Air France/KLM-Fusion setzt Swiss unter Druck


Der Deal ist perfekt. Air France übernimmt KLM für 800 Millionen Euro. Die grösste Fluggesellschaft Europas entsteht. Der französische Staat verliert die Mehrheit an Air France. Auch die Swiss beobachtet die Fusion ihrer Konkurrenten genau.

Von Martin Skalsky


Die Fusion zwischen Air France und KLM wirkt sich auch auf die Swiss aus. (pd)
Mit rund 500 Flugzeugen und einem Umsatz von mehr als 19 Milliarden Euro jährlich setzt die künftige Air France-KLM neue Massstäbe. Durch die französisch-niederländische Fusion entsteht der umsatzstärkste Luftfahrtkonzern der Welt. Air France wies im Geschäftsjahr 2002/2003 bei einem Umsatz von 12,7 Milliarden Euro einen Gewinn von 120 Millionen Euro aus. KLM konnte nach einer Periode mit hohen Verlusten das Geschäftsjahr 2003/2004 (per Ende März) wieder in der Gewinnzone abschliessen.


SkyTeam überflügelt Star Alliance
Für September ist die Aufnahme der KLM in das Luftfahrtbündnis SkyTeam um Air France, Delta Air Lines und Alitalia geplant, zu dem sich anschliessend die US-Gesellschaften Northwest und Continental gesellen sollen. SkyTeam würde so das Bündnis Star Alliance um die Lufthansa, United Airlines und Singapore Airlines in den Kernmärkten Nordamerika, Nordatlantik und Europa überflügeln. Weltweit bliebe die Star Alliance mit 26 Prozent Marktanteil vor SkyTeam mit 21 Prozent.


Swiss unter Fusionsdruck?
Wie fruchtbar der Zusammenschluss von KLM und Air France am Ende allerdings wirklich sein wird, weiss in der Flugbranche niemand so genau. «Wenn bei der Fusion alles gut geht, verschieben sich die Kräfteverhältnisse», sagte ZKB-Analyst Patrik Schwendimann gegenüber Moneycab. «Die Swiss würde dann wie alle anderen Airlines unter Fusionsdruck geraten. »Variante Lufthansa
Das wiederum lässt Spekulationen zu. Klappt erstmals eine Grossfusion in der europäischen Luftfahrt, könnte der Beitritt zur Oneworld-Allianz unter Federführung der British Airways für die Swiss nicht mehr erste Priorität sein. «Die Variante Lufthansa wäre dann gegenüber Oneworld wieder interessanter», so Schwendimann. Eine Fusion mit dem deutschen Kranich könnte die Zukunft der Swiss besser absichern.CEO Franz und der Kranich
Dies wiederum dürfte dem ehemaligen Lufthansa-Manager und neuen Swiss-Chef Christoph Franz bestens ins Konzept passen. Schon bei seiner Vorstellung konnte er nicht ausschliessen, dass eine engere Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Arbeitgeber irgendwann aufs Parkett kommt. «Natürlich kenne ich die Leute bei der Lufthansa», sagte er damals.Swiss muss sich entscheiden
Jetzt könnte sich die Lage zunehmend konkretisieren. Die Swiss steht in der Entscheidungspflicht. Erst am Montag wurde bekannt, dass am Tag der Berufung von Christoph Franz zum neuen Swiss-CEO die Kooperationsgespräche mit British Airways seitens der Swiss vorläufig auf Eis gelegt wurden.Bei einer Fusion nur «Junior Partner»
Wie auch immer, die Flugbranche inklusive Swiss schaut im Moment genau auf die Entwicklungen rund um die Fusion zwischen Air France und KLM. Die Konsolidierung ist in der Branche noch längst nicht abgeschlossen und der Beitritt der Swiss zur Oneworld-Allianz nicht in Stein gemeisselt. Eines ist aber klar: In Fusionsverhandlungen würde die Swiss zum jetzigen Zeitpunkt mit fast allen europäischen Fluggesellschaften nur als «Junior Partner» treten können.Martin Skalsky (swisscontent)

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