von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Blockwitz, wie gross ist Ihre Motorsport-Leidenschaft?
Frank Blockwitz: Die Leidenschaft für Autos wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Ich bin mit Autos gross geworden, da mein Vater in der Automobilbranche tätig war. Zur gemeinsamen Leidenschaft gehörte natürlich auch die Formel 1 mit der Faszination für Geschwindigkeit und der Tatsache, wie viel Präzision und Perfektion nötig sind, um an der Spitze zu fahren.
Die Formel 1 – die spannende Saison 2025 ist gerade zu Ende gegangen – und Lenovo arbeiten seit vielen Jahren zusammen. Welche Bedeutung hat Lenovo für die technische Infrastruktur der Formel 1?
Lenovo ist ein zentraler Technologiepartner der Formel 1 und liefert die Hardware-Infrastruktur, die das moderne Rennsport-Erlebnis überhaupt erst möglich macht. Unsere Lösungen – von ThinkSystem Servern über Edge-Computing bis zu KI-optimierten Workstations – bilden das Rückgrat des Medien- und Technologiezentrums der Formel 1 in Biggin Hill (UK). Von dort aus werden die Daten und Videoübertragungen aller 24 Rennen in über 180 Länder distribuiert – in weniger als einer Viertelsekunde. Das bedeutet: Die Action auf der Strecke in Spielberg oder Monaco ist praktisch in Echtzeit auf Bildschirmen weltweit.
Die Formel 1 generiert eine unglaubliche Menge an Daten. Wie sorgt Lenovo dafür, dass diese quasi in Echtzeit für die Teams, die Organisation, aber auch die Fans nutzbar sind?
Pro Rennwochenende werden rund 500 Terabyte an Daten erzeugt – das entspricht etwa 48 Jahren an HD-Videomaterial. Unsere Technologie ermöglicht die Erfassung, Verarbeitung und Übertragung dieser riesigen Datenmengen über dedizierte Glasfasernetze und 10-Gigabit-Datenleitungen. Dank extrem niedriger Netzwerklatenz erreichen Daten, Audiofeeds und Videostreams in Sekunden das Kontrollzentrum in Grossbritannien. Dort werden sie durch Lenovo-Systeme analysiert, synchronisiert und für die Übertragung an TV-Sender und Streamingplattformen aufbereitet.
«Pro Rennwochenende werden rund 500 Terabyte an Daten erzeugt – das entspricht etwa 48 Jahren an HD-Videomaterial.»
Frank Blockwitz, Managing Director Lenovo (Switzerland)
Wie viel Künstliche Intelligenz ist in all den Prozessen drin?
KI spielt eine zentrale Rolle. Sie hilft dabei, Daten aus Helmkameras, Teamfunk und Fahrzeugtelemetrie in Echtzeit auszuwerten. KI-gestützte Systeme optimieren Grafiken, erkennen Rennereignisse automatisch und unterstützen die Redaktion bei der Erstellung dynamischer Live-Feeds.
Bleiben wir noch kurz in der «Entertainment»-Branche und kommen wir zur Lenovo-Partnerschaft mit dem Film-Animationsstudio DreamWorks. Auch hier ist High Performance Computing gefragt. Was lernt Lenovo aus solchen Kooperationen für das Tagesgeschäft in der Schweiz?
Unsere Partnerschaft mit DreamWorks Animation ist ein Paradebeispiel für Hochleistungsrechnen unter kreativen Bedingungen. Die Rendering-Prozesse dort ähneln den Datenanforderungen der Formel 1 – riesige Datenmengen müssen effizient, sicher und mit hoher Rechenleistung verarbeitet werden. Diese Erfahrungen fliessen direkt in unsere Arbeit in der Schweiz ein, etwa bei Unternehmen, die auf datenintensive Simulationen, Design oder Forschung angewiesen sind. So können wir KI-optimierte Lösungen für Branchen anbieten, die höchste Präzision und Rechenleistung erfordern – von Life Sciences bis Industrie 4.0.
Wie wichtig ist es, Technologie emotional erlebbar zu machen – statt nur über Leistungsdaten zu sprechen?
Extrem wichtig. Die Formel 1 zeigt das perfekt: Technologie wird dann faszinierend, wenn sie Emotionen weckt. Wenn ein Fan die Perspektive eines Fahrers durch eine Helmkamera in Echtzeit miterlebt oder eine Strategieentscheidung live nachvollziehen kann, dann wird Technik spürbar. Lenovo will Technologie nicht nur leistungsstark, sondern auch inspirierend und menschlich erlebbar machen.
«Die Formel 1 zeigt das perfekt: Technologie wird dann faszinierend, wenn sie Emotionen weckt.»
Lenovo ist traditionell stark in Hardware – wie wichtig ist die Kombination aus Hardware, Software und KI-Diensten?
Diese Kombination ist heute entscheidend. Wir sehen uns längst nicht mehr als reiner Hardware-Hersteller. Unsere Lösungen verbinden leistungsfähige Endgeräte, skalierbare Infrastruktur und smarte Software mit KI-gestützten Diensten. Das ist auch der Schlüssel zur Vision “Smarter Technology for All“– intelligente, vernetzte Systeme, die sich an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen, ob im Rechenzentrum, im Büro oder unterwegs.
Lenovo spricht von «AI for all». Was bedeutet das konkret für Schweizer Unternehmen und Privatnutzer?
«Smarter AI for all» bedeutet, dass wir künstliche Intelligenz demokratisieren. Wir wollen, dass jeder, vom KMU bis zum Endnutzer, von KI profitiert. Für Unternehmen heisst das: produktive KI-Modelle auf Lenovo-Servern, die lokal oder in der Cloud betrieben werden können, mit höchsten Datenschutzstandards. Für Privatnutzer entstehen intuitive Geräte, die KI unauffällig, aber wirksam integrieren, etwa durch smarte Energieverwaltung, Sprachsteuerung oder Sicherheitsfeatures.
«Wir wollen, dass jeder, vom KMU bis zum Endnutzer, von KI profitiert.»
Sehen Sie Unterschiede in der KI-Adaption zwischen Schweizer KMU und internationalen Kunden?
Ja, Schweizer KMU sind typischerweise sehr analytisch und qualitätsbewusst. Sie evaluieren KI-Lösungen gründlich, bevor sie sie einsetzen – und setzen sie dann gezielt und effizient ein. Internationale Unternehmen sind oft experimentierfreudiger, aber weniger präzise in der Umsetzung. Schweizer Firmen punkten mit Nachhaltigkeit und langfristiger Integration.
Wie verträgt sich der steigende Energiebedarf von KI-Anwendungen mit den Klimazielen und welche Verantwortung trägt Lenovo dabei?
Nachhaltigkeit ist eine unserer wichtigsten Prioritäten. Wir investieren gezielt in energieeffiziente Rechenzentren und setzen modernste Kühltechnologien ein, um den Stromverbrauch trotz wachsender KI-Workloads zu minimieren. Ein Beispiel dafür ist die Lenovo Neptune Flüssigkühlung für Server. Eine Lösung, die den gesamten System- bzw. Rack-Wärmeabfluss direkt mit Wasser statt Luft bewältigt und dadurch Energieeinsparungen von bis zu 40 % ermöglicht.
Wie adressiert Lenovo den ökologischen Fussabdruck seiner Geräte und Lieferketten?
Wir setzen auf recycelte Materialien, modulare Designs und verlängerte Produktlebenszyklen. In der Produktion achten wir auf CO₂-neutrale Prozesse und fördern die Kreislaufwirtschaft. Bereits 2023 hat sich Lenovo im Rahmen der Science Based Targets initiative (SBTi) dazu positioniert, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Entsprechend verfolgen wir das Ziel, bis 2030 den CO₂-Ausstoss pro Produkt signifikant zu senken und eine vollständig klimaneutrale Lieferkette bis 2050 aufzubauen.
«Wir setzen auf recycelte Materialien, modulare Designs und verlängerte Produktlebenszyklen. In der Produktion achten wir auf CO₂-neutrale Prozesse und fördern die Kreislaufwirtschaft.»
Je stärker KI in den Alltag integriert wird, desto grösser wird auch die Angriffsfläche. Wie begegnet Lenovo dieser Herausforderung?
Sicherheit ist ein Grundpfeiler unserer Technologie. Lenovo setzt auf “Security by Design”– Schutzmechanismen sind bereits auf Hardware-, Firmware- und Softwareebene integriert. Unsere Geräte nutzen Zero-Trust-Architekturen, sichere Bootprozesse und kontinuierliche Verifizierung. Darüber hinaus bieten wir Unternehmen umfassende Sicherheitslösungen, die KI selbst nutzen, um Bedrohungen proaktiv zu erkennen und abzuwehren.
Letzte Frage: Was fasziniert Sie selbst am meisten an der aktuellen KI-Entwicklung?
Am meisten fasziniert mich, wie schnell sich KI vom Zukunftsthema zu einem echten Arbeitswerkzeug entwickelt hat. Wir sehen täglich, wie Teams damit effizienter und kreativer arbeiten. Und mich beeindruckt, wie offen viele Menschen diese Technologien ausprobieren. Genau diese Kombination macht die Entwicklung so spannend.
Lenovo
Lenovo ist ein leistungsstarkes globales Technologieunternehmen, das mit 62 Milliarden Dollar Umsatz in den Fortune Global 500 auf Platz 217 rangiert. Weltweit beschäftigt Lenovo 77.000 Mitarbeitende, die sich auf die Bereitstellung von «Smarter technology for all» konzentrieren. Aufbauend auf dem Erfolg als der weltweit führende PC-Hersteller erweitert Lenovo seine Forschung in Wachstumsbereichen, um «Neue IT-Technologien» (Client, Edge, Cloud, Netzwerk und Intelligenz) voranzubringen.
