CH-Schluss: Höhenflug geht ungebremst weiter

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat seinen Höhenflug ungebremst fortgesetzt und auch die Sitzung vom Mittwoch mit klar höheren Kursen beendet. Von den vergangenen 18 Handelstagen hat der SMI lediglich an deren vier  an Terrain eingebüsst und das jeweils nur knapp. In rund vier Wochen hat der Leitindex nun rund 800 Punkten zugelegt und mittlerweile auch die Marke bei 8’300 Punkten mit Schwung genommen. Bei der starken Performance vom Mittwoch fiel auf, dass sich die Schweizer Aktien vom allgemein zurückhaltenden Trend an den europäischen und auch den amerikanischen Börsen nicht anstecken liessen, was insbesondere den starken defensiven Schwergewichten zu verdanken war.

Enttäuschende BIP-Daten aus Europa vermochten die aktuelle Hausse nicht zu bremsen. So ist das BIP in Deutschland im ersten Quartal nur leicht gewachsen und Frankreich ist sogar in eine Rezession gerutscht. Auch die am Nachmittag publizierten Daten aus den USA hatten insgesamt keinen negativen Einfluss. Mit Enttäuschung wurde die Entwicklung der dortigen Industrieproduktion aufgenommen, was den SMI allerdings lediglich für ein paar Minuten nach unten zog, ehe er zu einem beeindruckenden Schlussspurt ansetzte.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,53% höher bei 8’313,08 Punkten (neues Intraday-Jahreshoch 8’325 Punkte). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um +1,35% auf 1’251,1 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,40% auf 7’800,96 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 24 höher, 4 tiefer und 2 unverändert.

An der Spitze gingen Swatch (+2,9%), Richemont (+2,8%) – im Vorfeld von weiteren Angaben zum Geschäftsjahr 2012/13 am morgigen Donnerstag – UBS (+2,4%) und Lonza (+2,2%) aus dem Handel.

Der Gesamtmarkt profitierte indes vor allem auch von der starken Performance von Novartis (+2,0%), und Roche (+1,6%). Die Bank Berenberg hat in einer Sektorstudie sowohl für Novartis als auch für Roche das Kursziel angehoben und das Rating «Buy» bestätigt. Weiter hat Roche für das Krebsmedikament Tarceva von der US-Gesundheitsbehörde FDA eine Erstlinien-Zulassung in der Behandlung eines speziellen Lungenkrebs erhalten und an der ASCO-Jahrestagung neue Daten aus mehreren klinischen Studien für verschiedene Wirkstoffe sowie für bereits zugelassene Medikamente vorgestellt.

Novartis musste derweil in Deutschland eine Niederlage vor dem Landessozialgericht Berlin-Brandenburg einstecken, wo es um die Nutzenbewertung von Medikamenten ging. Dies hinderte den Titel indes nicht daran, sich dem Höchststand von 2006 bei knapp 77 CHF weiter zu nähern.

Auch Nestlé (+1,2%) oder CS (+1,5%) steuerten Einiges zum festen Gesamtmarkt bei.

Julius Bär (+1,2%) beendeten den Handelstag nach volatilem Verlauf ebenfalls klar im Plus. Die Privatbank hat ihren Zwischenbericht für die ersten vier Monate des laufenden Jahres vorgelegt und einen Anstieg der verwalteten Vermögen um 16% ausgewiesen. Mit ein Grund dafür sind die Gelder der von Merrill Lynch übernommenen Internationalen Wealth Management-Einheiten (IWM). Analysten sprechen insgesamt von einem durchzogenen Bericht, wobei die Bank vor allem beim Neugeldzufluss enttäuscht habe.

Im Bereich von rund 1,5% lagen auch die Gewinne von SGS und Zurich. Der Versicherer wird am Donnerstag Angaben zum ersten Quartal machen.

Verluste wiesen zum Schluss einzig Kühne+Nagel (-0,7%), Bâloise (-0,5%), Actelion (-0,3%) und Schindler (-0,1%) aus. Für Actelion hat die UBS das Rating auf «Neutral» von «Buy» herabgesetzt und den Titel von der Midcap Key Call-Liste gestrichen.

Die Aktien des Immobilienunternehmens SPS (+0,2%) landeten vor den Quartalszahlen vom Donnerstag in der Schlussgruppe.

Im breiten Markt schossen Tornos um 46% auf 5,83 CHF in die Höhe. Der Werkzeugmaschinenhersteller will über die im vergangenen Jahr angekündigte Kapitalerhöhung 30 Mio CHF einnehmen. Der Bezugspreis liegt mit 7 CHF klar über dem aktuellen Kurs, wobei die Grossaktionäre Walter Fust und Michel Rollier sich bereit erklärt haben, über ihren Anteil hinaus Aktien zu zeichnen. Dies sei ein starkes Bekenntnis der beiden Grossaktionäre zum Unternehmen und steigere das Vertrauen am Markt, hiess es dazu.

Daneben verzeichneten auch Aktien aus dem Gesundheitsbereich wie Basilea (+10,4%) oder SHL Telemedizin (+7,9%) eine starke Entwicklung.

Aevis (+0,2%) zogen dagegen nur sehr moderat an. Die Privatkliniken-Gruppe plant zur Stärkung der finanziellen Mittel und zum Erwerb von Immobilien mehrere Kapitalmassnahmen.

Verluste verzeichneten dagegen Schmolz+Bickenbach (-1,1%). Die wichtigen Aktionäre Renova und die Schmolz+Bickenbach Beteiligungs GmbH haben die Traktandierung einer zweistufigen Kapitalerhöhung für die kommende GV von Ende Juni verlangt. Das Unternehmen stand aber auch wegen einer Klage gegen seinen früheren VR-Präsidenten Michel Storm im Fokus. Der Stahlkonzern fordert von Storm 9 Mio EUR zurück, die er aus der Firmenkasse abgezweigt haben soll. (awp/mc/pg)

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