digitalisierung der Baubranche, mit der Bereitstellung einer zentralen Plattform. Und ich bin auch sehr stolz darauf, dass wir den Sprung in die Internationalität geschafft haben.

Unser Fokus liegt ganz klar in der Internationalisierung. Wir sind bereits im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) vertreten, aber auch schon in 20 anderen Ländern tätig. Wir möchten unser Know-how und unsere Vision, wie man in Bauprojekten arbeitet, in die ganze Welt hinaustragen. Das ist unser Fokus für 2025 und darüber hinaus.


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