EU-Schluss: Leichte Verluste vor Slowakei-Votum

London – Vor dem mit Spannung erwarteten Slowakei-Votum zur Erweiterung des Euro-Rettungsfonds EFSF haben die wichtigsten europäischen Aktienindizes am Dienstag leicht schwächer geschlossen. Der EuroStoxx 50 gab um 0,21 Prozent auf 2.315,97 Punkte nach und beendete damit seine viertägige Gewinnserie. Seit Beginn des deutlichen Kursrutsches an den Märkten Anfang August hat der europäische Leitindex damit mehr als 13 Prozent an Wert eingebüsst.

In Paris gab der CAC 40 am Dienstag zum Handelsschluss um 0,25 Prozent auf 3.153,52 Punkte nach. Der Londoner FTSE 100 schloss mit einem minimalen Minus von 0,06 Prozent auf 5.395,70 Punkte kaum verändert.

Angesichts der politischen Unsicherheit herrschte grosse Zurückhaltung an den europäischen Aktienmärkten. Die jüngste Kursrally sei auch mit geringen Umsätzen verbunden gewesen, sagte Händler Manoj Ladwa von ETX Capital. Die Anleger seien also nicht so ohne weiteres bereit, vor der Abstimmung im slowakischen Parlament sehr viel zu investieren.

Die slowakische Regierungschefin Iveta Radicova hatte die Zustimmung zum neuen EFSF-Rettungsfonds zudem mit der Vertrauensfrage verbunden. Falls also die Erweiterung des Rettungsfonds bei der Abstimmung durchfallen sollte, droht der Regierung in Bratislava das Aus. Der Euro-Rettungsschirm aber könnte in einem zweiten Anlauf trotzdem vom Parlament beschlossen werden. Der sozialdemokratische Oppositionsführer und Ex-Premier Robert Fico hatte schon früher seine Zustimmung zur EFSF-Erweiterung mit einem Rücktritt der Regierung verknüpft.

Ungeachtet der nahenden Abstimmung in Bratislava gehörten viele Bankenwerte erneut zu den Gewinnern im EuroStoxx. Der Spitzenreiter Unicredit stieg um 6,74 Prozent auf 1,0300 Euro, gefolgt von Societe Generale mit plus 5,28 Prozent. Bei den Titeln der BNP Paribas stand ein Aufschlag von 2,96 Prozent zu Buche.

Von der guten Sektorstimmung allerdings profitierten die griechischen Finanzwerte nicht. Vielmehr sackten in Athen National Bank of Greece um 15,79 Prozent und EFG Eurobank um exakt 20 Prozent ab. Dabei könnten die dringend benötigten Milliarden-Hilfen für Griechenland nach Ansicht der Experten-Troika von Europäischer Union, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) Anfang November fliessen. Der drohende Bankrott des hochverschuldeten Landes wäre damit vorerst abgewendet. Vorher müssten die Euro-Finanzminister und der IWF den aktuellen Überprüfungsbericht aber noch billigen, teilten die Finanzkontrolleure mit.

Eine kritische Branchenstudie von Goldman Sachs setzte Telekomtitel unter Druck. Telecom Italia verloren nach einer Herabstufung durch die Analysten der US-Bank 2,62 Prozent. Die trüben wirtschaftlichen Aussichten für Italien würden zu Gewinnenttäuschungen führen, schrieb Analyst Tim Boddy in einer Studie. Die Titel des spanischen Anbieters Telefonica gaben wegen einer weiteren Absenkung durch Goldman Sachs 0,89 Prozent nach.

Auf der Verkaufsliste standen ferner Bergbautitel und Mineralölgesellschaften. Die Kupferpreise waren zuvor unter Druck geraten, nachdem die Nachfrage auf dem chinesischen Rohstoffmarkt geringer gewesen war als zuletzt. In London verloren Anglo American 1,08 Prozent, BHP Billiton 0,44 Prozent und Xstrata 0,13 Prozent. Im EuroStoxx verbilligten sich Total um 0,53 Prozent und Repsol-YPF um 1,84 Prozent.

In Amsterdam schnellten die Titel von TomTom um 12,95 Prozent auf 3,279 Euro in die Höhe. Der Navigationsgeräte-Hersteller hatte eine Zusammenarbeit mit dem US-Autobauer Ford bekanntgegeben. Dessen Titel rückten in New York zuletzt um 0,18 Prozent vor. (awp/mc/upd/ps)

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