Italiens Leitindex taumelt nach Schuldenplänen der Regierung

Mailand – Die neuen Schuldenpläne Italiens haben an der Börse in Mailand den FTSE MIB immer tiefer ins Minus gedrückt. Der italienische Leitindex fiel bis zum frühen Freitagnachmittag um mehr als 4 Prozent auf gut 20 627 Punkte. Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer sogar um 4,65 Prozent abgesackt. Dies war der prozentual grösste Tagesverlust seit dem britischen Votum für einen Ausstieg aus der Europäischen Union (Brexit) im Juni 2016. Seinerzeit war das Börsenbarometer prozentual zweistellig eingebrochen.

Zuletzt lagen alle im FTSE MIB gelisteten Werte im Minus. Am Indexende versammelten sich Aktien von Finanzhäusern wie Unicredit , Bper Banca oder Banco Bpm mit Verlusten zwischen 9 und 10 Prozent. Bankaktien waren zwischenzeitlich wegen zu hoher Schwankungen vom Handel ausgesetzt worden.

Bankaktien litten insbesondere unter dem starken Anstieg der Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen, deren Kurse im Gegenzug deutlich fielen. Die Entwicklung trifft viele Finanzhäuser, die italienische Staatsschulden horten.

Höhere Neuverschuldung als ursprünglich vorgesehen
Die Regierung in Rom zurrte ihre Finanzplanung fest, die ein Haushaltsdefizit für die kommenden drei Jahre von 2,4 Prozent vorsieht. Die populistischen Regierungsparteien Lega und Fünf Sterne setzen damit auf eine höhere Neuverschuldung als zunächst vom parteilosen Finanzminister Giovanni Tria vorgesehen. Dieser wollte die Neuverschuldung auf 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts begrenzen.

Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg sprach von einer «Abkehr von der Konsolidierung». Italiens Regierung lasse es nun offenbar auf einen Konflikt mit der Europäischen Union ankommen. Für die angespannte Lage sei bezeichnend, dass Staatspräsident Mattarella den Finanzminister aufgefordert habe, im Amt zu bleiben. Ein Rücktritt Giovanni Trias hätte an den Märkten zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. (awp/mc/pg)

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