Erfolgreiche smino Fuckup Night 03 – Mut zum Scheitern im ehemaligen Wasserreservoir

(Bild: smino)

Zürich – Die dritte Fuckup Night für die Bau- und Immobilienbranche hat gezeigt: Die Zeit ist reif für eine neue Fehlerkultur. Am Donnerstag, 13. November, strömten über hundert Gäste aus der Bau- und Immobilienbranche ins smino Reservoir Zürich, um fünf Persönlichkeiten zuzuhören, die offen über ihre grössten beruflichen Rückschläge sprachen – und was sie daraus gelernt haben.

Die von zehn massiven Pilzsäulen aus dunklem Beton geprägte Location verwandelte sich an diesem Abend in eine atmosphärische Mischung aus Club und Ideenlabor. Die Stimmung war ausgelassen – Drinks und ein grosszügiger Apéro trugen ihren Teil dazu bei.

„Die ausgebuchte Fuckup Night hat gezeigt, wie gross das Bedürfnis nach ehrlichem Austausch in der Baubranche ist. Mit unserem Anlass im intimen Rahmen haben wir eine Bühne geboten, die Fehlerkultur in der Baubranche salonfähig macht”, sagt Sandor Balogh, Gründer und CEO von smino und Co-Gastgeber der smino Fuckup Night.

Eine Bühne für Fehler – und für Fortschritt

Unter dem Motto „Mut zum Scheitern – Stärke durch Offenheit“ berichteten fünf Persönlichkeiten aus der Baubranche offen über Rückschläge, falsche Entscheidungen und gescheiterte Projekte. Der Abend zeigte eindrücklich, wie wertvoll ein ehrlicher Umgang mit Fehlern sein kann – gerade in einem Arbeitsfeld, das von Zeitdruck, Preiskämpfen und dem Anspruch an Perfektion geprägt ist.

Ehrlichkeit statt Hochglanz

Roman Wildenauer, heute Head Digital Real Estate bei der Flughafen Zürich AG, eröffnete den Abend mit einem Praxisbeispiel aus einer früheren Tätigkeit: Ein intelligentes Abfallentsorgungsprojekt, das in der Realität scheiterte. Was in internen Tests vielversprechend funktionierte, erwies sich in der Praxis als untauglich: Sensoren in Abfallkübeln sollten das Reinigungspersonal effizienter einsetzen helfen, doch zum Beispiel Kaffeebecher, die weggeworfen wurden, signalisierten viel zu früh volle Behälter, da diese sich verkeilten oder den Sensor verschmutzten. Das Personal musste so unnötig früh ausrücken. Mit zusätzlichen Sensoren funktionierte das System zwar besser, war aber wirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Sein Rat: So früh wie möglich unter realen Bedingungen testen. Je früher man scheitert, desto besser.

Lieber zu viel als zu wenig

Christian G. Brunner, Gründer der IREM AG, erzählte vom Desaster eines Umbauprojekts, das in kurzer Zeit hätte realisiert werden sollen, sich aber nach mehreren Jahren immer noch hinzieht. Langwierige Behördengänge, immer mehr Vorschriften und unzuverlässige Bauunternehmen machten das Projekt zur Geduldsprobe. Seine Learnings: Genügend Zeit für Baubewilligungen einplanen – und generell grosszügiger kalkulieren. Eine sorgfältige Auswahl der Bauunternehmen ist entscheidend, ebenso eine Abklärung mit einem Experten zu viel als zu wenig.

Untergang im Untergrund?

Philipp Noser von Cargo sous terrain AG gab tiefe Einblicke in ein Megaprojekt, das immer wieder auf dem Boden der Tatsachen aufschlug. Das ambitionierte Vorhaben eines unterirdischen Gütertransportsystems sieht sich mit denselben regulatorischen Anforderungen konfrontiert wie die SBB oder andere öffentliche Grossvorhaben – jedoch ohne öffentlichen Auftrag und ohne entsprechende Rahmenbedingungen. Die kantonsübergreifende Komplexität erschwert die Realisierung zusätzlich. Innovation werde so nicht gerade erleichtert, so Noser. Trotz der Herausforderung hält das Unternehmen an der Vision fest und arbeitet mit internationalen Partnern auch an möglichen Umsetzungen im Ausland.

Akonto statt Vorleistungen

Manuel VilligerGeschäftsführer von Blaser Baumanagement, berichtete von seiner Firmenübernahme und den damit verbundenen ambitionierten Plänen. Mit viel Enthusiasmus gestartet, geriet er mit einem Projekt in grosse Schwierigkeiten, als der Bauherr plötzlich das Baumanagement auswechseln wollte. Nach mehreren Jahren Auseinandersetzung kam es zu einer finanziellen Einigung. Seine Lehren: Fokussieren, nicht zu viel aufs Mal anpacken – und regelmässige Akonto-Rechnungen stellen, statt zu viel in Vorleistung zu gehen.

Olympisch gescheitert

Den Abend rundete Dr. Nikolas Hill von Beust & Coll ab, der die gescheiterte Olympia-Bewerbung Hamburgs analysierte. Mit vielen spannenden Episoden zur und über die deutsche Politik zeigte er auf, wo ambitionierte Grossprojekte an politischen Realitäten scheitern können.

Erfolgsserie geht weiter

Nach drei Veranstaltungen, die jedes Mal bis auf den letzten Platz gefüllt waren und durchweg begeistertem Feedback, ist klar: Die smino Fuckup Night hat einen Nerv getroffen. Das Format wird auch 2026 fortgesetzt und via dem smino-Newsletter bekanntgegeben. (smino/mc/hfu)


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