Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Donnerstag bis gegen Mittag von einer deutlich tieferen Eröffnung teilweise erholt. Nach einem kurzen Ausflug in die Gewinnzone notiert der Leitindex aber nach wie vor im Minus, gebremst vor allem von der Schwäche der defensiven Schwergewichte. Das Handelsgeschehen an den Finanzmärkten wird weiterhin von den Sorgen um die Staatsverschuldung Italiens und die Zukunft des Euroraums überschattet. Vermehrt Beachtung finden aber nun auch wieder Unternehmensnachrichten, wo am Berichtstag Zurich Financial Services (ZFS) und im breiten Markt die Jahreszahlen von Barry Callebaut Zahlen präsentiert haben.
Für die Erholung an den Aktienmärkten zeichnen aber Gerüchte um eine mögliche Intervention der EZB verantwortlich, welche im Moment eine Krisensitzung aufgrund wieder massiv gestiegener Zinsen für italienische Staatsanleihen abhält. Marktteilnehmer erhoffen sich als Ergebnis der Sitzung eine Ankündigung der EZB, wonach die europäische Zentralbank unbeschränkte Anleihenkäufe tätigen will. Im Falle einer Weigerung befürchten die Marktteilnehmer jedoch, dass es in der Eurozone zu einer Depression kommen könnte, da der EFSF noch immer nicht installiert sei.
Der SMI steht um 12.00 Uhr 0,34% tiefer bei 5’588,86 Punkten. Das Tagestief liegt bei 5’537,16 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,14% auf 847,77 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) steht 0,32% tiefer bei 5’089,19 Punkten.
Auf der Gewinnerseite zeigen sich nach einem schwachen Start dank den EZB-Gerüchten Finanztitel und einige Zykliker. An der Spitze stehen Logitech (+1,9%), die einen positiv aufgenommenen Investorentag abgehalten haben, gefolgt von Adecco (+1,5%), die als technische Gegenreaktion zu den Vortagesverlusten deutlich zulegen können. Weniger fest zeigen sich ABB (+0,2%) und Richemont (+0,3%). Bei ABB dürften die Zahlen vom deutschen Konkurrenten Siemens Beachtung finden. Dieser hat am Morgen seine Ergebnisse für das vierte Quartal vorgelegt. Dabei konnte er zwar beim Umsatz und Auftragseingang zulegen, verfehlte aber beim Gewinn die Erwartungen der Analysten klar.
Finanztitel sind ebenfalls gesucht, wo ZFS (+1,2%) die Führung innehaben. Mit den vorbörslich vorgelegten Quartalsergebnissen traf der Versicherer die Markterwartungen beim Betriebsgewinn und konnte sie beim Reingewinn und beim Eigenkapital gar übertreffen. Analysten sprechen denn auch von einem soliden Quartalsausweis. Auch andere Assekuranzwerte wie Swiss Re (+1,0%) und Swiss Life (+1,0%) können zulegen. Swiss Re dürften zusätzlich von den positiven Zahlen der Konkurrentin Hannover Re am Vortag profitieren
Ebenfalls mit klaren Zuwächsen zeigen sich CS, die 1,0% gewinnen. Jedoch hatten die Titel der Grossbank am Mittwoch 5,1% eingebüsst. UBS verlieren hingegen 0,7%, Julius Bär (+0,1%) notieren knapp in der Pluszone.
Mit die grössten Verluste müssen Nobel Biocare (-1,5%) hinnehmen, nachdem sie am Dienstag aufgrund solider Drittquartalszahlen noch ein Zwischenhoch erreicht hatten. Die Titel des Erdölbohrkonzerns Transocean (-1,8%) übernehmen die Schlusslaterne.
Klar belastet wird der SMI von den sehr schwachen defensiven Schwergewichten. Hier verlieren Roche 1,1%, Novartis 0,9% und Nestlé 0,3%.
Am breiten Markt liegen Barry Callebaut nach der Vorlage der Jahreszahlen 1,3% im Minus. Der weltgrösste Schokolade-Hersteller hat nach eigenen Angaben mit seinen Verkäufen das Marktwachstum übertreffen können und im fortgeführten Geschäft den Gewinn gesteigert, er hat aber die Analystenerwartungen nicht ganz erreicht.
Auch die Titel des Schliesstechnikkonzerns Kaba (-0,5%) zeigen sich nach der Ankündigung neuer Ziele schwächer. Das Unternehmen rechnet im laufenden Geschäftsjahr 2011/12 mit einer weiter positiven Geschäftsentwicklung. In ersten Analysteneinschätzungen werden die Ziele als weitgehend erwartungsgemäss eingestuft.
Leicht unter Druck sind SPS (-0,7%), nachdem das Immobilienunternehmen Zahlen für die ersten neun Monate vorgelegt hat. SPS konnte trotz gesunkener Mieteinnahmen den Gewinn erneut deutlich steigern und will für das Gesamtjahr weiter ein Ergebnis über Vorjahr erreichen. Positiv notieren dagegen BCV (+3,1%). Die Waadtländer Kantonalbank vermeldete einen leicht tieferen Bruttogewinn, liegt damit aber über den Erwartungen der Analysten. (awp/mc/ps)