Google streicht bei Motorola jede fünfte Stelle

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New York – Der Umbau des Handy-Pioniers Motorola zu einem Anbieter von Oberklasse-Smartphones kostet jeden fünften Mitarbeiter den Job. Am Ende soll der harte Einschnitt aber das Überleben des Google -Tochterunternehmens sichern: Motorola hat in 14 der vergangenen 16 Quartale Verluste geschrieben, während der Rivale Apple mit seinen teuren iPhones von Rekordgewinn zu Rekordgewinn eilte.

Am Montag kündigte Google an, dass 4.000 der 20.000 Mitarbeiter bei Motorola gehen müssen. Etwa zwei Drittel der Stellenstreichungen seien ausserhalb der USA geplant, hiess es. Das Unternehmen werde die Mitarbeiter aber mit «grosszügigen» Abfindungsangeboten sowie bei der Suche nach einem neuen Job unterstützen, versprach Google.

Kleinere Modellpalette
Motorola werde sich aus unprofitablen Märkten und der Herstellung einfacher Geräte zurückziehen, sagte der neue Motorola-Chef Dennis Woodside der «New York Times». Zudem solle die Modellpalette verkleinert werden – eine Strategie, die Apple auf die Spitze getrieben hat. Der Rivale hat eigentlich nur das iPhone im Programm, wenngleich je nach Markt neben der aktuellen auch noch Vorgängerversionen wie das 3GS verkauft werden. Im Herbst wird das neue iPhone 5 erwartet.

Statt der im vergangenen Jahr vorgestellten 27 Handy-Modelle von Motorola soll es künftig nur wenige geben. Der vom Online-Einzelhändler Amazon geholte Manager Mark Randall will zudem die Zuliefererkette radikal verschlanken. Motorola habe bisher zu viel Geld für zu viele verschiedene Bauteile ausgegeben, sagte er der Zeitung.

Begehrte Patente
Google hatte Motorola Mobility für rund 12,5 Milliarden Dollar gekauft. Nach offiziellen Angaben ging es dem Internet-Konzern vor allem um das riesige Portfolio aus 17.000 Patenten, das der Handy-Pionier besitzt. Google braucht das Patent-Arsenal, weil sein mobiles Betriebssystem Android im Visier von Klagen der Konkurrenten Apple und Microsoft steht.

Weit hinter Apple zurück
Motorola produziert heute bereits mehr Smartphones als einfache Handys: Nach den jüngsten Zahlen aus dem ersten Quartal verkaufte Motorola insgesamt 8,9 Millionen mobile Geräte, darunter 5,1 Millionen Smartphones wie die Neuinterpretation des legendären Razr. Gegenüber Apple ist das allerdings ein Witz: Der Elektronikriese setzte im gleichen Zeitraum unglaubliche 35,1 Millionen iPhones ab. Auch das Motorola-Tablet Xoom blieb weit hinter dem iPad von Apple zurück.

Android: Motorola wird nicht bevorzugt
Die Konzentration auf die einträglicheren Smartphones bringt die Motorola-Mutter Google allerdings in die Bredouille: Denn der Konzern tritt damit nicht nur in Konkurrenz zu Apple, sondern auch zu seinen Partnern, die Googles Android-Betriebssystem nutzen wie etwa Samsung , Asus, HTC, LG oder Sony Ericsson . Woodside wiederholte das Versprechen, dass Motorola nicht bevorzugt werde. Derzeit produziert Samsung für Google die Android-Flaggschiff-Handys unter dem Markennamen Nexus. Das Google-Tablet Nexus 7 wird von Asus gebaut.

Übergang in die Smartphone-Ära verpatzt
Motorola hatte 1973 das erste Handy auf den Markt gebracht und ab 2004 grosse Erfolge mit dem schlanken Klapphandy Razr erzielt. Mit der Vorstellung des ersten iPhones durch Apple 2007 begann allerdings Motorolas Niedergang. Ähnlich erging es dem einstigen Weltmarktführer Nokia . Heute dominieren vor allem Samsung mit seiner Galaxy-Baureihe sowie Apple mit seinem iPhone die Branche. Der Marktanteil von Motorola hängt bei rund zwei Prozent fest.

Motorola-Phones sollen wieder «cool» werden
Firmenchef Woodside wolle Motorola-Telefone wieder «cool» machen, schrieb die «New York Times». Zum Beispiel mit der Fähigkeit, an den Stimmen zu erkennen, wer sich gerade in einem Raum aufhält, besseren Kameras und langen Batterielaufzeiten. Viele der Neuerungen sollen aus einem von Google geschaffenen Innovationslabor kommen. Es hat nur einige Dutzend Mitarbeiter und wird von der ehemaligen Chefin der US-Militärforschungsagentur DARPA, Regina Dugan, geführt.

Der Stellenabbau werde maximal 275 Millionen Dollar kosten, teilte Google mit. Dazu könnte weitere Kosten für den Umbau kommen. Etwa ein Drittel der rund 90 weltweiten Standorte werde geschlossen oder zusammengelegt. Neben Handys baut Motorola auch sehr erfolgreich Empfangsboxen fürs Kabelfernsehen. Was mit dieser Sparte geschieht, blieb zunächst offen.

Google konnte die Motorola-Übernahme im Mai erst nach acht Monaten abgeschliessen, nachdem sich die Wettbewerbshüter Zeit mit ihren Prüfungen gelassen hatten. Der Internet-Konzern versicherte dabei wiederholt, dass Android weiterhin offen bleiben werde. Zugleich warnten die europäischen und amerikanischen Kartellwächter, dass sie den Markt im Auge behalten werden. (awp/mc/pg)

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