CH-Schluss: Deutlich schwächer – SMI fällt unter Vorjahresschluss

Boerse

Zürich – Die Schweizer Börse hat am Freitag deutlich nachgegeben. Dabei hat der Leitindex SMI seine bisherigen Jahresgewinne mehr als ausradiert und unter dem Vorjahresschlussstand geschlossen. Die Schwierigkeiten bei den Impfkampagnen und die Angst vor einer neuerlichen starken Eintrübung der wirtschaftlichen Aussichten sorgten laut Händlern für steigende Nervosität an den Märkten. Dies zeigte sich auch am Volatilitätsindex VSMI, dem Angstbarometer der Börse, das auf dem höchsten Stand seit November notiert. «Nach der Entspannung der vergangenen Wochen erlebten wir eine Kehrtwendung um 180 Grad», sagte ein Händler.

Der Run auf Hedge-Fonds in den USA hat mittlerweile auch an anderen Börsenplätzen für eine erhöhte Nervosität gesorgt. Das Thema könnte am Ende zu einer ernsthaften Bedrohung für das gesamte Finanzsystem werden, sagte ein Händler. Denn eine Schieflage bei Hedgefonds könne zu drastischen Verwerfungen führen. «Da an den modernen Finanzmärkten alle Rädchen eng ineinandergreifen, kann das Herausspringen von zu vielen Rädchen dazu führen, dass das Gesamtsystem nicht mehr richtig funktioniert.» Wegen der deutlich höheren Volatilität könnten etwa institutionelle Adressen dazu gezwungen werden, ihre Portfolios neu auszubalancieren und dabei ihr Risiko herunterzufahren, indem sie Aktien verkaufen. Dazu sorgten sich die Anleger wegen der Schwierigkeiten bei den Impfkampagnen. Dies könnte möglicherweise zu einer Verlängerung der Pandemie-Massnahmen führen und damit die globalen Wirtschaftsaussichten eintrüben.

Der SMI schloss 2,38 Prozent tiefer auf 10’591,06 Punkten. Damit hat der SMI den ersten Monat des Jahres um rund ein Prozent unter dem Schlussstand von 2020 von 10’704 Punkten beendet. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 2,18 Prozent auf 1’677,78 und der breite SPI 2,22 Prozent auf 13’192,93 Zähler ein. 28 der 30 SLI-Werte gaben nach, Swatch schlossen höher und Lonza unverändert.

Die grössten Abschläge verbuchten defensive Werte aus dem Gesundheitsbereich wie Sonova (-4,3%), Roche (-3,1%), Novartis (-2,8%) und Alcon (-2,5%) sowie das Marktschwerstgeicht Nestlé (-2,6%). Dabei drückten laut Händlern bei den drei Schwergewichten auch Index- und Future-bezogene Abgaben die Kurse.

Aber auch die Banken UBS (-3,1%) und CS (-2,0%) sowie die Versicherer Zurich (-3,2%) und Swiss Re (-2,5%) standen stark unter Druck. Hier machte sich laut Händlern die zunehmende Nervosität rund um die Hedge-Fonds besonders deutlich bemerkbar.

Zu den grössten Verlierern unter den Blue Chips gehörten auch die Aktien von Givaudan, die um 3,5 Prozent nachgeben. Der Aromen- und Riechstoff-Hersteller bewies im Corona-Jahr 2020 zwar insgesamt seine defensive Stärke und Analysten zeigten sich besonders vom starken organischen Wachstum im Schlussquartal angetan. Gleichzeitig gab es aber auch Gegenwind bei den Wechselkursen und der Reingewinn verfehlte die Erwartungen. Dies löste nach dem starken Kursanstieg im Vorjahr Gewinnmitnahmen aus, wie es hiess.

Zyklische Werte wie Kühne+Nagel (-2,4%), Schindler (-2,5%) und Logitech (-2,3%) schlugen sich im Rahmen des Gesamtmarktes. ABB (-1,3%), Geberit (-1,5%), Sika (-1,8%), LafargeHolcim (-0,7%) und Adecco (-0,1%) hielten sich dagegen besser als der SLI.

Gegen den negativen Trend legten die Anteile von Swatch 2,5 Prozent zu. Der Uhrenkonzern habe mit dem Jahresabschluss 2002 die Erwartungen zwar nicht erfüllt, aber an der Analystenkonferenz einen überraschend positiven Ausblick abgegeben, hiess es am Markt.

Auf den hinteren Reihen fielen die Aktien von Bellevue mit +12 Prozent auf. Die Finanzboutique hat nach ersten Berechnungen 2020 einen Gewinnsprung von 60 Prozent erzielt. Bei Komax (+4,1%) folgten Investoren der Kaufempfehlung von Stifel.

Deutliche Verluste verbuchten einmal mehr Aktien von stark vom Tourismus abhängigen Unternehmen wie Dufry (-4,5%) oder die des Flughafen Zürich (-2,8%). (awp/mc/pg)

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