von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Lohmann, die Staus am Gotthard sind für in den Süden Reisende ein Ärgernis. Kann die LURAG von den Blechlawinen profitieren, wenn sich die Reisenden noch vor dem Stau in Neuenkirch mit Proviant eindecken, sich in den Raststätten verpflegen oder kurzum entscheiden, im Holiday Inn zu übernachten?
Thomas Lohmann: Die Spontanübernachtung in unserem Hotel Holiday Inn Express findet sicher ab und zu statt. Leider werden die Staustunden nicht nur am Nordportal des Gotthardtunnel grösser, auch unsere Region ist ein zunehmendes Nadelöhr. Im Stau stehen, oder bald in einen Stau hineinfahren, steigert nicht zwingend die Konsumbereitschaft. Unvermeidbare Bio-Pausen werden dann möglichst kurz abgehalten.
Die LURAG konnte die Betriebseinnahmen und den Betriebsgewinn im vergangenen Geschäftsjahr knapp stabil halten. Wie werten Sie das Resultat?
2023 war für die LURAG ein Rekordjahr. Insofern sind wir sehr zufrieden, dass wir die 2024 Betriebseinnahmen aus den Tankstellen-Shops und dem Hotel auf diesem Niveau halten konnten. Der etwas tiefere Betriebsgewinn ist vornehmlich auf unsere steten Unterhalts- und Ersatzinvestitionen zurückzuführen.
«2023 war für die LURAG ein Rekordjahr. Insofern sind wir sehr zufrieden, dass wir die 2024 Betriebseinnahmen aus den Tankstellen-Shops und dem Hotel auf diesem Niveau halten konnten.»
Thomas Lohmann, CEO LURAG Luzerner Raststätten AG
Das Hotel Holiday Inn Express hat eine Auslastung von 79 Prozent erreicht. Was macht das Hotel so erfolgreich?
Die transparente Preisgestaltung unseres Holiday Inn Express–Brands und eine wiederkehrende Stammkundschaft. Neben der guten Auslastung freuen wir uns auch über die gute, durchschnittliche Zimmerrate. Noch sind nicht alle Gruppenreisen aus Fernost wieder auf dem Niveau vor der Pandemie unterwegs, insbesondere der China-Markt. Schweizweit legten 2024 insbesondere die US-Amerikaner zu und die übernachten natürlich gerne in Brands, die sie auch aus dem Heimmarkt kennen.
Wer sind die Gäste, die ins Hotel an der Nord-Süd-Achse einchecken?
Während der Hauptsaison zwischen Ostern und Mitte Oktober, ist die Nord-Süd-Achse ein Magnet für Individualreisende auf der Durchfahrt. Wir nutzen unsere Lage und Infrastruktur aber natürlich auch den Rest des Jahres. Wir haben genügend kostenlose Parkplätze, was bei unseren Mitbewerbern oft nur kostenpflichtig erhältlich ist, wir haben zudem genügend Ladestationen für Elektrofahrzeuge und die ländliche Umgebung rund um die Sempachersee-Region lädt auch zu Fuss- und Fahrradtouren ein.
Für internationale Reisende sind der Konsum und die Dienstleistungen auf einer Raststätte im Hochpreisland Schweiz teuer. Welche Preispolitik verfolgen Sie?
Das ist richtig. Im internationalen Vergleich sind Konsumationen in der Schweiz teurer und die Stabilität des Schweizer Franken ist für uns als Export-Unternehmen eine zusätzliche Herausforderung. Wir kalkulieren unsere Preise allerdings anhand der Einstandskosten in und aus der Region. Wir berücksichtigen das lokale Gewerbe und wir beschäftigen Mitarbeitende aus der Region, zu den geltenden Gesamtarbeitsvertragsbedingungen. Das heisst, wir sind in der Preispolitik regional gebunden, legen aber Wert auf eine hohe Dienstleistungsbereitschaft, Freundlichkeit und eine tadellos saubere und funktionierende Raststättenanlage.
«Im internationalen Vergleich sind Konsumationen in der Schweiz teurer und die Stabilität des Schweizer Franken ist für uns als Export-Unternehmen eine zusätzliche Herausforderung.»
Ein ehemaliger Chef der deutschen Tank & Rast hat einmal gesagt: «Das Image der Raststätte hängt an der Toilette». Würden Sie die Aussage bestätigen und wieviel investiert die LURAG in die entsprechende Infrastruktur?
Diese Aussage würde ich vorbehaltslos unterschreiben und mit dem Satz ergänzen, dass es für ein gutes Image zusätzlich auch dienstleistungsbereite und freundliche Mitarbeitende braucht. Auch eine wahnsinnig tolle Toilette reinigt sich nicht von alleine und empfiehlt auch nicht in mehreren Sprachen die verschiedenen Tagesspezialitäten.
«Auch eine wahnsinnig tolle Toilette reinigt sich nicht von alleine und empfiehlt auch nicht in mehreren Sprachen die verschiedenen Tagesspezialitäten.»
Von allen Seiten her zugänglich bieten die Raststätten Neuenkirch drei Ladestationen mit bis zu 50kW und sechs Ladestationen von IONITY mit bis zu 350kW an. Reicht das zu verkehrsreichen Zeiten aus?
Wir stossen in der Hauptsaison mittlerweile an die Kapazitätsgrenzen und sind daher aktuell in Verhandlungen, damit wir die Infrastruktur ausbauen können.
Die Stromabgabe hat sich in den letzten sechs Jahren verzwanzigfacht. Welche Ausbaupläne verfolgen Sie?
Wir bauen die Ladeinfrastruktur beidseits aus. Neben den bestehenden Ladesäulen in sogenannten Parkbuchten, benötigen wir vermehrt Durchfahrtsäulen, damit Elektrofahrzeuggespanne mit Anhänger oder Wohnwagen, aber auch e-LKW einfacher bei uns laden können.
Sie speisen die Ladestationen zum Teil mit eigenem Solarstrom. Wie verläuft der Ausbau der Photovoltaik?
Unsere betriebseigenen Ladesäulen für die eigenen, betrieblichen Elektrofahrzeuge profitieren aktuell vom eigenen Solarstrom. Sobald wir Mitte September diesen Jahres alle Gebäude mit Photovoltaikmodulen belegt haben, werden wir den produzierten Strom netzdienlich vor Ort, mittels ZEV oder vZEV, auch unseren Partnern, insbesondere der Gastronomie, zur Verfügung stellen können. Für die Mitversorgung für die öffentlichen Schnelladesäulen brauchen wir zunächst noch weitere Infrastruktur. Dies dürften künftig Batteriespeicher sein, kombiniert mit der grossflächigen Überdachung der bestehenden Parkplatzflächen.
Während immer mehr Elektroautos geladen werden müssen, sind die Benzinverkäufe im letzten Jahr um fünf Prozent gesunken. Logisch würde man sagen, aber es gibt sicher noch mehr Gründe als die steigende Zahl Elektroautos…
Rückläufig sind die fossilen Treibstoffabsätze in Liter. Für diese Entwicklung gibt es in der Tat verschiedene Ursachen. Auf unserer europäischen Nord-Süd-Achse wird häufig noch im benachbarten Ausland vollgetankt. Der Preisunterschied, zusammen mit dem ungünstigen €-Wechselkurs, machen Schweizer Tankstopps teurer. Zudem gewinnen Antriebsarten mit erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel Elektro- oder Plugin-Hybridfahrzeuge, stetig Marktanteile in der Schweiz und insbesondere auch in Deutschland, den Benelux-Staaten und im skandinavischen Raum. Zusätzlich hat sich auf dem Heimmarkt seit der Pandemie auch die Homeoffice-Arbeit etabliert, was die Pendlerströme etwas verringert.