CH-Schluss: SMI legt 0,7% auf 8691 Punkte zu

Boerse

Zürich – Die Schweizer Aktien haben am Donnerstag einen bewegten und von geldpolitischen Themen geprägten Handel mit festeren Kursen abgeschlossen. Zunächst hatte die Aussicht, dass die US-Notenbank Fed das Tempo bei den Leitzinserhöhungen beschleunigen könnte, den Leitindex SMI unter Druck gesetzt. Am Nachmittag leitete die Europäische Zentralbank (EZB) dann die Wende ein. Sie lässt sich für allfällige Zinsschritte bis mindestens im Sommer 2019 Zeit.

Die EZB wird den Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik schrittweise vornehmen, was am Markt mit Erleichterung aufgenommen wurde. Neben dem Zinsversprechen kündigte sie an, dass sie die billionenschweren Wertpapierkäufe ab September in reduziertem Umfang noch während drei weiteren Monaten plant. Die EZB lasse beim Ausstieg Vorsicht walten und habe in Sachen Zinswende eine überraschend klare Prognose gemacht, begrüssten Händler das Vorgehen. Gut wurden auch US-Konjunkturdaten aufgenommen.

Bis Börsenschluss gewann der Swiss Market Index (SMI) 0,65 Prozent auf 8’690,83 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,68 Prozent auf 1’457,22 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,55 Prozent auf 10’458,07 Punkte. Am Ende standen bei den 30 Blue Chips 24 Gewinner 5 Verlierern gegenüber; Aryzta schlossen unverändert. In der ersten Handelshälfte waren die Verlierer in der Mehrzahl.

Reaktionen gab es auf den EZB-Entscheid auch am Devisenmarkt. Der Euro büsste an Wert ein und fiel zum Franken unter die Schwelle von 1,16 Franken. Gleichzeitig gaben die besser als erwartet ausgefallenen Daten zum US-Detailhandel dem Dollar Rückenwind. Er kletterte über 0,99 Franken und schritt in Richtung Parität.

Bei den Schweizer Blue Chips gingen vor allem Zykliker als Gewinner der EZB-Politik hervor: So gewannen die Aktien der Technologiegruppen Logitech (+2,0%) und ABB (+1,6%) sowie auch jene des Warenprüfers SGS (+1,4%) und des Personaldienstleisters Adecco (+1,3%) kräftig an Wert.

Aber auch für Finanzaktien ging es nach dem EZB-Entscheid nach oben. Credit Suisse und UBS legten um je 0,9 Prozent zu, die Titel von Julius Bär gewannen gar 1,5 Prozent. Für ihre Erträge seien schneller steigende Zinsen eine gute Nachricht, hiess es mit Blick auf den Normalisierungsprozess der Fed. Demgegenüber hatte die bezüglich Zinserhöhungen vorsichtige Haltung der EZB die Stimmung nur vorübergehend etwas gedämpft.

Kräftige Unterstützung erhielt der Gesamtmarkt von den Pharmaschwergewichten Novartis (+1,0%) und Roche (+0,9%). Nach wie vor verbleiben sie allerdings seit Jahresbeginn im Minus. Am Berichtstag belasteten Nestlé (-0,2%) die Entwicklung des SMI. Gegen Handelsende hin bröckelten die Kursverluste jedoch ab.

Am Tabellenende standen Sonova (-1,3%). Die Verluste beim Hörgerätehersteller gingen aber auf das Konto des Dividendenabgangs. Ohne diesen hätten die Papiere zugelegt. Sika rutschten um moderate 0,4 Prozent ab. Zuletzt hatten die Titel dank der Einführung der Einheitsaktie und der Einigung im Streit mit Saint-Gobain deutlich an Wert gewonnen.

Verhalten entwickelten sich die Kurse der Luxusgütertitel Swatch (+0,3%) und Richemont (-0,1%). Hier dämpften schwache Konjunkturdaten aus dem wichtigen Exportmarkt China die Stimmung. Die Detailhandelsumsätze legten im Mai schwächer zu als erwartet.

Im breiten Markt waren die Aktien des Logistikkonzerns Ceva Logistics gesucht (+1,5%). Sie profitierten von Kaufempfehlungen einiger am Börsengang beteiligten Banken. Diese sind der Überzeugung, dass sich der im Vergleich zu anderen Logistikunternehmen hohe Bewertungsabschlag über die Zeit relativiert. Morgan Stanley spricht sogar von einer «spannenden Turnaround-Story».

Weiter bergab ging es mit Meyer Burger (-4,6%) nach einer Abstufung durch die Zürcher Kantonalbank. Die Titel verloren bereits am Vortag deutlich, nachdem die Börsenaufsicht SIX Exchange Regulation dem Solarzulieferer einen Verstoss gegen die Rechungslegungsvorschriften vorgeworfen hatte. (awp/mc/pg)

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