CH-Verlauf: Weiter schwach – Italien bereitet Sorgen

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die neue Woche schwach begonnen. Als Grund für die wieder düstere Stimmung bei den Marktteilnehmern nennen Händler neben den schwachen US-Konjunkturdaten vom vergangenen Freitag vor allem die Sorgen um eine erneute Ausweitung der europäischen Schuldenkrise. Dabei scheint sich Italien als neuer Brennpunkt herauszukristallisieren. Ein klares Zeichen für die anhaltenden Ängste seien dabei der auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen gerutschte Euro und die deutlich gestiegenen Renditen für italienische Staatsanleihen, heisst es.

Wegen der neuerlichen Ängste um Konjunktur und Schuldenkrise verlieren vor allem zyklische Titel und Aktien von Banken und Versicherungen. Im Fokus stehen aber auch die Papiere von Lonza, Nestlé und Barry Callebaut, die alle drei je eine grössere M&A-Transaktion bekannt gegeben haben. Mit Spannung warten Börsianer ausserdem auf die an diesem Abend nach Handelsschluss beginnende US-Berichtssaison, die traditionell von Alcoa eingeleitet wird.

Der Swiss Market Index (SMI) steht um die Mittagszeit 0,88% tiefer bei 6’098,46 Punkten und damit in der Nähe des bisherigen Tagestiefs. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst derweil 1,02% auf 945,70 Zähler ein, der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,94% auf 5’607,25 Punkte.

Wie meist in Zeiten grosser Verunsicherung tendieren die Finanztitel zur Schwäche, während die defensiven Schwergewichte stabilisierend wirken. Bei den grössten Verlierern sind derzeit vor allem die Versicherungen zu finden: Swiss Life und Bâloise büssen je 2,3% ein, ZFS mit 2,2% nur marginal weniger. Die Grossbanken, die zu Handelsbeginn noch schwächer als die Versicherungen tendiert hatten, haben etwas aufgeholt: CS verlieren noch 1,9%, UBS 1,8%.

An der Spitze der Blue-Chips-Verlierer stehen allerdings mit Clariant und Kühne+Nagel (je -2,6%) zwei zyklische Werte, wobei auch Geberit (-2,1%) und ABB (-1,8%) nicht weit zurückstehen.

Im Fokus stehen u.a. auch die Aktien von Lonza (+,1%), die sich nach einem Start im Minus ins Plus vorgearbeitet haben. Der Konzern will die US-amerikanische Arch Chemicals übernehmen und steigt damit ins Microbial-Control-Geschäft ein. Mit diesem Zukauf vergrössern die Basler ihren Umsatz um rund die Hälfte. Die Akquisition (Unternehmenswert von 1,4 Mrd USD) ergibt Analysten zufolge strategisch durchaus Sinn, allerdings richte sich Lonza damit stärker auf ein tiefermargiges Geschäft aus. Die Papiere von Lonza fallen ausserdem per Mitte September aus dem SMI und werden dort ersetzt durch die Papiere des Aromen- und Riechstoff-Herstellers Givaudan (-0,6%).

Weiter hat Nestlé (-0,6%) die milliardenschwere Übernahme des chinesischen Süsswarenherstellers Hsu Fu Chi angekündigt. Nestlé zahlt für einen Anteil von 60% rund 1,4 Mrd CHF. Die weitere Expansion in den zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt dürfte gut in die Strategie passen und den Investoren munden, hiess es aus Marktkreisen. Die beiden defensiven Pharmawerte Roche (-0,8%) und Novartis (-0,3%) halten sich ebenfalls (leicht) überdurchschnittlich.

Klarer Leader bei den Blue Chips sind zur Mittagszeit die Aktien des Personalvermittlers Adecco (-0,3%). Konzernchef Patrick De Maeseneire zeigt sich trotz diverser schwacher Konjunkturzahlen weiter optimistisch für das eigene Geschäft. «Der positive Trend des ersten Quartals hält an», sagte er gegenüber der «Finanz und Wirtschaft». Leicht im Plus tendieren auch noch Actelion (+0,4%) und Transocean (+0,1%), ohne dass dazu allerdings fundamentale News vorhanden wären.

Weiter im Fokus stehen einzelne Titel noch wegen der SIX-Indexrevision. Während der PS von Schindler (-1,0%) neu in den SLI aufgenommen wird, fallen Weatherford (-0,3%) hinaus. In den SMIM (Index der 30 wichtigsten dem SMI folgenden Aktien) werden neben SMI-Absteiger Lonza auch der Zollfrei-Laden-Betreiber Dufry (-2,3%) und der Vermögensverwalter Partners Group (-1,0%) aufgenommen. Aus dem SMIM gestrichen werden neben dem SMI-Aufsteiger Givaudan der Logistikkonzern Panalpina (-1,3%) und der Schokolade-Hersteller Barry Callebaut (-1,3%). Dieser hat am Montag ausserdem den Verkauf seines europäischen Verbrauchergeschäftes (Stollwerck) an die belgische Baronie-Gruppe bekannt gegeben.

Weiter stark unter Druck stehen Swissmetal (-21,4%). Zwar sind keine Neuigkeiten bekannt geworden, Konzernchef Martin Hellweg hat aber übers Wochenende in den Medien nochmals die schwierige Situation für den Buntmetall-Hersteller betont. (awp/mc/ps)

SIX Swiss Exchange

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