EU-Schluss: Weiter im Aufwind

Paris – Trotz schwacher heimischer Wirtschaftssignale haben die europäischen Börsen ihren jüngsten Aufwärtstrend am Dienstag mit voller Kraft fortgesetzt. Allmählich zeichne sich ab, dass die EZB im Kampf gegen die Staatsschuldenkrise weiter Hilfe leiste, sagte Händlerin Anita Paluch vom Broker Gekko Global Markets. Lob erntete am Markt aber auch der Verlauf der Berichtssaison: «Die Erwartungen waren sehr niedrig», sagte ein Marktbeobachter. «Die Berichtssaison hat aber bewiesen: Die europäischen Unternehmen sind wohlauf.» Dass die italienische Wirtschaft im zweiten Quartal tiefer in die Rezession gerutscht ist, geriet dabei ebenso in den Hintergrund wie schwache Auftragseingänge in der deutschen Industrie.

Der EuroStoxx 50 kletterte um 1,71 Prozent auf 2.440,24 Punkte und baute seine Gewinnserie damit auf mittlerweile drei positive Handelstage aus, die allesamt von deutlichen Kursgewinnen geprägt waren. Seit seinem Zwischentief vom letzten Donnerstag hat er schon um fast acht Prozent zugelegt, und seit dem Tief aus dem Juli sogar schon um fast 14 Prozent. In Paris legte der CAC 40 am Dienstag im um 1,52 Prozent auf 3.453,28 Punkte zu.

Der Londoner FTSE 100 gewannn 0,56 Prozent auf 5.841,24 Punkte. Hier belastete ein Einbruch bei den Papieren der Grossbank Standard Chartered. Deren Papiere rutschten um 16,43 Prozent auf 1.129 Pence ab und lasteten damit nicht nur auf dem britischen Leitindex, sondern auch auf dem europäischen Finanzsektor, dessen Teilindex knapp im Minus aus dem Handel ging. Ins Zwielicht kam die britische Bank wegen der New Yorker Finanzaufsicht: Ermittlungen der Behörde zufolge soll sie über Jahre hinweg Geldgeschäfte für iranische Banken abgewickelt haben – trotz geltender Sanktionen gegen das Land. Standard Chartered wies die Vorwürfe zurück. Zu diesem Zeitpunkt sei es nahezu unmöglich, die Höhe möglicher Geldstrafen zu beziffern, meinte ein Analyst. Der wichtigere Aspekt sei wahrscheinlich, dass dem Unternehmen nun der Verlust seiner Zulassung im Staat New York drohen könnte.

Eine Stütze waren in London dagegen die Rohstoffwerte, angeführt von Anglo American mit einem Aufschlag von 4,26 Prozent. Titel von Xstrata stiegen nach Zahlen um 1,57 Prozent. Die zunehmenden globalen Konjunktursorgen hatten in der Bilanz des Bergbauunternehmens zwar ihre Spuren hinterlassen. Der Überschuss war jedoch im ersten Halbjahr nicht so deutlich zurückgegangen wie von Experten befürchtet. Auf kurze Sicht dürften die Titel aber weniger von den Gewinnkennziffern als vielmehr von der Aussicht auf die Übernahme durch den Rohstoffhändler Glencore getrieben werden, sagte ein Analyst.

Ganz weit vorne lagen im britischen Leitindex die Anteilsscheine von Intercontinental Hotels mit einem Anstieg um 6,35 Prozent. Der Betreiber der Hotelkette Holiday Inn hatte im ersten Halbjahr mit seinem operativen Gewinn positiv überrascht.

In Wien schnellten die Papiere von Voestalpine um 6,60 Prozent hoch. Der Stahlkonzern hatte im ersten Geschäftsquartal zwar einen Gewinneinbruch verzeichnet, hielt aber trotzdem an seiner Prognose fest. Analyst Ingo-Martin Schachel von der Commerzbank sprach zudem von guten Quartalszahlen. Die Tendenz im Stahlsektor fiel indes europaweit sehr positiv aus: Papiere von ArcelorMittal gehörten mit plus 4,76 Prozent zu den besten Eurostoxx-Werten. Händlern zufolge zeichnet sich derzeit eine Bodenbildung bei den Stahlpreisen ab. (awp/mc/pg)

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