CH-Schluss: Deutliche Abgaben

Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat zum Wochenanfang knapp über Tagestief deutlich schwächer geschlossen. Die Schuldenkrisen in Europa sowie den USA und die damit verbundenen Unsicherheiten drückten auch hierzulande stark auf die Stimmung der Anleger. Die Investoren seien in der Defensive und kaum zu Neuengagements bereit, hiess es so unter Marktbeobachtern. Eine von der Schuldendebatte belastete Eröffnung an der New Yorker Börse liess zudem gegen Handelsende die Kurse nochmals etwas sinken.

Ein mögliches Scheitern des EU-Sondergipfels in der laufenden Woche belaste die Börse, so Marktbeobachter. In den USA scheint sich indessen gemäss Medienberichten zunehmend Unterstützung für einem Kompromissvorschlag in der Debatte über die Schuldenobergrenze bei Demokraten und Republikanern abzuzeichnen. Der auf Rekordniveau gestiegen Goldpreis dokumentiert allerdings die Unsicherheit der Anleger, die in die klassische Krisenanlage flüchten. Finanzwerte fanden in dieser Situation den geringsten Anklang bei den Käufern, aber auch zyklische Werte standen deutlich unter Abgabedruck.

Der Leitindex SMI schloss um 1,88% tiefer auf 5`826,26 Punkten (Tagestief: 5`813). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 2,05% auf 898,33 Zähler und der breite Gesamtmarkt, gemessen am SPI, um 1,93% auf 5`345,28 Punkte.

Banktitel standen mit der schwelende Schuldenkrise in der Eurozone auf den Verkaufslisten. CS (-4,7%) und UBS (-3,4%) gaben kräftig nach. Bei CS belastete zusätzlich ein Bericht der «SonntagsZeitung». Dem Artikel zufolge könnte die Bank in den USA ähnliche Probleme bekommen wie in der Vergangenheit die UBS. Der europäische Bankenstresstests wirkte sich derweil kaum auf die hiesigen Institute aus. Julius Bär (-3,1%) gaben auch deutlich nach.

Aber auch Versicherungsaktien lagen deutlich im Angebot. So verloren Swiss Life (-4,5%) und Bâloise (-3,1%), erwirtschaften doch die beiden Assekuranz-Konzerne einen hohen Anteil ihres Geschäfts in Europa. Etwas weniger ausgeprägt nach unten ging es für ZFS (-2,7%) und Swiss Re (-1,9%).

Im Blick der Anleger standen Kühne + Nagel (-4,2%). Die Papiere des Logistikdienstleisters wurden für etwas schwächer als erwartet ausgefallene Halbjahreszahlen deutlich abgestraft. Das Ergebnis lag beim Umsatz zwar über den Konsensschätzungen, auf den Stufen EBIT und Reingewinn hingegen etwas dahinter. Schwerer habe aber wohl die gesenkte Wachstumsprognose für das laufende Jahr gewogen, sagten Beobachter. Im Sog gaben bei den Nebenwerten Panalpina sogar um 7,3% nach.

Die Titel von anderen konjunktursensitiven Unternehmen wie Adecco, Clariant und Holcim (alle -3,3%) sowie ABB (-2,9%) standen ebenfalls unter Abgabedruck.

Richemont (-3,3%) und Swatch (-3,1%) konnten sich dem Abwärtstrend ebenfalls nicht entziehen. Swatch ist eigenen Angaben zufolge trotz des starken Frankens weiterhin gut in Form. Im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» hielt CEO Nick Hayek am Jahres-Umsatzziel sowie an der mittelfristigen Umsatzerwartung fest. Dabei verwies er auf starke Marken, viel Kreativität und Innovation in allen Bereichen.

Logitech (Aktie -2,7%) standen auch wegen eines Patentstreits mit der US-Elektronik-Komponentenhersteller Universal Electronics im Blick. UEI reichte bei einem US-Gericht in Kalifornien Klage wegen Patentverletzungen in 17 Fällen ein. Logitech hält die Klage für unbegründet und geht davon aus, sich vor Gericht gegen UEI durchsetzen zu können.

Unter den Pharmatiteln gaben Novartis (-1,4%) im Vorfeld der Halbjahreszahlen deutlicher nach, während Roche (-0,2%) nur knapp gehalten notierten. Der Grund für das bessere Abschneiden von Roche dürfte laut Händlern u.a. in Spekulationen der Sonntagspresse liegen, wonach das Halbjahresergebnis des Pharmakonzerns deutlich besser ausfallen könnte als von Analysten erwartet.

Einzige Gewinner im SMI-/SLI-Tableau waren die Titel des Ölserviceunternehmens Weatherford (+0,3%) im Vorfeld der Quartalszahlen.

In der zweiten Reihe litten Schaffner (-11,6%) unter einer Gewinnwarnung. Die Bank Wegelin erwartet nach der Gewinnwarnung einen «deutlich spürbaren» Spannungsabfall der Aktie. Die Aktie habe sich bisher gegenüber den aktuellen Markt- und Wechselkursstörungen praktisch immun gezeigt, weshalb der Abfall nun deutlich ausfalle.

Georg Fischer (-3,4%) waren nach einem positiven Handelsauftakt ins Minus gerutscht. Das Halbjahresergebnis übertraf die Markterwartungen und wurde von Experten entsprechend positiv gewürdigt.

Im Minus schlossen im Vorfeld der Halbjahreszahlen auch Uster Technologie (-2,4%). Deutliche Gewinne gab es hingegen für die Aktien von Zwahlen & Mayr (+17%), die jedoch traditionell ein dünnes Volumen aufweisen. (awp/mc/ps)

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