CH-Schluss: SMI büsst ein – Schwache Defensive und Handelsstreit

Boerse

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zur Wochenmitte deutlich im Minus geschlossen. Der Leitindex SMI fiel dabei zeitweise unter die Marke von 9’700 Punkten. Belastet wurde der Gesamtmarkt insbesondere von den defensiven Schwergewichten, welche angesichts der Corona-Lockerungen nun von manchen Investoren aus den Depots geworfen werden. Auch andere Titel, die nicht sehr konjunktursensitiv sind, hatten es schwer.

Der Schweizer Aktienmarkt schnitt damit am Mittwoch deutlich schlechter ab als zum Beispiel jener in Deutschland oder Frankreich, die weniger defensiv sind. Dort stützten auch die Details zum Wiederaufbauprogramm der EU-Kommission. Es soll noch umfangreicher ausfallen, als es die deutsch-französische Initiative vorsah. Allerdings schmolzen die Kurse europaweit im Handelsverlauf ab, weil Meldungen über ein Wiederaufflammen des Streits zwischen den USA und China wegen Hongkong die Runde machten.

Der SMI schloss 1,16 Prozent tiefer bei 9’716,52 Punkten; das Tageshoch wurde unmittelbar nach Handelsbeginn bei 9’857, das Tief am späten Nachmittag bei 9’673 Zählern markiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien vertreten sind und bei dem die Gewichte der grössten Werte gekappt sind, gab 0,99 Prozent auf 1’442,90 und der breite SPI um 1,35 Prozent auf 12’071,40 Stellen nach. 19 der 30 wichtigsten Titel erlitten Verluste. Ein Thema am Schweizer Markt war auch der Schweizer Franken, der sich zeitweise deutlich abschwächte; der EUR/CHF-Kurs näherte sich phasenweise der 1,07-Schwellen an.

Prägend für die Entwicklung des Gesamtmarkts waren die Verluste beim Schwergewicht Roche, die um 3,5 Prozent nachgaben. Aber auch Novartis (-1,3,%) und Nestlé (-1,2%) erlitten klare Einbussen. Defensive Titel seien aktuell nicht gefragt, hiess es am Markt. Die besonders starken Einbussen bei Roche seien in diesem Umfeld keine Überraschung, weil sich dieser Titel 2020 bislang deutlich besser geschlagen habe als die anderen beiden Schwergewichte.

Angeführt wurde das Verliererfeld aber den ganzen Tag über von Sika (-6,7% auf 166,00 Fr.), nachdem der französische Baustoffkonzern Saint-Gobain sein gesamtes Sika-Paket verkauft hatte. Die Franzosen lösten beim Verkauf gut 168 Franken pro Aktie. Es komme nun darauf an, wie sich die Investoren verhalten, die bei der Platzierung Anteile erhalten hätten, meinte ein Händler zum Vorgang. Dies sei mit einer gewissen Unsicherheit verbunden.

Verluste erlitten ausserdem mit Logitech (-5,1%) und Lonza (-4,7%) weitere Aktien, die den Markt nicht nur outperformt haben, sondern auch eine positive Jahresbilanz aufweisen. Daneben reihten sich mit Vifor (-4,9%) und Sonova (-4,2%) defensive Papiere bei den grössten Verlierern ein.

Gefragt waren auf der anderen Seite Zykliker und Finanztitel. Angeführt wurde das Gewinnerfeld von den Grossbankenpapieren CS (+5,4%) und UBS (+3,8%). Händler verwiesen auf Hinweise eines US-Instituts, dass sich das Investmentbanking stark entwickelt habe.

Klare Gewinne verbuchten ausserdem Swiss Re (+2,1%), Zurich (+1,9%), Swiss Life (+1,6%) und Adecco (+1,3%).

Am breiten Markt sorgten Stadler (-0,7% auf 39,24 Fr.) für Gesprächsstoff, nachdem die RAG Stiftung die Beteiligung am Eisenbahnhersteller auf 4,5 von 10 Prozent mehr als halbiert hatte. Der Verkaufspreis betrug 38,10 Franken je Titel. Dass Hauptaktionär Peter Spuhler sein Engagement erhöhe, sei immerhin ein gutes Zeichen, hiess es.

Im Fokus waren ausserdem nach Zahlen Ypsomed, die nach zeitweise deutlichen Verlusten 0,9 Prozent höher schlossen.

Die Aussicht auf ein baldiges Ende der Reisebeschränkungen verhalf zudem den Aktien von Orascom (+6,7%) zu höheren Kursen. Auch die Anteile von Dufry (+3,1%) und der Jungfraubahn (+1,5%) profitierten von der Hoffnung auf eine Belebung des Tourismus.

Noch deutlicher im Plus schlossen GAM (+13,2%) und MCH (8,4%). Auf der anderen Seite gaben Tecan (-6,8%) und Idorsia (-6,1%) überdurchschnittlich nach. (awp/mc/ps)

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