US-Schluss: Indizes nach dem Kursrutsch stabilisiert

Boerse

(Adobe Stock)

New York – Auf die wieder aufgeflammten Rezessionsängste der Anleger folgt am Mittwoch an den US-Börsen noch Zurückhaltung. In der Anfangsstunde war der Handel von Nervosität geprägt, dann aber pendelten sich die New Yorker Indizes auf einem Niveau etwas über den Schlusskursen vom Vortag ein. Etwas klarere Gewinne gab es zwei Stunden vor Schluss beim Dow Jones Industrial , der 0,45 Prozent auf 31’086,14 Punkte zulegte.

Nachdem es am Vortag einen kräftigen Rücksetzer vor allem im Technologiesektor gegeben hatte, konnte sich die Nasdaq-Börse nicht eindeutig erholen. Der Auswahlindex Nasdaq 100, der in den Spitzen schon 0,6 Prozent gewonnen und 0,9 Prozent verloren hatte, lag zuletzt leicht mit 0,16 Prozent im Plus bei 11’656,69 Punkten. Der marktbreit gefasste S&P 500 schaffte es mit 3822,74 Punkten ganz knapp über die Gewinnschwelle.

Das schwindende Verbrauchervertrauen hatte am Vortag bereits wieder die Sorgen genährt, dass die USA auch unter dem Einfluss steigender Zinsen in eine Rezession abgleiten könnten. Am Mittwoch wurde nun vermeldet, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal mit annualisiert 1,6 Prozent etwas stärker geschrumpft ist als zuvor geschätzt. Deutlich nach unten revidiert wurden die Zahlen zum privaten Konsum.

Am Markt herrscht weiter die Angst, dass das Bekämpfen der hohen Inflation mit steigenden Zinsen die konjunkturelle Entwicklung gefährdet. Daran änderte es auch nicht viel, dass sich der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, am Mittwoch zuversichtlich äusserte. Die US-Wirtschaft sei in einer starken Verfassung und so könne die Inflation bekämpft werden und die Situation am Arbeitsmarkt gleichzeitig solide bleiben, sagte er auf einem EZB-Forum.

«Die Zentralbanken bewegen sich auf einem sehr schmalen Grat und diktieren in gewissem Masse die Stimmung an den Märkten» erklärte Aktienstratege Emmanuel Cau von der britischen Bank Barclays. «Es scheint, als befände sich der Markt in einem Tauziehen zwischen der Hoffnung, dass wir uns dem Höhepunkt der Inflation und der Zinsen nähern, und der Herausforderung einer sich verlangsamenden Wirtschaft und einer möglichen Rezession.»

Unter den Einzelwerten rutschten die Aktien des E-Autobauers Tesla um 2,9 Prozent ab. Kreisen zufolge könnte der Hersteller wegen der aktuellen Wirtschaftskrise weitere Jobs streichen. Demnach sollen 200 Mitarbeiter gehen, die derzeit in Kalifornien an einem Autopilot-Projekt arbeiten.

Nach zuletzt recht gutem Lauf konnten sich die Anleger von Fedex an neuen Mittelfristzielen nicht mehr erfreuen. Die Aktien des US-Logistikkonzerns rutschten um 2,2 Prozent ab, obwohl sich dieser für die drei kommenden Jahre weiteres Wachstum vorgenommen hat. Ausserdem soll die Profitabilität weiter gesteigert werden.

Schlechte Nachrichten kamen vom Einzelhändler Bed Bath & Beyond, der einen unerwartet hohen Verlust für das erste Geschäftsquartal vermeldete. Am Markt hiess es, die Papiere seien neuerdings bei privaten Investoren, die sich im Internet organisieren, zu einem Spekulationsobjekt geworden. Die Hoffnung auf schnell steigende Kurse schwenke jetzt aber schlagartig um. Mit einem Kurseinbruch um fast 23 Prozent erreichten sie das niedrigste Kursniveau seit April 2020.

Einen kräftigen Rücksetzer erlebten auch die Aktionäre von Carnival, die sich zuletzt noch über eine Kurserholung freuen konnten. Am Mittwoch folgten bei dem Kreuzfahrtanbieter Gewinnmitnahmen, der Kurs rauschte in New York um fast 15 Prozent in die Tiefe. Die Analysten von Morgan Stanley warnten bei den Papieren vor einem Szenario der Wertlosigkeit, falls die Nachfrage nach Schiffsreisen einen erneuten Nachfrageschock erlebt.

Eine positive Erscheinung waren die Amazon-Titel, die um 1,8 Prozent anzogen. JPMorgan-Analyst Douglas Anmuth kürzte zwar wegen der aktuellen Konsumsorgen seine Annahmen für US-Internetwerte und damit auch das Amazon-Kursziel auf 175 Dollar. Der Online-Händler bleibt für den Experten aber eine der «Top-Ideen» im Sektor. Das neue Ziel verspricht 60 Prozent Kurspotenzial.

Als Treiber verwiesen wurde bei dem Online-Giganten zusätzlich auf eine Studie des Analysehauses Redburn, das eine Abspaltung der Cloudsparte von Amazon als attraktive Option für die Zukunft ansieht. In der Studie wird darüber spekuliert, dass diese bald drei Billionen US-Dollar wert sein könnte. Dies wäre fast das Dreifache des aktuellen Börsenwertes des gesamten Konzerns.

Kursgewinne von 5,6 Prozent gab es ausserdem beim Lebensmittelkonzern General Mills. Die Aktien stiegen nach einer Aussage des Unternehmens, dass Preiserhöhungen und nachlassende Lieferkettenunterbrechungen den Umsatz bald wieder ankurbeln würden. (awp/mc/ps)

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